Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
25.01.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
25.1.1916

Tisza richtete an den Erzherzog eine persönliche, streng vertrauliche Note, worin er darüber klagt, dass die zu Beginn des Krieges so herrlich hervorgetretene Verschmelzung des nationalen Ungartums mit der Armee in letzter Zeit durch Missgunst und Neid gewisser Kategorien der Wehrmacht wieder zu leiden beginne. Tisza hat dabei sichtlich das Tschechentum im Auge und sagt auch sehr deutlich, dass im Generalstab sehr viele tschechische Offiziere seien. Die Note gipfelt in der Bitte, erstens vertrauliche Verfügungen gegen die ungarnfeindliche Tendenz zu erlassen, zweitens bei nächster Gelegenheit wieder die Wertschätzung der ungarischen Truppen zum Ausdruck zu bringen. Tisza weiß wohl sehr gut, dass diese Note hier auf fruchtbaren Boden fallen wird; tatsächlich ist das Stück von Lorx bearbeitet worden. Die Antwort gibt alle Garantien, lässt sich leider auf die von Tisza angeregte energische Behandlung der tschechischen Frage nicht ein, stellt vertrauliche Direktiven an die militärischen Stellen zwar nicht in Aussicht, sagt aber die gewünschte Kundgebung seitens des Erzherzogs zu.

I - Mittagsmeldung: Gestern abends schritten unsere Truppen bei Oslavija neuerdings zum Angriff und nahmen den beherrschenden Straßenrücken südlich Höhe188, sowie den Kirchenrücken, den sie aber infolge der feindlichen Gegenwirkung wieder räumen mussten. Heute ist ein neuer heftiger Gegenangriff im Gange. Bisher 42 Offiziere, 900 Mann gefangen genommen, 2 MG. erbeutet. Die Italiener scheinen Infanterie Geschütze einzuführen. Einzelne Abteilungen haben noch immer schwache Stände, was aber zum Teil auf Beurlaubungen zurückzuführen sein dürfte. –

Nachmittag Hughes Gespräch mit Piffl, der im Auftrage von Exzellenz Krauß um Orientierung über die weiteren Absichten der 3 Armee ersuchte. Beantworte ihm die Frage so gut ich konnte: Nordalbanien wird besetzt, das heißt die Linie Matifluss - Debra gewonnen, was nicht ausschließt, dass man sich rasch in den Besitz Durazzos zu setzen trachtet. - Nach der Abendmeldung führt unsere Unternehmung bei Oslavija zu einem schönen Erfolg; der größte Teil der angegriffenen Frontstrecke, die ich auf etwas 12 - 150X Breite schätze, ist in unseren Händen und wird ausgebaut und mit Hindernissen versehen; etwas 50X des Kirchenrückens konnten nicht gehalten und sollen nun durch langsames technisches Heranarbeiten gewonnen werden; die Italiener konnten sich dort auch nicht behaupten.

Auf dem russischen Kriegsschauplatz nichts Neues; es ist interessant, dass Major Falk glaubt, Russland bereite einen großen Aufmarsch vor.

Heute um 6 Uhr nm. wurden die Waffenstillstandsverhandlungen unterzeichnet; montenegrinischerseits von zwei Offizieren, die die Regierung vertreten.

Abends, da ich das I-Resümee vorlege, höre ich, wie der Chef zu Metzger sagt: „Und dann werde ich ihm halt wieder sagen, dass nach meiner Ansicht die Italiener die nächsten sind.“ Es handelt sich offenbar um die morgige Besprechung mit Falkenhayn, die im Anschluss an das Frühstück beim Deutschen Kaiser stattfinden wird. - Erzherzog Friedrich schickte mir 3 Photographien (er, Lorx und meine Wenigkeit); - recht nett von dem „Höchsten Herrn“.

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