Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
20.02.1916
Wählen Sie aus:
Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
20.2.1916

Wie ich gelegentlich der Inspektion sah, ist auf dem russischen Kriegsschauplatz gar nichts los. Conrad skizziert wieder eine seiner Studien über Kräfteverhältnisse auf diesem Schauplatz und kommt zum Schluss, dass starke Reserven bei Lemberg und Stanislau erwünscht wären, auch ich habe den Eindruck, dass die vordere Linie der russischen Front zu stark ist, dass stärkere Heeresreserven zurückgehören. - Vormittag fragt mich Conrad am Gang, was es unten Neues gäbe. Ich betone besonders die Notwendigkeit, die kalkulierten Kräfte vollzählig zusammenzubekommen, das heißt also 3 Divisionen vom russischen Kriegsschauplatz. Er scheint fest entschlossen, die Kräfte zusammenzubringen. Ich mache ihn speziell auf den heute zum Rapport kommenden Kräftekalkül der Südwestfront aufmerksam. Auch um die einheitliche Leitung der artilleristischen Vorbereitungen in Tirol erkundigt er sich. Ich kann ihn da beruhigen: Waldstätten macht das selbst - mit den ihm zugewiesenen, kriegserprobten Organen. Auf das in meinen gestrigen Notizen erwähnte Zeitkalkül des Kommandos der Südwestfront, das vor allem bezweckte, über die Zeit der Truppenverschiebungen Klarheit zu erhalten, wurde geantwortet: „Soweit sich heute überblicken lässt, dürfte die erste Versammlung der 11. Armee gegen den 20. März die materielle Vorbereitung der ganzen Operation, der Artillerie Aufmarsch und die Versammlung der hinter der 11. Armee heranzubringenden 3. Armee jedoch erst Ende März beendet sein. Hiebei ist vorausgesetzt, dass keine Störungen eintreten. Als Grundbedingung für den Erfolg und daher auch für den Beginn des Angriffes erachtet das AOK. die volle Feuerfähigkeit der Artillerie und die volle Operationsbereitschaft mindestens der 11. Armee. In diesem Sinne sind auch die Artillerie Verschiebungen innerhalb der Südwestfront zeitgerecht zu verfügen. Die beabsichtigte Gliederung der 3. Armee kann derzeit nur im Gerippe gegeben werden: Siehe die Beilage für die materiellen Vorbereitungen und die Quartier-Regulierung für diese Armee wird demnächst Major Schäfer nach Tirol abgehen, dort vorerst mit Oberst Ziller arbeiten und späterhin in Bozen die QuAbt. 3 zu bilden haben.“ Die Beilage sagt nur: XXI. Landesschützen Division und eine Division der 10. Armee, läßt Spalten für ein Korps vom russischen Kriegsschauplatz zu 3 Divisionen (Zahl aber noch nicht bestimmbar) frei und ebenso für 2 Gebirgsbrigaden vom Balkan). - Mittags übergibt mir General einen. Bericht des 5. AK. Über die Schwächung der Isonzofront samt Erledigung durch das Kommando der Südwestfront. Bosco salviert sich recht geschickt für alle Fälle. Darüber und über die Erledigung morgen, sobald das Konzept mir wieder vorliegt. -

Abends sagt mir Lorx, dass Erzherzog etwa gegen den 25. nach Pola reisen wird, um die Flotte und den Kriegshafen zu besuchen. Ich rege an, dass er in Laibach Aufenthalt nehmen möge, teils wegen des Eindruckes auf die Bevölkerung, teils aus den bekannten Täuschungsgründen.

X
Tablet drehen