Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
02.03.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
2.3.1916

Heute setzen wir alles in Bewegung, um den Gegner und die öffentliche Meinung des Hinterlandes möglichst zu verwirren. So wird der 3. Armee befohlen, die Quartiermacher des Armeekommandos ehestens nach Klagenfurt zu dirigieren. Vom AOK. wird Major Krajcsovics des Platzkommandos morgen als Quartiermacher nach Laibach abgehen. Gegen Triest wird ein außerordentlicher Getreidezuschub eingeleitet und dabei angedeutet, dass eine allgemeine Bahnsperre demnächst folgen werde. In der uns feindlichen rumänischen Presse wird eine Nachricht lanciert, dass eine österreichisch-ungarische Offensive bei Monfalcone bevorstehe. Überdies schreibe ich einen Zeitungsartikel, aus dem durchblicken soll, dass die Isonzo - und die karnisch-julische Front sehr beträchtlich verstärkt wurden. - Laut heutiger Mittagsmeldung werden nach Aussage von Gefangenen die italienischen Urlaube noch um weitere 14 Tage (ab Mitte März) verlängert. Wenn das wahr wäre, hat er einen furchtbaren Scherben auf! - Heute sehr viel Arbeit. Das wichtigste Stück, das hinausgeht, behandelt die Termine für den Funktionsbeginn der höheren Kommandos der Südwestfront. Wir wollen, dass das 11. AK. und seine Korpskommandos am 15. zu funktionieren beginnen. Dies ist berechtigt, da die Massentransporte der 11. Armee etwa am 20. beendet sein werden. Dann soll die 3. Armee sofort anschließen. Das Kommando der Südwestfront hat auf Grund der Bekanntgabe aller Daten zu melden, wann es nach Bozen geht. Abends treffen ein: Die Meldung über die Aufträge für die 11. Armee, die Verteilung der schweren Artillerie und die Antwort des Flottenkommandos auf den ersten und einzigen Befehl, den es erhielt. All das soll ich morgen erledigen. Heute habe ich den Eindruck, dass die Kräfte der 11. Armee und auch ihre Artillerie nicht genügend zusammen gehalten werden. Man will Teile ins Fleimstal abflattern lassen. Man sagt der 11. Armee, die Ausscheidung einer Armeereserve wird nicht nötig sein, „da zur Zeit, wo der Angriff der 11. Armee beginnt, bereits 2 - 3 ITD der 3. Armee zur Stelle sein dürften, die im Bedarfsfalle vom Heeresgruppenkommando eingesetzt werden könnten, um Stockungen im Vorwärtsdrängen der 11. Armee zu beheben“. Unsere Erledigung lautet: „Das AOK. muss nach den reichen Erfahrungen auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen fordern, für das erste und entscheidende Ziel des Durchbruches die gesamte, geschlossene, tief gegliederte 11. Armee und die gesamten Artilleriekräfte, ohne nach rechts und links auszugreifen, mit voller Wucht einzusetzen. Daher kann von einem gleichzeitigen Durchstoß in der Sugana keine Rede sein. Die dortige italienische Front ist nach gelungenem Durchbruch über Arsiero - Asiago nicht länger haltbar; dann erst kann der Zeitpunkt für ein Zusammenschießen der Werke von Primolano gekommen sein (vom Chef eingeschaltet: Vor allem deshalb, weil erst dann die hiezu erforderliche Artillerie verfügbar sein könnte). Ein Vorgehen im Sinne dieser Forderungen lässt erhoffen, dass die 11. Armee ihre Aufgabe, auf Bassano und Tiene vorzustoßen, aus eigener Kraft erfüllt, die 3. aber nicht vorzeitig verausgabt wird, sondern für die noch nicht abzusehenden Möglichkeiten in der Hand des Heeresgruppenkommandos bleibt.“

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