Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
12.03.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
12.3.1916

Früh bespreche ich diese Fragen mit Pichler und beim Chef des FEW. Ratzenhofer und Fleischer erklären und beweisen, dass ein Stoppen der Massentransporte die größte Verwirrung anrichten und überdies ein größeres Aufsehen hervorrufen würde, als das Laufen dieser Transporte. Pichler sagt, er könnte Materialtransporte binnen kurzem bringen. Ich entschließe mich aber, die Sache laufen zu lassen; nur keine Gegenbefehle, sie sind doch das Schlimmste im Kriege.

Kless, der Inspektion hatte, wurde von Kageneck ins Verhör genommen, gab aber keine Auskünfte und bekam den Eindruck, dass die Deutschen höchstens an eine kleine Sache glauben.

Nach einer Mitteilung Langthalers hat nachtsüber der Regen angehalten. Erst seit einer Stunde beginnt etwas Ausheiterung; auf den Höhen schneit es. Die „Tiroler Laubfrösche“ glauben aber, dass der Umschlag unbedingt bald kommen müsse.

Ziller schilderte die Wetterlage gestern abends sehr schwarz. (Auszug aus einem Bericht des Obersten von Portenschlag über seine Eindrücke gelegentlich Besuches des Plateaus von Folgaria am 7. und 9.: Schnee in Mulden bis zu 4 m hoch; an Vornahme von Batterie Bauarbeiten, in Stellung gehen der Geschütze ist unter diesen Verhältnissen nicht zu denken. Der fortwährende Schneefall und Nebel behindert jede Aussicht und Orientierung, verlegt die ausgeschaufelten Stellen immer wieder. Am 7. und 9. war die Fricca-Straße verlegt, an ein Passieren derselben wegen Lebensgefahr nicht zu denken. Mit jedem neuen Schneefall wächst die Schneemenge am Plateau, die Verhältnisse wegen Einbau werden immer schwieriger, die Aufstellung eines Kalküls hinsichtlich Beendigung des Artillerie Aufmarsches ist unter diesen Umständen nicht möglich.“) - Nachmittags kommt auch die verheißene schriftliche Meldung über das schlechte Wetter. Wir antworten: „Falls Vorbereitungen, insbesondere der für den Angriffsbeginn ausschlaggebende Artillerie Aufmarsch, durch Schneeverhältnisse verzögert werden, kann sich ergeben, dass die operationsbereite 11. Armee einige Zeit in ihrem Versammlungsraum im Tal verbleiben muss. In diesem Fall gewinnt es an Bedeutung, dass an der Angriffsfront keine neuen Truppen gezeigt werden.“ - Die Abendmeldung verstärkt den Eindruck, dass ein italienischer Angriff an der Isonzofront bevorsteht. Das lebhaftere feindliche Feuer dauerte heute den ganzen Tag an; bei Selz begann der Feind auch, seine Hindernisse wegzuräumen und Sandsäcke vor die Brustwehr zu werfen. – Dessen ungeachtet beginnen heute unsere Massentransporte. Ich beabsichtige aber, eine Division vom russischen Kriegsschauplatz herunter zu bekommen. Abends spreche ich bereits mit Fleischer, der die Sache schon im Ganzen kalkulierte: Die Division kann mit 8 - 10 Zügen täglich gebracht sein. General sagte mir mittags, als ich auch ihm gegenüber diese Idee darlege, es komme in erster Linie die 34. ITD in Betracht, die ohnedies zum VII. Korps gehöre. -

Abends fährt Conrad nach Wien zur Audienz. Er wird dabei den alleruntertänigsten Vortrag über die „Neugruppierung“ an der Südwestfront (Ernennung von Kommandanten u.s.w.), dann Schneiders Organisationsentwürfe und die Grundzüge der neuen Adjustierung mitnehmen.

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