Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
24.03.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
24.3.1916

Früh Regelung der Verbindungen und der Post für neue Dislozierung des Kommandos der Südwestfront.

Nach Mittagsmeldung schafft Feind Material auf Brentenicoplateau. Es ist natürlich, dass er in den Tälern (Etsch und Sugana) zuerst aufmerksam wird. Versammlung der 11. Armee vollzieht sich plangemäß. Gestern in Angriffsraum nur 1 weitere schwere Batterie in Stellung gebracht; Materialförderung dagegen erheblich gestiegen (auf 670 t), wodurch genügende Leistungsfähigkeit der Straßen für spätere Operationen erwiesen. - An Front ziemliche Ruhe, wieder elendes Wetter.

Nachmittags meldete sich Geyer, der beim Flottenkommando zugeteilt ist, bei uns; einerseits um seine Eindrücke zu berichten, andererseits um sich über die Lage zu orientieren, da er vom Flottenstabschef darum ersucht wurde und diese Gelegenheit benützte, mit uns zu sprechen. Er wurde bei der Marine äußerst nett aufgenommen, hauste: auf der Babenberg und war in den letzten Tagen wiederholt zu Exzellenz Haus befohlen, der ihm seine Ansichten eingehend auseinandersetzte. Sie gipfeln darin, dass der Generalstab in Flottensachen nichts dreinzureden habe. Diese Ansicht belegte Haus in seiner sarkastischen Art durch Erzählung ungeschickter Befehle (von Potiorek eingegangen) von Kommandanten der Armee an Flottenabteilungen. Über die jetzt verlangte Aktion sprach er sich nur wenig aus; ich erhielt jedoch den Eindruck, dass er ganz gerne etwas machen möchte, sich aber - selbst durch unsere großzügigen Direktiven - in seiner Souveränität als Flottenkommandant etwas verletzt fühlt. - Ich gebe Geyer die gewünschte Orientierung, das heißt ich sage ihm, dass die Versammlung der Heeresgruppe planmäßig vor sich gehe, der Artillerieaufmarsch durch die Witterungsverhältnisse etwas verzögert worden sei, sodass mit dem Beginn des Angriffes in der ersten Aprilwoche, jedenfalls aber vor dem 10. zu rechnen ist. Das beste Anzeichen dafür werden die Communiqués sein. Geyer erzählte, dass in der Marine, namentlich unter den jüngeren Offizieren große Unternehmungslust bestehe; die jungen Offiziere wollen zur Infanterie oder zu den Fliegern, wenn sie nicht bei Ubooten Verwendung finden können; nur um den Krieg wirklich mitzumachen.

Kommandant der Südwestfront geht mit engerem Stab morgen früh von Marburg ab. - An der Front nichts Neues; noch immer schlechtes Wetter; in Südtirol mäßige Artilleriekämpfe. Ein gefangener Leutnant im Görzischen sagte aus, dass man hier am 19. und 20. einen allgemeinen Angriff erwartet habe. Ein Angriff der Italiener stehe nicht bevor; es bestehe der Auftrag, sich technisch an den Feind heranzuarbeiten.

Was den russischen Kriegsschauplatz betrifft, regte Fleischmann bereits eine Unterstützung Hindenburgs an.

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