Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
25.03.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
25.3.1916

Einer Zusammenstellung über die Munitionsdotierung der 11. Armee entnehme ich, dass diese Armee über 1,122.000 Schuss verfügt, die Batteriedotationen und Kolonnen nicht mitgerechnet.

Mit Abgehen des Kommandos der Südwestfront (Erzherzog mit engerem Stab um 5 Uhr früh) treten neue Befehlsverhältnisse in Kraft; auch Tagesberichte an Militärkanzlei werden nun hier verfasst. - Aufmerksamkeit der Italiener an Angriffsfront unverkennbar: Dauernde Beschießung von Rovereto, die heute lebhafter wurde; Tätigkeit feindlicher Scheinwerfer an der Plateau- und Suganafront. - Nachrichten in Schweizer Zeitungen, dass unsere Offensive bevorstehe. - Die direkte Unterstellung der 5. und 10. Armee gibt natürlich sofort ein ziemliches Plus an Mehrarbeit. Zunächst räume ich mit dem vielen Herumtelegrafieren unter dem Deckmantel der Orientierungen auf. Dann trachte ich die Demonstrationen, denen allerdings augenblicklich das schlechte Wetter im Wege steht, wieder in Schwung zu bringen; Rohr wird belobt, Bosco wird zu verstehen gegeben, dass keine Zeit mehr zu verlieren ist. Dasselbe auch an Uzelac wegen der Fliegerunternehmung. „Der Angriff auf venezianische Bahn wird von Tag zu Tag dringender. Es ist keine Zeit mehr zu verlieren.“ Dadurch ist zwar der Tag nicht festgesetzt, das kann man nicht wegen der Witterung; wohl aber ist auch dieser schlaue Kroate am Auskneifen verhindert. - Auch nach der Abendmeldung hält die erhöhte Artillerietätigkeit im Etsch- und Suganatal an; dagegen herrscht auf den Plateaus Ruhe. - Angeblich verlässliche Kundschaftermeldung spricht von einer Umgruppierung im Raum von Schio - Asiago und von Truppentransporten in die Judicarien und Sugana. Ich glaube aber, es handelt sich noch um den bekannten Austausch.

Abends erzählt mir Hranilović, der italienische Gesandte in Bukarest habe sich um die Quelle der Adeverul-Nachricht, dass eine Isonzo Offensive bevorstehe, erkundigt. Der Redakteur sagte, er habe sie von einer Persönlichkeit aus Österreich Ungarn, deren Namen er nicht nennen könne; worauf der Gesandte bemerkte, auch er halte eine solche Offensive für wahrscheinlich. Die italienische Presse ist noch schwankend, ob es sich um ein Scheinmanöver oder um ein wirkliches handle; die Anwesenheit des Kronprinzen spricht für letzteres.

Heute kam General Cramon von Mezières zurück. Er soll dort eine peinliche Geschichte erlebt haben. Vor seinem Abgehen von hier sagte ihm Metzger, gegen Italien sei nichts los; alles wäre nur Bluff. Vom Deutschen Kaiser gefragt, wann und wie die Offensive gegen Italien geplant sei, antwortete Cramon im Sinne der hier erhaltenen Auskunft, worauf der Kaiser meinte, der Erzherzog Karl habe doch das Kommando des XXII Korps übernommen!

Abends noch eine Anfrage von Boroević, „wann und wo solle je 1 operationsfähige ITD bei Görz und Tolmein stehen.“ (Bezieht sich auf den am 21. 3. verzeichneten Befehl).

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