Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
28.03.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
28.3.1916

Der Kommandant der Luftfahrtruppe meldete gestern abends, dass er die Aktion gegen die Piavebrücken auftragsgemäß noch im März fortsetzen wird, bittet aber zugleich um größeren zeitlichen Spielraum. Hierauf wird entschieden: AOK überlässt Fortsetzung des Angriffes auf venezianische Eisenbahn dem Kommandanten der Luftfahrttruppe. Nächste Aktion kann daher auch anfangs April stattfinden. Hauptziel: Die großen Bahnhöfe (Treviso, Castelfranco, Casarsa u.s.w.).

Vormittags eine gewisse Verstimmung bei Kless, weil Fischer an die Front kommandiert wird. Ich erwirke daher, dass auch Kless gehen kann; dies nicht ohne große Schwierigkeiten weil General, der entschieden gegen das Sammeln von Emotionen ist und verlangt, dass auch Kless eine bestimmte Aufgabe erhält. Ich werde auch so fertig werden. -

Mittags: Die beiden eroberten Stellungen, am Pal und vor der Podgora mussten wieder aufgegeben werden. Im Plöckenabschnitt flaute das heftige feindliche Artilleriefeuer im Laufe der Nacht wieder ab; Italiener hatten hier große, wir geringe Verluste. Gegen Podgora und Doberdó Abschnitt heftiges, jedoch meist regelloses Artillerie- und Infanteriefeuer. Angriffsversuche der Italiener am Nordhang des S. Michele und bei S. Martino abgewiesen. Östlich Selz entwickelten sich infolge starker feindlicher Angriffe heftige Kämpfe. Auch hier die eigenen Verluste nicht bedeutend. -

In der Operationsabteilung meldet sich ein Hauptmann Schmidt des Generalstabes; er kommt von der 57. ITD. Über seine Eindrücke befragt, erzählt er: Stimmung gut, man habe aber „vor den schwarzen Punkten in der Spezialkarte“ (den italienischen Werken) und vor den vorzüglich angelegten Kavernenbatterien des Feindes eine gewisse Scheu. Auch halte man die schwere Artillerie (das heißt in diesem Abschnitt, VIII. Korps) für nicht stark genug. Schmidt hörte auch gesprächsweise, dass zuerst die Coni Zugna genommen werden sollen, und dann erst der Plateau Angriff folgen werde. Habe nun wieder eine gewisse Sorge wegen der taktischen Durchführung der von uns mit solcher Sicherheit und Kraft angelegten Aktion. - Schneider predigt fortwährend gegen unsere Offensive. Heute setzte Lauer der Jugend Schneiders Gedanken auseinander. Schneider meint, unsere Offensive wird nach allen Erfahrungen nur zu einer Verlängerung unserer Front führen. Der Angriff wird bestimmt zum Stehen kommen, der Italiener aber vom Isonzo nicht weggehen. Ich aber sage: Wir werden den Erfolg haben. Alle Kriegserfahrung in Ehren; man kann sie nicht hoch genug einschätzen, muss aber deshalb noch nicht die Flinte ins Korn werfen und auf jeden positiven Erfolg verzichten. Unsere Sache ist eben anders angelegt und hat ganz andere strategische Grundlagen, die nur hier bestehen.

Abends: Heeresgruppe: 11. Armee bis auf einige Anstalten komplett. Im Angriffsabschnitt waren gestern 27 4/2 schwere, 9 4/2 Gebirgsbatterien in Stellung. Materialförderung auf die Plateaus beträgt täglich durchschnittlich 700 t. Die Friccastraße ist ab Vattaro durch den Transport der 42er gesperrt; diese kommt also doch hinauf. Vor Lusern stellt Feind neue Hindernisse auf. 3. Armee. AK. eingetroffen. Vom XXI. versammelt sich die LSchD im Cembra- und Pinètal, die 44. rückt aus dem Auswaggonierungsraum von Bruneck in den Versammlungsraum Branzoll - Auer - Neumarkt. - Die 2. Gebirgsbrigade und vom I. Korps die 43. ITD beginnen einzutreffen. - 10. Armee. Im Plöckenabschnitt brachten die Italiener frische Truppen in Stellung, griffen nachmittags nach heftiger Artillerievorbereitung an und wurden blutig abgewiesen. Im Fella Abschnitt mäßiges Feuer.

5. Armee. Beschießung des Görzer Brückenkopfs und der Hochfläche von Doberdó aus allen Kalibern dauert fort. Um 2 Uhr ein Angriff bei Selz. - Feind: Nach bestätigter Gefangenenaussage soll die Brigade Catanzaro (zuletzt bei Cormons) „ins Trentino“ abgegangen sein, die 10. Infanterie Division bei Spilimbergo stehen.

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