Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
03.04.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
3.4.1916

Heute vormittags geht Kless zum VIII.Korps ab; habe daher nun noch mehr zu tun und muss mich in meinen Aufzeichnungen sehr kurz fassen. Das Wesentliche ist heute eine vormittags eingetroffene Meldung über die Schneeverhältnisse, nach welcher es dem Heeresgruppenkommando nicht „wahrscheinlich erscheint“, dass ein Infanterieangriff großen Maßstabes schon am 11. April möglich sein wird. Krauss will sich übrigens von den Verhältnissen noch selbst überzeugen (gemeldet sind Schneehöhen auf den Plateaus von 0, 60 bis 250, letztere zum Beispiel am Plaut!).

Man darf sich aber nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ich erledige die Sache so, dass ich den Kless benütze 1) um über unsere Auffassung über die Lage Farbe zu bekennen, 2) um Rohr und Boroević zu einem weiteren Herausziehen von Kräften anzuspornen.

„AOK. hat den Eindruck, dass der Feind seine Aufmerksamkeit zwar auf Südtirol, aber auch auf die küstenländische und Kärntner Front richtet. Bisher liegt noch kein Anzeichen für die Durchführung eines großen, durch unsere neue Gruppierung veranlassten Entschlusses der italienischen Obersten Heeresleitung vor. Immerhin erachtet es das AOK, da sich der Angriff aus Südtirol durch die Schneeverhältnisse verzögert, für geboten, die Heeresgruppe demnächst weiter zu stärken. 5. AK. hat daher eine operationsfähige Gebirgsbrigade bis 10. April abends an die Bahn zu steilen. Abtransport kann mit Trains beginnen. Unter Umständen kann hiefür noch eine weitere Verschiebung operationsfähiger Truppen von der 5. und eventuell sogar auch der 10. Armee notwendig werden. In dieser Richtung ist somit vorzudenken. AOK. nimmt diese Gelegenheit wahr, um dem 5. und 10. AK. für das bisherige Herausziehen von Verbänden seine volle Anerkennung auszusprechen. Gleichlautend Heeresgruppe, 5. und 10. AK. Zusatz für erstere: AOK hat auch die Meldung..... (über Schneeverhältnisse) zur Kenntnis genommen, da es für das Gelingen des ersten Stoßes volle Sicherheit haben will und überzeugt ist, dass keine Zeit verloren wird.” - Zum Angriffsplan wurde bemerkt, „dass bei der Disponierung des Angriffes erste Ziele nicht zu weit, das heißt nicht über mehrere befestigte Linien des Feindes hinweg, gesteckt werden, da hierunter Wucht des Stoßes und Ordnung erfahrungsgemäß leiden. Auch auf das Zusammenhalten der Hauptkräfte der 11. Armee gegen die Mitte wird dauernd hinzuwirken sein. Es liegt die Gefahr vor (Metzger korrigierte: um zu vermeiden), dass die Flügelkorps zu breit werden.“ - An der Front nicht viel Neues. Auch heute keine Nachricht, die auf Verschiebungen der Italiener schließen lässt! Der Krieg ist wirklich ein Geduldspiel - Auch der Chef fragt mich, wann ich denn den Schnee wegputzen werde, worauf ich mir den Spaß erlaube, zu sagen: Ich habe schon den Kless hingeschickt.- Heute früh auf den Plateaus 57 schwere Batterien. - Der Aufmarsch der 3. Armee geht sehr glatt; Fleischer arbeitet andauernd vorzüglich. - Abends noch ein Telegramm von Boroević, worin er bereitwilligst auf den Befehl für das Herausziehen einer Brigade eingeht. Jedenfalls kommt man ihm mit Lob und Schmeicheleien besser bei als mit Beschimpfen. Nachmittags telegrafiert mir Hranilović aus Trient, es empfehle sich, Cadorna noch einen Hughesstreifen zu schicken, da am 6. ein Generalstabsoffizier nach Bern komme, um einen solchen abzuholen. Also, es wird wieder ein „Puzzle“, wie wir es nennen, fabriziert. Inhalt: Verzögerung im Aufmarsch (alle möglichen Gründe, darunter auch die Furcht, dass jetzt ein russischer Angriff gegen uns komme). Ein Teil des Streifens zur größeren Täuschung in englischer Sprache…

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