Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
12.04.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
12.4.1916

Als unangenehme Hauptnachricht des heutigen Tages, die ich übrigens nach der Zeitungsvorhersage schon erwartete, ein ausgiebiger Witterungsumschlag ins Kühle. Im Angriffsraum wieder einige cm Neuschnee. Trotzdem sind die Zahlen über die Schneehöhen etwas geringer geworden, nämlich die größeren Zahlen. Die Schneehöhe beträgt jetzt 20 - 130 cm.

Die Kämpfe bei Riva haben einen vorläufigen Abschluss gefunden; die Defensionsmauer ist wieder in unserem Besitz.

Heute früh begann im Sugana Abschnitt ein „starker. Angriff“ gegen den M Carbonile und die Mga.Broi. - Die Feuereröffnung im Plöckenabschnitt musste wegen dichten Nebels verschoben werden. Im Raum von Flitsch beschoss unsere Artillerie eifrig die feindlichen Unterkünfte und Sammelräume. - Eine kleinere Unternehmung am Rombon brachte 40 Gefangene ein. Gegen das Feuer der Artillerie der 5. Armee (an beiden Brückenköpfen) verhält sich der Feind dauernd passiv. - Heute beim Mittagsrapport besprach ich die durch das Wetter geschaffene Lage und betonte neuerdings, dass ich - da nun einmal der Entschluss zu diesem Angriff gefasst wurde - das radikale Festhalten daran, das heißt die Verstärkung der Heeresgruppe für das einzig mögliche halte, zumal das Wetter einmal besser werden muss und der Erfolg dann umso entscheidender ist, mit je stärkeren Kräften wir ihn erzwingen. Diese Verstärkung scheint mir aber auch nötig, um dem angesichts eventueller größerer gegnerischer Verstärkungen nicht unmöglichen Einwand zu begegnen, dass die Sache nun überhaupt nicht gehe; einem Einwand, der bei jenen Leuten nicht unmöglich ist, die überhaupt nur mit halben Herzen bei der Sache sind. Habe den Eindruck, dass General dem Gedanken des Antransportes neuer Verstärkungen vom russischen Kriegsschauplatz nicht mehr so ganz ablehnend gegenübersteht - vielleicht, weil das russische VIII. Korps, wie ich höre, von unserer Front verschwunden ist. Abends die erfreuliche Nachricht, dass der Schnee schmilzt. Ich habe nie geglaubt, dass man im Krieg so ein Laubfrosch sein kann, dass das Wetter eine solche Rolle spielt. Um 10 Uhr noch spreche ich mit Salis und zwar wegen des Fmlt. Schön, der die 59. ITD hat und augenscheinlich wegen Differenz mit dem 8.Kkdo., mit Kochanowski tauschen will. Zum Schluss frage ich um das Wetter; und Salis meint: „ Wir sind zufrieden. Ich hoffe, sehr bald Konkretes mitteilen zu können“. Nun hoffentlich ist das wahr; wenn die Sache nur am 20. beginnt, bin ich schon zufrieden; wir haben doch um mehr als einen Monat Vorsprung. Die heutige Abendmeldung berichtet wohl von einem erhöhten Verkehr auf den Straßen gegen den Angriffsabschnitt von Trainkolonnen und 2 parkierenden schweren Batterien bei Thiene - Piovene. Das sind aber nur die Anfänge von Gegenmaßnahmen; wir haben 72 schwere, 98 andere Batterien in Stellung; und Munition! 5,5 Dotationen für leichte, über 3 für mittlere, 2 für schwere Kaliber. Cadorna spricht auch im Tagesbericht vom 11. über „neue sehr wirksame Geschütze“. Das ist aber nur das Einschießen! In diesem Bericht rühmt er sich auch der Beschießung unserer gegen das Doberdóplateau anmarschierenden Kolonnen. Das hat Boroević gut gemacht; die Wiederholung für das nächste günstige Wetter wird daher empfohlen.

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