Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
16.04.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
16.4.1916

Bei der Inspektion nichts los; kam aber trotzdem erst gegen 1 Uhr ins Bett, da die Theatergesellschaft sehr spät zurückkehrte. In der Nacht sann ich wieder auf eine weitere artilleristische Stärkung des Angriffes und entschloss mich, der 10 und 5. Armee auch noch die restlichen 30,5 Mörser wegzunehmen. Sage das gleich morgens Pflug, der darüber referieren wird. So bekommen wir 18 - 30 Batterien zusammen; das macht mit den 5 sonstigen schwersten Geschützen nicht weniger als 41 Ungetüme. Die müssen das Loch schlagen! - Leider wird die Hoffnung auf diese weitere bedeutende Verstärkung der Artillerie zunächst zu Wasser; nur 1 Batterie von unserer Front kann ich heraus bekommen. Schuld daran ist Pichler, der heute in der Angelegenheit der Besetzung der 59. ITD (deren Kommando nun GM. Kroupa (von der 29.ITD die Fmlt. Schön übernimmt). - bekommt) sprach und bei dieser Gelegenheit sagte, es sei noch viel Zeit, etwa 14 Tage. Dabei sind die Schneehöhen im Abnehmen, und (wie mir Kless abends mitteilt) zum Beispiel beim VIII.Korps schon das Gefühl vorhanden, dass es endlich losgehen solle. - Überhaupt wird es nun wieder sehr interessant. Um dem stets wachsenden Druck des Feindes gegen unsere Feldwachenlinie im Sugana - Abschnitt (Carbonile - Mt. Broi - Glockenturm) und der dadurch verursachten Bedrohung der über Caldonazzo führenden Verbindungen der 11. Armee ein Ende zu bereiten, wurde heute früh ein Angriff angesetzt, der den Feind in seine ursprüngliche Linie Marter - Roncegno - S.Anna zurückwerfen soll. Im Tale geht die 52.HIBrig. (GM. Kindl) , auf den Höhen die 18.ITD Stracker) vor. Sonst nach den Mitteilungen, von einem kleinen „Einbruch“ der Katzelmacher bei Selz abgesehen, nichts Neues. An der Kärntner Front schießt unsere Artillerie fest weiter.

Abends spreche ich mit Salis und mache ihn aufmerksame, dass der direkte Verkehr Pichlers der Sache nicht zum Vorteil gereicht. Ich erwähne auch die Auffassung Pichlers, dass noch 14 Tage Zeit seien; Salis meint, das sei übertrieben, er rechne höchstens auf 10 Tage. Vorher hatte ich aber noch ein längeres Hughesgespräch mit Kless, der seine Eindrücke etwa in Folgendem zusammenfasst: In seinem Abschnitt beiderseits Ruhe. Der Zustand des Zuwartens erzeugt eine gewisse Unruhe, die sich hauptsächlich in übertriebenen Meldungen von Verstärkungsarbeiten und Transporten bemerkbar macht. Im Abschnitt des VIII. Korps ist eine weitere Verschiebung nicht nötig. Colsanto hat zwar oben noch viel Schnee, doch kann man den Angriff und das Vorgehen den Verhältnissen anpassen, was auch vorgedacht ist. Auf den Höhen noch Nachttemperaturen von 2 - 3°, jedoch kommen auch schon warme Nächte vor; in den Morgenstunden bei Sonnenaufgang wird es rasch warm. In seinem Abschnitt gingen schon Anregungen zum Beginn nach oben. Ich bekomme immer den Eindruck, dass die Firma Dankl, die das Kaffeehausleben in Bozen gewöhnt ist, schläft. Die Leute wollen rein gar keine Verantwortung auf sich nehmen. 

Abendresümee: Im Angriffsraum 75 schwere, 105 Feld- und Gebirgsbatterien in Stellung. An Munition auf den Hochflächen 5,5. Dotationen für leichte, 4.3 für mittlere, 2.6 für schwere Kaliber. - An Verpflegung 118 Divisionstage. - Im Suganatal wurde der Feind durch unseren Angriff bis in die Linie Marter – Roncegno - S.Anna zurück geworfen. Bei der Eroberung der Stützpunkte westlich dieser Linie 500 Italiener gefangen, 2 MG erbeutet. Letzte Meldung über Lage um 2h nm. Der nördlich anschließende Abschnitt unterstützt den Angriff durch Artilleriefeuer und Entsendung von Aufklärungsabteilungen. Gegen Col di Lana- und Kreuzberg-Raum erhöhte italienische Tätigkeit, sichtlich auf Befehl der höheren Führung. Westlich des Kreuzberges nahmen die Italiener die Sentinellascharte (zwischen Rotwandspitze und Elferkofel); die Wiedergewinnung ist für heute nachts vorbereitet. 

Also rund, bei Einrechnung der Marschformationen: 515.000 Fgw. 1850 MG., 3600 Reiter, 2400'Gesch.

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