Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
27.04.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
27.4.1916

Nachmittagsresümee: In Tirol an der Westfront, in den Judikarien und bei Riva mäßige, im Etschtal und auf den Hochflächen, wo unsere Werke wirkungslos beschossen wurden, lebhaftere Artillerietätigkeit. Nördlich des Suganertales räumte der Feind auch einzelne Stützpunkte nördlich Roncegno. S.Anna hält er aber noch besetzt; westlich Borgo arbeitet er an einer zweiten Stellung. (Ich habe den Eindruck, dass er bald bis in die Höhe von Borgo zurückgehen wird). Im Col di Lana-Raum scheint unsere Artillerie die feindliche dauernd in Schach halten zu können. Gegen die Bahn bei Innichen sind die Italiener eingeschossen; bisher kein nennenswerter Schaden. Bei Flitsch kleinere Unternehmungen; im nördlichen Abschnitt (I) der 5. Armee. Heute vor Tagesanbruch ein eigener allgemeiner Feuerüberfall, verbunden mit Patrouillenunternehmungen. Bei Selz gestern abends feindliches Trommelfeuer, dem ein Angriff folgte; dieser wurde abgewiesen. - Wetter in Tirol warm. - Auf der Bahn Casarsa-Udine stärkerer Zugsverkehr (auf 24 Stunden umgerechnet 50/50). Die neue Brigade (221, 222) scheint im Suganer Abschnitt zu sein. Nachmittags ruft mich Salis zum Telefon und bittet, man möge Uzelac von Trient abberufen, weil dort für 2 Kommandanten kein Platz ist und eine größere Mitwirkung der Tiroler Flieger bei weitreichenden Unternehmungen jetzt nicht mehr in Frage kommt. – Salis sagt mir auch, man sei in Bozen selbst durch die gestrige Schneehöhenmessung sehr überrascht gewesen und habe nun präzisere Angaben verlangt. In Bozen sei es sehr warm, der Schnee schmilzt rasch weg. Ich deute an - soweit dies durch das Telefon geht - dass „die allgemeine Lage“ im letzten Befehl keine Phrase sei und dass sich das Warten auch schon an den anderen Frontteilen, besonders bei der 5. Armee unangenehm fühlbar mache, worauf Salis sagt, dass auch das LVK schon sehr jammere. - Abendresümee: Von der 11. Armee wurde eine schwere Batterie dem LVK, offenbar für den Col di Lana abgegeben. An der ganzen Front der Armee arbeitet der Feind ununterbrochen an seinen Stellungen. Fortgesetzt entstehen neue Befestigungen und Hindernisanlagen; andauernde Sprengtätigkeit deutet auf regen Kavernenbau. Im Sugana Tal ist der Feind weiter als bisher angenommen, zurückgegangen. In Roncegno nur mehr ein Hauptposten; bei S.Brigida aber beginnt eine mit mehreren Hindernisreihen versehene Stellung, die sich in nördlicher Richtung bis zum Collo erstreckt. - Im Angriffsabschnitt schwüles Wetter. Am Col di Lana scheinen die Italiener ihren Angriff fortsetzen zu wollen; heftiges Artilleriefeuer, Befestigungsarbeiten. - Am Görzer Brückenkopf wurden die 3 Brigaden der 4.ID II durch 2 Brigaden verschiedener Divisionen des XIV. Korps abgelöst; wahrscheinlich ist also das ganze XIV. Korps an der Isonzofront. - Bei uns vermutete Verteilung der italienischen Streitkräfte nach Brigaden

(die neuen Brigaden eingerechnet)                        

 

 

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