Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
29.04.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
29.4.1916

Heute vormittags kommen der Chef des bulgarischen Generalstabes (Zostoff) und Linsingen an; mittags Diner der „Gottsöbersten“. An der Front nach den Vormittagsmeldungen wenig Neues. In Tirol rühren sich die Italiener im Adamellogebiet, wo ein Bataillon vom Dosson di Genova gegen unsere Stellungen vorzurücken beginnt. An der Front von Riva bis zur Sugana lebhaftere Artillerie Tätigkeit. Gegen die Col di Lana-Stellungen starkes feindliches Feuer. - Auch im Küstenland standen Görzer Brückenkopf und Doberdóplateau gestern unter lebhaftem Feuer. Nachmittags kommt eine Meldung, dass nun bei der 20.HITD feindliche Minensprengungen deutlich festgestellt wurden und zwar gegen den M.S.Michele und nördlich davon. Als Gegenmaßnahme ist ein oberirdischer Gasangriff geplant, der uns in den Besitz der feindlichen Mineneingänge bringen soll. - Abendresümee: Bei 11. Armee geringe Gefechtstätigkeit. Auf den Hochflächen befinden sich nunmehr 10.700 t Munition und 147 Divisionstage Verpflegung, weitere 194 Divisionstage sind in den Tälern. - Von der 3. Armee ist die 21.GBrig. In den Subrayon 5 abgerollt. Im Adamellogebiet bemächtigten sich etwa 4 - 6 feindliche Kompagnien des Crozzon di Lares und des P. di Lares; unsererseits Gegenangriff mit 2 ½ Kp. beabsichtigt. Angriff auf Mandronstellungen wird erwartet. Sonst nichts Besonderes. - Conrad liest heute den Bericht Krauss und schreibt dazu: „ Dem AOK ist es nie eingefallen, trotz Schnee loszustürmen und tausende Menschen zu opfern. (Darauf spielte Krauss mit nicht Misszuverstehendem deutlich an). Das AOK hat stets betont, dass die technische Durchführungsmöglichkeit in erfolgversprechender Weise vorhanden sein müsse und daher auch die hiefür mitbestimmende Schneelage für den Angriffsbeginn berücksichtigt werden muss. Es hat aber auch die Schwierigkeiten und erhöhten Menschenverlust in Betracht gezogen, welche sich ergeben, wenn dem Feind längere Zeit für seine Gegenmaßnahmen bleibt; und es hat daher seinen Standpunkt am 23. d.M. klar präzisiert. Darnach entfällt die Notwendigkeit einer Reise zur Einflussnahme auf den Angriffsbeginn, welcher nach wie vor dem Heeresgruppenkommando überlassen bleibt.“

Kageneck beginnt schon wieder zu unken und erzählt mir auch, dass bereits „im R-Zimmer“ Stimmen laut werden, die unsere ganze Operation verurteilen; man wünscht nur einen Vorwand zu finden, um die Kräfte aus Tirol auf den nördlichen Kriegsschauplatz ziehen zu können. Ich bleibe die gebührende Antwort nicht schuldig; er ist doch ein unverbesserlicher Scheißer!

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