Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
16.05.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
16.5.1916

Vormittag bis mittags: Bin mit der Entwicklung der Dinge vollkommen zufrieden. Beim VIII.Korps nahm die 57.ITD gestern noch die Höhe nördlich Albacedo; 59. wird heute nach konzentrischer Artillerievorbereitung Moscheri angreifen. 48. dispositionsgemäß bei Villa Lagarina - Volano eingetroffen.

XX.: 8.ITD greift Maronia an; 3. nahm noch gestern den Coston und steht nun in Linie Costa d'Apa - Coston - M.Costone, mit einem Bataillon in Casotto. - III. eigene Stellungen unter heftigem Artilleriefeuer. Mein Gesamteindruck: Es geht gut, ohne Überhastung. Am schwierigen Fortkommen im Terragnolotal ist teils das dortige Terrain, teils wahrscheinlich auch der sogenannte Überfall Schuld. Bei 3. Armee nahm XVII. mehrere Stellungen am Armenterrarücken und vertrieb den Feind nördlich der Sugana aus seinen Gräben bei und nördlich S.Anna. Vom Collohang konnten die Italiener nicht geworfen werden. Salubio, Colamentotal und Setole unter unserem Artilleriefeuer. An mehreren anderen Stellen in Tirol, in Kärnten und im Küstenland demonstratives Artilleriefeuer und auch Infanterieunternehmungen, ganz vorzüglich bei der 5. Armee, wo unsere Stellung westlich S.Martino behauptet und befestigt wurde und ein eigener Angriff östlich Monfalcone in die vordersten feindliehen Gräben eindrang. Gefangene und Beute im ganzen 74 Offiziere, 2967 Mann, 13 MG, 7 Geschütze, davon das meiste natürlich bei 11. Armee. Durch den Kampf dieser Armee wurden bisher nur die im Angriffsabschnitt vermuteten Verbände festgestellt. Vor der Lavarone - Front befindet sich am Dosso eine zusammenhängende feindliche Stellung und südlich des M. Verena viel neue Artillerie. - Das demonstrative Artilleriefeuer wurde über Anfrage des 5. AK. von uns schon gestern für die 5. und 10. Armee auf jene Räume beschränkt, wo Infanterieaktionen stattfinden. Beide Armeen, besonders aber die 5. haben ihre Aufgaben mit den bescheidenen Mitteln sehr schön gelöst. - Abends: Schnupfen und Inspektion. Macht aber nichts, denn es geht dauernd gut. Das VIII. Korps hat mit der 57. ITD in langsamen Vorgehen Costa - Violina - Albaredo erreicht, die 59. ITD ist in Moscheri eingedrungen und geht gegen Piazza vor. XX.Korps - Die ganze Hauptwiderstandslinie des Feindes M.Maronia - Costa d'Apa - M.Coston - Soglio d'Aspio, die laut eines erbeuteten Befehles auf das Äußerste gehalten werden sollte, ist in unserem Besitz. Gegend Milegna bereits von TKJ 2 erreicht. III. Korps unverändert: Campolongo und Verena je 4 Volltreffer. Bisher bekannte Gesamtbeute: 85 Offiziere, 3163 Mann, 13 MG, 2 Musketen, 1 Minenwerfer, 7 Geschütze, 10 000 Lire. 3. Armee: Artilleriemassenfeuer - gegen Sella Raum (feindliche Ansammlungen). Demonstrationen im Fleimstal Abschnitt, wo Feind einen Angriff zu erwarten scheint. Auch bei 10. und 5. Armee trotz geringer Artillerietätigkeit lebhafte Demonstrationen. Heute griffen insgesamt 28 eigene Flugzeuge die Bahnhöfe von Udine, Cormons, Cividale, per la Carnia und Treviso an; überall, namentlich in Udine, mächtige Wirkung beobachtet. (Cadorna dürfte heute ungemütliche Stunden haben. Der Bahnhof schwer beschädigt, in der Stadt große Brände, namentlich durch Treffer in der Petroleumraffinerie; dazu die Nachrichten von unserer Angriffsfront). Bei uns noch immer Unken, die vor allem siegen wollten, alles genommen seien nur Vorstellungen. Das ist insoferne richtig, als der Erfolg erst kommen wird. Beim Angriff der 11. Armee noch keine anderen als die im Angriffsraum vermuteten Verbände festgestellt. - Nach Gefangenenaussagen könnte vor dem Görzer Brückenkopf ein neu gebildetes, das XX.Korps, aus bestehenden und neuen Brigaden formiert, stehen; Divisionsnummer 40 und 45. - Gesamteindruck: Es geht gut, ruhig und sicher. Die Angriffskorps haben bisher noch lange nicht alle Kräfte eingesetzt. Die 11. Armee hat noch das III.Korps in erster Linie und dahinter die 6. Division, dann die 48.ITD hinter dem VIII.Korps unberührt. Kräfte der ursprünglichen 3. Armee sind überhaupt noch nicht an den Feind gekommen. Unsere Demonstrationen dürften sehr wirksam gewesen sein, die Oberste Führung hat geklappt.

Wie ich verschiedenen Äußerungen Kundmanns entnehme, zuckt in den oberen Köpfen schon sehr die Erwartung einer großen russischen Offensive; besonders aus der angeblichen Ernennung Nikolajs zum Oberbefehlshaber an unseren Fronten glaubt man auf eine solche schließen zu können.

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