Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
19.05.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
19.5.1916

Heute früh Meldung, dass VIII. Korps Feind nach zähem Widerstand an ganzer Front geworfen hat. In rascher Folge dann Nachrichten, dass auch die permanenten Werke Toraro und Campomolon genommen wurden. - Mittagsresümee – VIII.: 48 (11 GBrig. und Truppe zwischen Etsch und Zugna Torta) besetzte den Südrand der Lawine und die Costa Stenda - 57 (6, 9, 18.GBrig.) ist im Vordringen gegen Coni Zugna, erreichte Zantolli, Pozzacchio und die Höhe nordöstlich davon; 59.ITD (10.GBrig., 12.GBrig.) (letztere von der 48.ITD) gewann den Nordrand des Col Santo und dringt mit einer Gruppe gegen Borcola Paß vor. XX.: 8.ITD nahm gestern den M.Gusella, heute das Werk Toraro; 3. ITD das Werk Campomolon. Linker Flügel erreichte bereits den M.Melignone. Gefangene und Beute 10.280 Mann, 196 Offiziere, 51 MG., 61 Geschütze. - 3. Armee: Sellagruppe im Vordringen; Armenterragruppe wies 6 italienische Angriffe ab. - Im Adamellogebiet verläuft unsere neue Hauptstellung von C.Presena über M Gabbiolo - Stavel - M.Covel - M.Foletta - Cop.di Casa. Hier soll ernster Widerstand geleistet werden. - Bei 10.und 5. nichts von Belang. Im Angriffsraum des VIII. und XX.Korps wurden bisher 7 - 8 feindliche Brigaden, lauter an dieser Front vermutete, festgestellt. - namhafte frische Kräfte sind nach unserem Kalkül nicht vor dem 21. Mai zu erwarten. - Nach allem lässt sich schon jetzt erkennen, dass unsere Offensive, wenn weiter gut geführt wird, zu einer Katastrophe des feindlichen Heeres führen kann. Umso mehr gilt es, die Führung fest in der Hand zu behalten. Ich dagegen wehre mich mit Leibeskräften gegen den Gedanken einer Fahrt an die Front, der nur der Eitelkeit, Neugier und einer Sucht im Taktizieren entspringt, deren sich die Oberste Führung unbedingt enthalten soll. Durch unsere Fahrt nach Trient gingen allein 4 Tage ruhiger Arbeit verloren, durch das Herumfahren im Auto mindestens ebenso viel; dazu die unnütze Belästigung der höheren Kommandos, Truppe u.s.w., die Schwierigkeit ja Unmöglichkeit, die für das AOK erforderlichen Verbindungen aufrechtzuerhalten – kurz, die Folgen lassen sich gar nicht ausdenken und können namentlich dann, wenn die Russen angreifen oder ernste politische Fragen auftauchen sollten (Einmengung Deutschlands?) ins Ungemessene steigen. Mein Urteil über die ganze Sache ist „Gasdampf“ - Mittags liegt in meinem Resümee eine Aufzeichnung Conrads über die künftigen Operationen. Er rechnet wieder mit einzelnen Divisionen, die er nummernweise den italienischen befestigten Fronten zuteilt und hält einen italienischen starken Gegenstoß südlich des Suganertales für möglich. Kurz, er ist noch immer in der Stoßtaktik. – Abends: 11. Armee: VIII. 48 verstärkt ihre Stellungen und feuert gegen Brentonico. 57 ist auf dem schmalen Rücken gegen Coni Zugna etwas vorgedrungen. Mattassone und Valmorbia sind noch von schwachen feindlichen Kräften besetzt, die vom M.Spil her gefaßt werden sollen. 59. hat den Col Santo und den Rücken südöstlich dieses Gipfels besetzt und ist im Vorgehen gegen die Pässe Luco und Borcola. XX.: Patrouillen der 8. ITD finden die Orte Molino und Laghi vom Feind frei. 3. ITD ist im Besitz des M.Melignone und der Tonezza Spitze. Mittags unternehmen die Italiener mit allen zur Hand befindlichen Kräften und mit eilends auf Autos heran geschafften Abteilungen einen Gegenangriff auf den P.della Vena und Campomolon, der bald vollständig abgeschlagen war. - Verluste des XX. Korps in den ersten 3 Tagen 40 Offiziere, 900 Mann. Neue Beute: 12 - 28cm, 11 - 15cm (diese schweren Geschütze aber teilweise gesprengt und ohne Verschlüsse), 1 Feld-, 3 Gebirgsgeschütze, 2 Minenwerfer, 4 Scheinwerfer, 3000 kg Dynamit u.s.w. - III., das morgen in den Verband der 3. Armee tritt, hat, von der Artillerie des XX.Korps unterstützt, die Artillerievorbereitung gegen die feindlichen Stellungen und die Werke Campolongo und M. Verena mittags begonnen. - 6.ITD gelangt nach Casara. XXI. unverändert. – 3. Armee: XVII. zwang auf Sella-Hochfläche die Brigade Siena zum Rückzug, bemächtigte sich des Sasso Alto und ist für den Fall eines feindlichen Rückzuges (der laut einer abgehorchten Radiodepesche für die kommende Nacht geplant ist, zur Verfolgung bereit. - I.: 43.ITD gelangt nach Gardolo - S.Michele. - Wirkung des Angriffes der 11.Armee wird auch im Raum zwischen Etsch und Garda See fühlbar; vom Brentonico bringen die Italiener schwere Geschütze und die Zivilbesatzung zurück. - Sonst nichts von Belang. - Die Niederlage der Italiener nimmt also an Umfang zu, die Führung beginnt unruhig zu werden (Gegenangriff mit Truppen unzureichender Stärke, die mit Autos herangebracht wurden, anscheinend regelloses Heranführen von Abteilungen mit Fußmarsch an die bedrohte Front vermutlich Etappen Truppen, Festungsbesatzung Mestre oder dergleichen; Anzeichen eines beabsichtigten Rückzuges des Feindes vor unserem III. Korps, Vorbereitungen zum Abbau der Radiostation Arsiero, Extrapressebericht über Siege im Adamellogebiet). Ein großer Entschluss zur rechtzeitigen Abwehr unseres Angriffes ist noch nicht erkennbar.

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