Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
31.05.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
31.5.1916

Früh erzählt mir Kageneck, die Chefesse habe gestern im Theater geäußert, der Chef sei trotz der großen Erfolge im Südwesten ganz verärgert wegen der ewigen Intrigen, die in Wien gegen ihn gesponnen werden; Kageneck meint, dass es sich um Meinungsdifferenzen mit Burián handeln dürfte. Der Marschall soll übrigens auch bei der letzten Audienz vom Kaiser eine Nase bekommen haben und zwar weil sich das AOK in alles hineinmische. Auch der letzte Satz des AOK - Befehles, betreffend die „ Grenzen, deren die Monarchie für ihre künftige Sicherheit bedarf „ haben nicht das kaiserliche Wohlgefallen erregt, aber anscheinend in dem Sinne, als er nur als Ankündigung einer Grenzkorrektur ausgelegt werden konnte, worauf der Marschall entgegnet haben soll, man könne ja eventuell bis Rom kommen; es sei nicht gesagt, welche Grenzen gemeint sind. - Nach einem Telegramm Sonnino - Carlotti vom 26.5. versicherte Briand, er halte es von höchstem Interesse für die gemeinsame Sache, dass die Engländer und auch Russen so rasch als möglich die Offensive ergreifen; er übe gemeinsam mit Joffre den größtmöglichen Druck auf England und Russland aus, ersuche jedoch, „Euer Exzellenz mit dem Ausdruck seiner Betrübnis zu sagen, dass die in Paris befindlichen Russen nicht daran glauben, ihr Heer werde für den Augenblick imstande sein, eine wirksame Offensive aufzunehmen.“ - Heute mache ich das Konzept über die nächsten Verstärkungen: Die 61.ITD, die am 2.6. mit dem Abtransport beginnen kann und die 28. Lst.GBrig., die nach Entlassung am 4.6. langsam von Bosnisch Brod abgeht. Diese Truppen belegen die Bahn im Auslauf in Tirol bis etwa 14.6.; daher müsste eine Division vom russischen Kriegsschauplatz etwa am 9.6. mit dem Transport anschließen. - Der heutige Tag brachte namentlich in der entscheidenden Mitte eine Reihe größerer Erfolge. Am rechten Flügel ist die Lage ziemlich stabil. Beim XXI. Korps gelang es den Landesschützen, sich auf einer Felsnase südöstlich Salvata festzusetzen. Die Verluste dieser Division sind nicht so arg, wie ich glaubte, sie betragen bisher gegen 13%. Das VIII. kommt bei Bettale vorerst nicht weiter; die Italiener richten verzweifelte Anstrengungen gegen die von uns eroberten Stellungen, die ihnen wegen der Unterbindung des Nachschubes auf den Pasubio sehr unangenehm sind. XX. soll heute mit 8. westlich, mit 3. östlich des M.Priaforà angreifen; tatsächlich dringt 3 südlich Arsiero bis in den Raum südlich Maso vor. 9. (Armeereserve) wird mit einer Brigade - Gott sei Dank nicht zu XXI., sondern - zu VIII. in das Terragnolol-Tal herangezogen. - 5. Armee: 34. ITD ist, nach einer spät abends eintreffenden Meldung, sehr weit vorgedrungen; der M.Cengio, der das Asticotal weithin beherrscht, ist genommen, ebenso die Höhe Belmonte. III. hat gestern Galli, N.Longara, M.Baldo genommen; heute drangen Vortruppen der 6.ITD bereits bis beiderseits Mga. Mandrielle vor. - Der Feind scheint das ganze II. Korps (Plava) aus der Front zu ziehen.

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