Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
17.06.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
17.6.1916

Jetzt beginnt eine sehr interessante und schwierige Zeit. Heute früh schon finde ich ein Telegramm des HGK. vor, dass es die 44. und 3. ITD. abgeben will. Ungeschickter schon - man kann nicht! Spreche gleich mit Salis. Befehle sind aber schon ergangen. Immerhin: Ich erwirke noch bei General, dass statt 3. eine Division des VIII. Korps transportiert wird, und das famose Korpskommando gleich mit. Dann fange ich Rohr und Soós ein; letzterer ist bereits heute früh von Laibach abgereist, Rohr will morgen fahren; dirigiere zunächst Soós nach Villach. - Eine Nachricht über Isonzooffensive; gestern auch größere Kämpfe am Südteil von Doberdó. Nachrichten zwar vermutlich lanciert; vermute eher, dass Cadorna seine Gegenoffensive gegen Tirol durch Tätigkeit am Isonzo verschleiern will; es gelingt aber wenigstens, die paar Landsturmbataillone zu retten, die die 5. Armee bereits gestellt hat. - Nach Mittagsmeldung fortdauernde Kämpfe bei I. und III.Korps. 34. ITD. hat noch die das Tal Magnaboschi beherrschenden Höhen genommen. Sonst greift übrigens der Italiener an. 43.ITD., ebenso 6. wiesen alle Angriffe ab. Bei 2.GBrig. soll der gestrige Einbruch noch repariert werden. LVK., wo Angriffe an Dolomiten Front andauern, wurde um Beurteilung der Situation ersucht. - Am Isonzo abends lebhaftes Artilleriefeuer gegen den Südteil des Doberdóplateaus und darauf Infanteriekämpfe, die am Rücken von Monfalcone noch andauern.

Heute kam eine Antwort Falkenhayns auf das letzte Telegramm Conrads, deren Tenor ist: Er begrüßt das Zusammenarbeiten, das Conrad anregte; er habe es immer bedauert, wenn es aufgegeben wurde. „Eurer Exzellenz Ansicht, dass nur voller Einklang im militärischen Handeln zum Erfolg führen kann, teile ich umso überzeugter, als ich sie ja von jeher uneingeschränkt vertreten und jedes Abweichen davon lebhaft beklagt habe. Wenn Euer Exzellenz ferner meinen, es sei sicher, dass die Russen sich entschlossen hätten, keine Offensive mehr gegen die deutsche Ostfront zu führen, sondern alle ihre für die Defensive überschießenden Kräfte gegen unsere Front südlich des Pripjet einzusetzen, so ist das wohl möglich. Beweis hiefür liegt jetzt noch nicht vor. Das ist ja eben das Charakteristische an dem russischen Erfolg, dass er ohne Zweifel mit verhältnismäßig schwachen und zahlenmäßig unterlegenen Kräften gewonnen wurde. Soviel ich weiß, hat der Feind auch jetzt nur einzelne Divisionen im Antransport vom Norden her. (Folgen Angaben über die anrollenden Kräfte: 2 russische, dagegen 7 ½ deutsche, 2 + 2 österreichisch-ungarische Divisionen). Nach meiner Meinung müsste es mit so starker Unterstützung gelingen, den russischen Ansturm mindestens zum Stehen zu bringen, wenn nur die an Ort und Stelle befindlichen Kräfte gezwungen werden, ihre Pflicht zu tun. Auf diese Forderung ist der größte Nachdruck zu legen. Wird sie nicht erfüllt, so ist auch die notwendige Vorbedingung für die Vorbereitung einer zukünftigen Operation, wie Sie E.E. im Auge haben, nicht gegeben. Dass eine solche oder ähnliche Operation nicht in einigen Tagen, sondern frühestens in mehreren Wochen ausführbar wäre, kann doch keinem Zweifel unterliegen. Ich müsste daher erneuert bitten, mit allen Ihnen und dem AOKdtm. zur Verfügung stehenden Mitteln die k.u.k. Truppen zum Aushalten zu bringen. Vorkommnisse, wie das neuerliche Zurückgehen des 18. Korps und der 46.Division ohne ernsten Grund dürfen unter keinen Umständen geduldet werden, sonst ist alle unsere übrige Arbeit vergebens. Über die zukünftige Operation aber wird erst nach weiterer Klärung der Lage entschieden werden können." - Conrad entgegnete etwa: Da Falkenhayn auf die Frage einer die Kriegsentscheidung sichernden Operation gegen Russland noch nicht eingehen zu können glaubt, bleibt ihm nichts übrig, als durch Zuführen von 2 weiteren Divisionen mit schwerer Artillerie aus Tirol das Halten der Front nach Möglichkeit sicherzustellen. Dass die Russen von ihrer nördlichen Front weiter mehr Kräfte heranführen können, ist eben in ihrer Gesamtüberlegenheit begründet. Vom AOK. wird selbstverständlich mit allem Nachdruck dahin gewirkt, dass Führung und Truppe das Äußerste tun, um den russischen Angriff abzuwehren." E.E. bitte ich überzeugt zu sein, dass ich mir der Konsequenzen des gegen alle Voraussicht eingetretenen Misserfolges, also auch der Selbstverleugnung bewusst bin, welche mir dadurch auferlegt ist."

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