Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
30.06.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
30.6.1916

Vormittags erfahre ich - durch Salis zuerst, der mit Oberst Höfer gesprochen hat! - dass die Qu.Abt.11 weggenommen und der Heeresgruppe des Erzherzogs gegeben wird. Die neue „12. Armee" soll im Raum östlich Chodorów aufmarschieren und die Aufgabe bekommen, die feindliche Linie in Südostgalizien zu durchstoßen und den in die Bukowina vorgedrungenen Russen die Verbindungen abzuschneiden.

Bei uns geht das Ordnungmachen bei der 3. Armee langsam vorwärts; man wird wieder treiben müssen. Ansonsten nach den Mittagsmeldungen an guten Bildern: Bei der Heeresgruppe zahlreiche Einzelvorstöße abgewiesen. Der Cellon ist natürlich beim Teufel; spreche vormittags mit Spitzmüller darüber; Scotti ist bereits hinaus gefahren. - Auf der Doberdóhochfläche dauerten die Kämpfe fort. Alle italienischen Angriffe abgewiesen; nur östlich Vermegliano noch Kampf um einzelne Grabenstücke. Heute vormittags etwas ruhiger. - Abends: Die Gruppierung bei der 3. Armee will nicht vorwärts gehen. Daher eine Mahnung, dass auf das baldige Herausziehen des ganzen I. Korps und auf geschlossene Verwendung des III. Korps in seinem Abschnitt hinzuwirken ist. Nach den Abendmeldungen: Gegen Zugnarücken und unsere Stellungen im Brandtal andauernd schweres Artilleriefeuer. Auf dem Pasubio deuten neuerlich beobachtete Patrouillen und Rekognoszierungstätigkeit auf Angriffsabsichten des Feindes. Im Übrigen gehen die Italiener gegen die Front der 11. und 3. Armee nun vorsichtiger und nur mit schwächeren Abteilungen vor. Diese wurden überall abgewiesen. - Bei der 10. Armee wird die verlorene Cellonkofl von unserer Artillerie unter Feuer gehalten. (Die Heeresgruppe hat der 10. Armee ein Bataillon von 500 Mann Stand geschickt, das 8 Tage Retablierung braucht. Das ist doch ein Skandal; das AOK. befiehlt eine gebirgstüchtige Truppe und geschickt wird das Schlechteste! Da die Meldung über Plöckenabschnitt sehr minder klingt - starke Ermüdung der dortigen Truppe - zögere ich nicht, 1 ganzes Infanterieregiment der 9.ITD. in Kärnten ausladen zu lassen. Diese Ausladung kann morgen stattfinden.) - Gegen unsere Stellungen im Seebachtal sehr starkes feindliches Granatfeuer. Auch hier beginnt sich der Feind zu rühren. - Bei der 5. Armee verlief der Vormittag ruhiger; nur der Südteil der Hochfläche von Doberdó wurde zeitweise noch lebhaft beschossen.

Abends trifft eine äußerst wichtige Meldung über den Feind ein: Ein Regiment der Brigade Benevento (bisher in Asiago) wurde bei Selz festgestellt. Dieses deutet mit großer Wahrscheinlichkeit auf den Entschluss hin, am Isonzo anzugreifen. Nun heißt es also auch für uns: Fahren! Vor allem aber: Heraus mit dem I. Korps!

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