Karl Schneller
Heute früh Erzherzog Karl angekommen. In seiner Umgebung soll man der Meinung sein, dass die Kräfte für eine Offensive gegen Italien überhaupt zu gering waren. Natürlich, jetzt hat jeder Meinungen und Auffassungen. Auch ich bekomme fortwährend Ratschläge, namentlich darüber, wie die Situation auf dem russischen Kriegsschauplatz, wo wieder das Schlagwort der Entscheidung spuckt, zu retten sei. Dabei habe ich längst an alles Mögliche vorgedacht. Wie ich früh erhebe, ist der Abtransport der 43. ITD am 12.Juli beendet. Daher geht heute der Befehl ab, hinter dieser Division die 34. oder 57. zum Abtransport bereitzustellen. Die 10. ist ja ausgeschlossen, erstens wegen ihrer Zusammensetzung, zweitens wohl auch wegen Mecenseffy. - Gestern abends begannen sehr heftige Kämpfe im Südabschnitt von Doberdò; unsere Landsturmtruppen hielten sich glänzend, trotz schwersten Artillerie-Feuers, dürften aber auch große Verluste haben. - In unserem „ehemaligen“ Angriffsraum dauern die lokalen, erfolglosen Vorstöße der Italiener fort.
Über die Vorgänge auf dem russischen Kriegsschauplatz erfahre ich nichts; es scheint aber heute ein ruhigerer Tag gewesen zu sein.
Nach unseren Abendmeldungen wurde bei der 11. Armee feindliche Angriffe von ½ - 1 Bataillon auf unsere Vorpostenstellungen am M.Schuzzio und Cimone, bei der 3. Armee stärkere Angriffe gegen den Abschnitt südlich Roana und die Cenon Stellungen abgewiesen. - Bei der 5. Armee deuten im Raum zwischen Meer und M.dei sei Busi die heute stattgehabte Besetzung der Anmarschwege und Beobachtungsstände, Ansammlungen in den italienischen Sappen und Beobachtungen über das Heranziehen feindlicher Verstärkungen auf neuerliche Angriffsabsichten der Italiener hin. - Nach einer verlässlichen Nachricht steht im Raum des italienischen XX. Korps eine Operation, bei der viel Artillerie mitwirken soll, unmittelbar bevor. Es dürfte sich um einen Angriff des XX. und X Korps (zusammen 16 Brig.) gegen unsere zwischen M. Roana und dem steilen Abfall zum Sugana Tal stehenden Kräfte (6 Brigaden des III.Korps) handeln. - Ich habe das Gefühl, dass bereits Intrigen gegen Soós im Gange sind. Slam. sagte mir heute, Höfer würde gerne einen anderen Posten haben; demnächst dürfte es zu einem Krach zwischen Soós und Krauss kommen. Soós bringe alles durcheinander, ebenso wie auf dem russischen Kriegsschauplatz, wo die Unordnung in den Verbänden bei der 7. Armee noch auf seine Zeit zurückzuführen sei. Zeynek habe eine Musterwirtschaft gehabt. - Er ist übrigens bereits wieder zurückgekehrt. Merkwürdig genug!
Hier tritt Frauenwirtschaft immer schamloser zutage. Autofahrten, Tennisspiel u.s.w. Einige haben sogar ihre ganzen Familien da! Dann darf man sich nicht wundern, wenn es draußen zu so skandalösen Vorfällen kommt, wie bei Kolomea, wo eine Autokolonne die Damen und Herren zurückbrachte, während die verwundeten Offiziere liegen blieben und den Russen in die Hände fielen! Übrigens hat ja auch dort der Armeekommandant seine Frau - während des ganzen Krieges - bei sich.
