Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
15.07.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
15.7.1916

Nach den heutigen Vormittagsmeldungen auf dem italienischen Kriegsschauplatz gar keine Ereignisse von Belang. Gegen die Front der 11. Armee stellenweise Artilleriefeuer; ein schwacher Angriff gegen den Seluggio wurde abgewiesen. - Die Befehlsübernahme des 11.AK. wird am 17. früh beendet sein; am 17. mittags geht das 3.Armeekommando ab. - Die Hinrichtung Battistis und Filzis ist vollzogen worden. Bei Ersterem riss der Strick. Der Gehenkte fiel herunter, erholte sich wieder und fand noch die Kraft zu einem Evviva l'Italia. Dann erst wurde er endgültig gehenkt. Also auch das Henken haben wir nicht weg; und der Irredentismus hat einen neuen Märtyrer…. –

Nach den uns vorliegenden diplomatischen Telegrammen aus Bukarest soll sich die Stimmung zum Krieg gegen die Monarchie sehr ausgeweitet haben. Diese Depeschen sind vom 7. und 8. Juli. Nach Urteil des italienischen Gesandten beging die Entente jedoch gerade durch ihre brüsken Forderungen, mit denen die versprochenen Munitions- und Materiallieferungen nicht Schritt halten können, einen Fehler. Auch Bratianu, der Fuchs, äußerte sich, der Zeitpunkt für die Entscheidung Rumäniens sei nahe; das hat er aber schon so oft getan, dass man diesen Äußerungen keine ernste Bedeutung beimessen kann. -

Auch abends nichts Besonderes. Im Tofanaggebiet ging die Schreckensteinspitze verloren (nur in Touristenkarte!). Bei 11. Armee stellenweise Artilleriekampf, sonst Ruhe.

Keine Nachrichten über größere feindliche Verschiebungen; bisher Eindruck, dass Italiener ihr XX.Korps, das durch die letzten Angriffe sehr gelitten hat, wieder auffüllen, vielleicht auch noch verstärken. - IR 102 (10.Armee) und 187.LstIBr. (5.Armee) werden tauschen, damit 9.ITD ganz zusammenkommt. Jetzige Ruhezeit eignet sich besonders zum Ordnen der Verbände. - Bei Malborgeth wird demnächst eine unserer 42 cm Haubitzen auftreten, vor allem um die Bahnanlagen bei Dogna und einige Batterien niederzulegen.

Wie mir Schneider erzählt, geht aus den Aufzeichnungen über den letzten Ministerrat in Wien hervor, dass sich Burián bereits sehr stark mit dem Gedanken an Friedensverhandlungen beschäftigt; ja vielleicht sind diese bereits angebahnt. Kless erzählt mir abends, dass die hiesigen Deutschen (die übrigens nichts wissen dürften!) die Lage im Westen sehr pessimistisch beurteilen.

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