Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
19.07.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
19.7.1916

Über die Berliner Reise des Chefs höre ich von Kundmann, Falkenhayn sei wieder mit einer Verkürzung der italienischen Front gekommen; Chef hat jedoch erklärt, dass die rückwärtigen Stellungen schlechter als die vorderen seien und mindestens gleiche Kräfte zur Verteidigung brauchten. Falkenhayn, der äußerlich großen Optimismus zur Schau trug, sagte, er könne von der französischen Front auch nicht einen Mann entbehren. Chef sei sehr verstimmt; er äußerte, dass er sich lieber durchprügeln ließe, als nach Berlin zu fahren und mit diesem Menschen zu verhandeln. Auch Ludendorff war anwesend; dieser sei recht dick und noch arroganter als früher geworden, gegen unseren Chef aber ebenso nett wie borstig gegen Falkenhayn. Zu einem nennenswerten Ergebnis haben die Besprechungen angeblich nicht geführt. Wegen der vom HGK gemeldeten Bewegungen zur Ordnung der Verbände bei 11. Armee wird befohlen: „Über Durchführung der Bewegungen fortlaufend melden. Anzustreben bleibt, dass sich unter den Reserven In Tirol bald wieder auch eine ganze, ausgeruhte ITD befinde. Wenn die vom HGK dem 5. AK mitgeteilte Situationsbeurteilung, dass verschiedene Anzeichen für eine Umgruppierung des Feindes zu einer neuen Isonzooffensive sprechen, zutrifft, kann das Herausziehen von Reserven an der ganzen Front der 11. Armee und das Ordnen der Verbände beschleunigt werden. Jedenfalls ist darauf zu achten, dass die als Rückhalt in das Suganatal disponierte Brigade der 57.ITD wirklicher Rückhalt bleibt und nicht ohne zwingenden Grund beim XVII.Korps, das keinen erheblich stärkeren Feind gegenüber hat, in der Front eingesetzt wird. (Schließlich Meldung, warum HGK. die feindlichen Vorbereitungen gegen Abschnitt Panereggio - S.Pellegrino nur für scheinbar ansieht; Detailsituation des Korps Roth vorlegen.).“ - Nach Vormittagsmeldungen: Im Borcolaabschnitt 3 nach heftiger Artillerievorbereitung angesetzte, starke feindliche Angriffe gegen C.del Coston und M. Majo durch MG-Feuer, Handgranaten und Steinlawinen abgewiesen. Hierauf bis spät abends wieder starkes Artilleriefeuer gegen unsere Stellungen. Im Fella - Raibler Abschnitt hält die lebhaftere Gefechtstätigkeit; an.

Nachmittags höre ich, dass nun über die Frage, ob Hindenburg die ganze Nordostfront übernehmen soll, ernstlich erörtert wird. Auch unser Kaiser hat sich hineingemischt. Hindenburg soll von der Deutschen Obersten Heeresleitung unabhängig sein (?).

Die bisherigen Feststellungen über die Verluste während der russischen Offensive sind sehr interessant: Gesamtsumme 380.000, davon 220.000 abgeschobene Verwundete; daher sind die Gefangenenzahlen tatsächlich sehr übertrieben - und ebenso ist es auch die Panik. Dagegen erzählt Schneider, dass er unausgesetzt mahnen muss, an den Frieden zu denken. Im Mai nächstes Jahr sind wir unbedingt fertig; im September ist der Zeitpunkt zu Verhandlungen gekommen, bei denen wir noch auf unsere Wehrmacht in voller Stärke pochen können. -

Abends berichtet HGK. schon auf unseren letzten Befehl. Also die italienische 4.Division wurde tatsächlich herausgezogen. Dafür erging auch Befehl an 11. AK., eine der beiden Gebirgsbrigaden (2. oder 8.) herauszuziehen. Über die in das Suganer Tal dirigierte 10.GBrig. hat sich das AK. das Verfügungsrecht vorbehalten. Die Landesschützenbrigade wird ungefähr Ende nächster Woche (nach Entlausung und. Retablierung), also 29.7. verwendungsbereit sein. - Nun liegt auch die Meldung vor, dass die Radiostation des VIII.italienischen Korps (aus dem Raum Padua) nach Fiera di Primiere verlegt wurde. Also ein weiteres Anzeichen für einen Angriff gegen die Front Panereggio - S.Pellegrino.

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