Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
20.07.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
20.7.1916

Der Kaiser hat sich über die Frage des Oberbefehles durch Hindenburg berichten lassen. Soviel ich erfahre, ist Conrad entschieden dagegen. Er begründet dies in erster Linie damit, dass dann die Deutschen nur bestrebt wären, das von ihnen eroberte Gebiet zu decken, auch auf Kosten unseres Gebietes; zweitens würde diese neuerliche Bevormundung von unserer ganzen Armee schmerzlich empfunden werden; drittens           bedeute der Name Hindenburg allein noch nichts. Wenn diese Argumente wirklich so lauten wie ich sie - von Fischer - hörte, sind sie nicht zutreffend. 1) ist gegenstandslos, weil das Gewinnen des Weltkrieges Hauptsache bleibt und übrigens auch der Deutsche Kaiser solchen Ideen nicht zugänglich sein dürfte; 2) glaube ich nicht - im Gegenteil, würde unsere Armee eine so bewährte Führung nur begrüßen; 3) trifft auch nicht zu, namentlich im Hinblick auf Rumänien....

An unserer Front nach Vormittagsmeldungen keine Veränderung. Im Adamellogebiet haben die Italiener das Val di Genova bis Pedruc geräumt. Der Abschnitt Paneveggio erhielt schweres Artilleriefeuer. In den letzten Tagen wurden dort 5 schwere und 2 leichte Batterien neu festgestellt. - Da es nun immer deutlicher wird, dass am Angriff gegen die Front Paneveggio - S.Pellegrino nahe bevorsteht, wird das HGK. um die getroffenen Gegenmaßnahmen gefragt.

Nachmittags sagt mir Metzger, dass in Erwägung stehe, dem Eingreifen Rumäniens dadurch zu begegnen, dass man die russische 9. Armee angreift, um in Südostgalizien einen positiven Erfolg zu erzielen. Hiezu sollen 2 durch Herauslösen gewonnene deutsche Divisionen und retablierte Divisionen von uns verwendet werden. Für das Herauslösen einer Division von Hindenburg soll die 106. dorthin verschoben werden. Doch will Metzger die ganze Sache zuerst mit Seeckt besprechen. Nur wenn dieser einen Erfolg für wahrscheinlich hält, soll es dazu kommen; ansonsten würde man das sicherere Mittel, bis Mitte August möglichst viele Kräfte für die Defensive zusammenzukratzen wählen. Mir scheint dies in der jetzigen Lage das einzig Richtige; man muss endlich einmal davon abgehen, an der russischen Front noch an positive Erfolge zu denken. Wie mir Christophori beim Nachtmahl sagt, wird die durch Ablösung der 106.ITD gewonnene deutsche Division wahrscheinlich nicht zur 7. Armee sondern zur 1. fahren, wo bereits ein starker russischer Angriff im Gange ist. (Zedtwitz, dortiger Generalstabschef, ist nach Teschen gefahren, um dem AOK. zu berichten!?!). -

Abendmeldungen: Neue Linie im Adamellogebiet (des Feindes!) Mandro - Dosson - Pedruc - Mga. Stablel - 2156 - Crozzon di. Lares. Soll gut ausgebaut sein. Weit sind die Italiener aber nicht zurückgegangen. Glaube jedoch, dass dies nur der Anfang vom Ende dieses ganzen, lediglich einen Spottwert besitzenden Unternehmens ist. - Starke italienische Kräfte, die unter dem Schutz des Nebels nahe an den Ostteil der Borcolastellung herangingen, wurden unter schweren Verlusten abgewiesen. An der Fleimstalfront verstärkt sich das feindliche Artilleriefeuer gegen Cavalazza – Dosáccio - Lusia. Ein Angriff von 1 - 2 Kp. auf Cavalazza abgewiesen. Nördlich Panevegio und nördlich des Pellegrino Tales schiebt sich die italienische Infanterie näher an unsere Stellungen heran. Östlich Cavallazza sind 2 weitere neue Batterien, südlich Falcade ist eine neue Radiostation (zur Verfügung des IX. Kps. und 17 IDKdo.) aufgetaucht. An der Dolomitenfront lebhaftes Artilleriefeuer gegen den Lagazuoiraum.

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