Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
12.08.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
12.8.1916

Kurzes schriftliches Referat zum Bericht Boroević. Komme zum Schluss, dass Forderung von 3 ITD gerechtfertigt und schlage vor, aus Tirol außer der schon geforderten Brigade noch eine ITD, aus Kärnten 1 - 2 Bataillone, vom Balkan zunächst 1 Brigade, dann wenn möglich mehr schließlich 1 ITD vom Nordosten (Auslösung durch Einsatz deutscher Kräfte) zu gewinnen. Metzger geht auf diesen Vorschlag im Prinzip ein. Vom Balkan wird die 210. Brigade herangebracht werden; sie kann allerdings erst etwa am 25.8. in Brod sein. Wegen einer ITD vom russischen Schauplatz wird an Falkenhayn herangetreten. - Aus dem Referat notiere ich einiges über die Kräfteverhältnisse:

Conrad ist mit allen Anträgen einverstanden. Nach den Vormittagsmeldungen nichts von Belang. Im Plavaabschnitt scheint der Feind die bisherigen Angriffstruppen gegen frische abzulösen. In der Görzer Ebene feindliche Infanterie passiv. Auf der Hochfläche wurde nachts der Crni hrib und Debeli vrh programmgemäß geräumt und die neuen Stellungen östlich des Vallonetales ohne jede Störung bezogen. - Die Nachmittagsmeldung der 5. Armee klingt nicht gut. Erstens ist von sehr schweren Kämpfen die Rede, die sich aus immer wieder erneuerten Angriffen der Italiener gegen den Panowitzer Wald entwickeln; zweitens greift der Feind auch die Platte südlich Rupa energisch an. Dort ist die Lage infolge Unterbrechung der Verbindungen noch nicht geklärt. - Die Gesamtlage der 5. Armee wird aber durch die Standesmeldung sehr klar: Zwischen Meer und Wippach einschließlich

 

Marschformationen                                                70.000

XV Korps einschließlich Marschformationen          25.000

Bisher heran disponierte Verstärkungen                  10.000

Summe                                                                  105.000

 

Somit ist das Kräfteverhältnis 1:4, jedenfalls aber, wenn man auch erhebliche Verluste beim Feind rechnet, schlechter als 1:3. - Die Verluste seit 1. dieses Monates, man kann auch sagen, seit 4., wo die Kämpfe begannen, betrugen 40.000 Mann; daher täglich 5.000. Spreche mit Metzger über diese Verhältnisse; er ist überzeugt, dass rasche Hilfe notwendig ist und denkt an die Verschiebung der 106. und anschließend auch der 61. ITD. - 5. AK. scheint ziemlich nervös geworden zu sein, wiederholte Hilfeschreie nach Artillerie deuten besonders darauf hin. - Nach Äußerungen Christophoris und der Deutschen dürfte die russische Front, in die über 20 deutsche und 6 unsere Divisionen hineingestopft wurden, nun bald gefestigt und damit die Krise überwunden sein. Es ist dann überhaupt wieder ein Aufschwung zu hoffen, denn die Russen werden nun, nach ihren ungeheuren Verlusten (die Garde zum Beispiel meldet heute 10.000 Mann) durch Monate zu einer ähnlich großen Offensive nicht fähig sein. - Auf meine zweite Zusammenstellung (über die Stände) bemerkte Conrad: „Von Tirol Kräfte und vom russischen Kriegsschauplatz mindestens 1 Division“. Das Eis ist also gebrochen. Metzger sagte mir noch abends, morgen muss ein neuer Befehl an die Heeresgruppe wegen Herausziehen einer weiteren Division ergehen, und zwar müsse man recht dick auftragen. Zu meiner Bemerkung, dass bei der 5. Armee mit einem Kräfteverbrauch von 4-5.000 Mann täglich gerechnet werden muss, meinte Conrad, dann bliebe nach 3 Wochen nur mehr das AK. übrig… Gewiss, wir erlebten ja im Norden ähnliche Situationen, wo nicht viel mehr als die höheren Kommandos übrig blieben. Ich bin auch überzeugt, dass der heutige Tag mindestens wieder 4-5000 Mann gekostet hat; Boroević sprach ja in der Abendmeldung von 50 % Verlusten im Panowitzer Wald.

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