Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
14.08.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
14.8.1916

Nach Vormittagsmeldung der 5. Armee begann heute zeitlich früh ein heftiges Trommelfeuer gegen unsere Stellungen bei Sv. Katarina; ein darauffolgender Angriff wurde abgewiesen. Auf den Höhen zwischen der Wippach und Lokvica wurde gestern den ganzen Nachmittag heftig gekämpft. Bis gegen Abend wurden 6 italienische Massenangriffe, in der Nacht noch ein 7., restlos, aber beiderseits nur mit schweren Verlusten, abgeschlagen.

Heute wird Falkenhayn mitgeteilt: „Da von Hindenburgfront keine österreichisch-ungarischen Truppen freigemacht werden können und die 51. ITD gegenwärtig als Kampfkraft nicht zählt, kann ich nur von HG.Erzherzog Karl eine Division nach Südwest führen. Nach Maßgabe des Eintreffens der bayrischen 10.ITD und unter Bedachtnahme auf Anrollen der deutschen Radfahrer Brigade und der deutschen 117.ITD., wird daher die aus der Front gezogene bei Kalusz zu versammelnde 44.ITD. an die italienische Front geführt werden. Für diese unerlässliche Maßnahme darf ich Euer Exzellenz Einverständnis voraussetzen.“ Mittags erhielt der Erzherzog ein Telegramm des Kaisers, das die Verhältnisse an der Südwest Front, sowie die dermalige Unmöglichkeit, die bedrängte 5. Armee zu Lasten anderer Kriegsschauplätze ausreichend zu verstärken, den Gedanken nahelegt, die ganze Südwestfront wieder unter ein einheitliches Zwischenkommando mit einer einheitlichen Aufgabe zu stellen. Hierauf wird geantwortet: Die schwierige Lage der 5. Armee und die Notwendigkeit, sie radikal von Tiroler Front zu verstärken, mit deren Schicksal das HGK. auf Grund der Befehlsführung der letzten Monate eng verknüpft ist, machen es jetzt notwendig, dass das AOK. die Abgaben von der Heeresgruppe an die 5. Armee befiehlt. Überdies hat das AOK. auch Verstärkungen für diese Armee vom russischen und Balkankriegsschauplatz in Aussicht genommen. Schließlich erscheint es mir, als Armee Kommandant, nicht angängig, gerade im jetzigen schwierigen Augenblick die Verantwortung für die 5. Armee, die dem AOK. seit längerer Zeit direkt untersteht, dem Generaloberst Erzherzog Eugen aufzulasten. Aus diesem Grunde bitte ich Eure Majestät, von der Wiedereinsetzung eines einheitlichen Zwischenkommandos für die Südwest Front dermalen allergnädigst abzusehen.“ - Laut eines Telegrammes Carlottis aus Petersburg vom 9. August schien damals die Militärkonvention zwischen Russland und Rumänien fertig zur Unterzeichnung für die Großmächte vorzuliegen. Nur die wichtige Frage der Offensive von Saloniki blieb noch zu regeln, die 10 Tage vor dem Eintritt Rumäniens in den Krieg mit Österreich-Ungarn erfolgen sollte.

Nach den Nachmittagsmeldungen begann um 1 Uhr in der Görzer Ebene neuer Infanterieangriff, nachdem der Feind vormittags ein verheerendes Artilleriefeuer unterhalten hatte. An mehreren Stellen drang der Gegner in die Stellung ein, die Kämpfe dauern fort. - Nach 11 Uhr kommt noch eine Meldung, in der ein zuversichtlicher Ton deutlich zu spüren ist. „So wurden heute alle Massenanstürme des Feindes trotz seiner vielfachen Übermacht an Artillerie und Infanterie dank der glänzenden Haltung unserer braven Truppen blutig abgewiesen. Die Truppen sind durch die nun schon über eine Woche andauernden beispiellos hartnäckigen Kämpfe stark ermüdet, jedoch durch die Erfolge des gestrigen und heutigen Tages in ihrem Mut und ihrer Zuversicht gestählt.“ - Die heutigen Kämpfe östlich Görz und namentlich südlich der Wippach müssen besonders schwer gewesen sein. Ich habe aber den bestimmten Eindruck, dass die Krise überwunden, die italienische Offensive abgewehrt ist; allerdings wird es aller herandisponierten Truppen zur Festigung unserer neuen Front bedürfen.

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