Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
28.08.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
28.8.1916

Früh telegraphiert Falkenhayn, dass sich selbstverständlich auch Deutschland als im Kriegszustand mit Rumänien betrachtet, dass Mackensen auf die Wichtigkeit eines baldigen Beginnes einer überraschenden Offensive mit seinen Streitkräften aufmerksam gemacht wurde und dass er (Falkenhayn) heute jederzeit zu einer Besprechung, die er für unbedingt notwendig erachte, in Pless zur Verfügung stehe. Um 10 Uhr fahren Chef und Metzger, mit Skizzen aller Kriegsschauplätze bewaffnet, nach Pless. Telephonisch soll Falkenhayn die Notwendigkeit betont haben, die Pässe zu halten, die Rumänen nur nicht herein zu lassen. - An der ganzen siebenbürgischen Grenze bereits Kampf. Die Rumänen rücken auf allen herein führenden Linien vor.

Zur Geschichte der rumänischen Kriegserklärung sind die Äußerungen des Königs in der Audienz unseres Gesandten am 26.8. interessant. Er sagte, er wolle den Krieg nicht, könne aber eine solche Entscheidung nicht auf sich allein nehmen und daher nicht versprechen, dass die Neutralität gewahrt wird. Die Armee, so fürchte er, wird einen Durchmarsch der Russen nicht aufhalten wollen. Er sei daher nicht ganz frei in seinem Entschluss, obwohl 90 % der Bevölkerung den Krieg nicht wollen. Und so weiter in diesem Ton…

Mittags: Bei 5. Armee bis gestern abends lebhaftes Artilleriefeuer gegen den M.S.Gabriele und Nova Vas. Feind bringt noch immer neue Batterien in Stellung. An der Sdobbamündung wurden Schiffe gesichtet. - Im Plöckenabschnitt erhöhte Artillerie- und Minenwerfertätigkeit. - Auch an der Tiroler Front im Daone Tal, Brand Tal und in den Fassaner Alpen lebhaftere, offenbar demonstrative Tätigkeit des Feindes. Cauriolspitze war gestern abends schon im Besitz der Alpini; heute früh wurden sie wieder geworfen.

Es ist hier aufgefallen, dass Tantiloff nunmehr schon 5 Tage abwesend ist. Die Bulgaren haben aber erklärt, dass sie sich selbstverständlich auch als im Krieg mit Rumänien befind1ich betrachten und ganz mitgehen werden.

Mittags sagt mir Metzger nun, dass an eine Schwächung der italienischen Front nicht gedacht wird; höchstens könnte ein Abschwenken von Teilen der vom Balkan anrollenden Landsturm Truppen in Betracht kommen. Von Christophori höre ich, dass in Siebenbürgen nichts Großes geplant sei; die 39.ITD und wahrscheinlich noch eine bayrische würden als Verstärkungen anrollen; dagegen sei Mackensen eine energische Offensive aufgetragen; auch werde er noch durch 3 bulgarische Regimenter verstärkt.

Abends erzählt mir Christophori zur Frage des gemeinsamen Oberbefehles, dass eine der Bedingungen Conrads lautet, Ludendorff soll Chef des Generalstabes werden…

Bei 5. Armee nachmittags im Allgemeinen lebhaftere Gefechtstätigkeit; hierauf Versuch der feindlichen Infanterie vorzugehen, abgewiesen. - Bei Heeresgruppe andauernd heftiges sich immer weiter gegen Westen ausbreitendes Feuer an der Fassaner Front. Becher teilt mir abends mit, dass die 11. Armee bereits wieder 2 Regimenter Armeereserve hat. Nun, vorläufig liegt für eine Verschiebung der 13.GBrig. noch kein Anlass vor.

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