Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
31.08.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
31.8.1916

In Bulgarien noch keine Entscheidung. Sonst große Gewitterschwüle. Schon nach Vormittagsmeldungen am russischen Kriegsschauplatz an mehreren Stellen der Front starkes Artilleriefeuer, Vorgehen feindlicher Infanterie. Bald nach Mittag wird es klar, dass große Angriffe bevorstehen; zunächst scheint 4.Armee gepackt zu werden. Da nun auch der italienische Angriff gegen 5. Armee unmittelbar bevorstehen dürfte, wird ihr die 44.LITD ganz überlassen und überdies mitgeteilt, dass das AOK - sobald sich der Angriff in großem Stile ausspricht - noch eine Brigade heranführen würde.

Rumänen kommen sehr rasch vorwärts. In etwa 10-14 Tagen dürfte sich die Lage konsolidieren.

Schon zu Mittag wird es klar, dass an der russischen Front neue große Kämpfe beginnen.

Nach unseren Vormittagsmeldungen: Bei 5. Armee wieder lebhafteres Artilleriefeuer gegen unsere Stellungen beiderseits des Rosentales, am Nordhang des Plateaus von Comen und gegen die Räume dahinter. Nachts mehrere feindliche Feuerüberfälle. Die Italiener arbeiten unausgesetzt an der Verstärkung ihrer Deckungen, auch am Südflügel. - Bei 11.Armee mäßiges Artilleriefeuer; ebenso an Fleimstalfront. Die Nachrichten über neuerliche Truppenverschiebungen von der Tiroler Front an den Isonzo mehren sich.

Nun hat Rumänien an Bulgarien den Krieg erklärt; wohl auf Pression Russlands; ein Zeichen, wie stark sich letzteres fühlt.

Der russische Angriff erstreckt sich auf mehrere Armeen. Natürlich gibt es auch wieder mehrere Einbrüche; speziell bei der 7. Armee geht eine Division des Karpathenkorps zurück. Auch in Siebenbürgen Rückzugstag; unsere Truppen gehen hinter die alte Linie. - Es zeigt sich immer deutlicher, dass heute der Tag des allgemeinen Angriffsbeginn der Entente ist. - Auch im Westen, an der Somme, erhöhte feindliche Tätigkeit. Und sogar an der Vojusa gehen die Italiener an!

Nach unseren Abendmeldungen: 5. Armee: Nach lebhaftem Artilleriefeuer gegen die Frontstücke zwischen dem M.S.Gabriele und Vertojba und vom Nordrand der Hochfläche Comen bis Nova Vas ging feindliche Infanterie, stellenweise wiederholt, zum Angriff gegen unsere Stellungen bei und südlich Sv Katarina, sowie gegen den Raum von Lokvica vor. Der Gegner kehrte zumeist schon in unserem Feuer bald um; nur westlich von Lokvica musste er an den Hindernissen durch Handgranaten zurückgewiesen werden. Diese Kämpfe dürften einen großen Angriff einleiten; es ist aber auch möglich, dass schon für heute vormittags eine größere Aktion geplant war, die aber wegen der äußerst heftigen Gewitterregen nicht zur Entwicklung kam. - Bei der 11. Armee andauernd schweres Feuer gegen unsere Vorstellung und Stellung bei Pedescala. - Gestern Abend brachte ein eigener demonstrativer Angriff am Civaron 35 Gefangene ein. Auch an der Masa - Front wurde der Feind alarmiert. An der Fleimstalfront seit nachmittags mäßiges feindliches Feuer gegen die wichtigsten Punkte zwischen Cupola und C.di Cece. Mehrere Angriffe feindlicher Kompagnien gegen unsere Rufreddostellung wurden abgeschlagen.

Conrad stellte heute eine Reihe von Detailfragen über die Lage der 5. Armee, speziell über Ausgestaltung der Stellungen und Vorbereitung des Artilleriesperrfeuers. Antworten lauten befriedigend. An Munition im Nahebereich vorhanden pro Kn 600, pro Hb 400, pro FHb M14 - 300 Schuss; also für 2 - 3 Schlachttage ausreichend. Im Raum Wippachtal - Meeresküste 350 MG in der Front. Gegen Vallone Tal 135 Steilfeuergeschütze wirkungsbereit. Im Fels natürliche Stellung noch wenig vertieft; bei Lokvica stellenweise nur 30 - 10 cm.

Abends Gespräch mit Becher anlässlich der Anfrage des Chefs über Reserven in Tirol. Dort bestehen an Armeereserve noch 3 Bataillone am M.Rover; außerdem haben die Korps und Divisionen kleinere Reserven. - Becher sagte mir, dass Kaiserliche Hoheit und Krauss beleidigt sind wegen unseres letzten scharfen Befehles. Kläre ihn auf, dass sich dieser Befehl nicht gegen die Führung des HGK, sondern gegen die unzureichende Einflussnahme der anderen höheren Kommandanten richtete. Aus Bechers Ausführungen über das Cauriol-Unternehmen geht hervor, dass man sich in Bozen über Bedeutung der Sache nicht klar ist; einmal misst man dem Berg keine größere Bedeutung bei, dann sagt man wieder, es sei sehr unangenehm, dass die Italiener uns so in den Magen schauen. Die großen Munitionsanforderungen an anderer Front und die Notwendigkeit, jetzt alle sekundären Gefechtshandlungen zurückzustellen, nötigen übrigens zur Anordnung, dass die Sache zu unterbleiben hat.

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