Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
09.09.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
9.9.1916

Vormittagsmeldungen: Artilleriefeuer bei 5.Armee flaute gegen Abend ab; Nacht ruhig verlaufen. (Es kann auch sein, dass Meldung übertrieben war). Hinter der italienischen Front reger Bahnverkehr; in den Kanälen gegen Jsola Morosini lebhafter Schleppverkehr, darunter auch Geschütztransporte. - An der Front der 11. Armee vom Etschtal bis zum Astico erhöhte Artillerietätigkeit; stellenweise gingen auch feindliche Infanterie-Abteilungen vor. Im Suganer Abschnitt und an Fleimstalfront zeitweise mäßiges Artilleriefeuer; an letzterer Front auch Vorarbeiten von Patrouillen. Lebhafte Bewegung auf der Pellegrinostraße. Auch an der Dolomitenfront Artilleriefeuer; im Travenanzestal besetzten feindliche Abteilungen unsere seit einem Monat geräumten Stellungen. Wetter noch immer regnerisch, in Tirol langsame Aufheiterung, Neuschneegrenze 2,40 m. - Die Verschiebung von Alpinibataillonen aus dem Raum südlich des Suganertales gegen die Fleimstalfront gewinnt an Wahrscheinlichkeit.

Das Ereignis des Tages: Pflanzer-Baltin abgeschossen. Und zwar endgiltig; mit kaiserlichem Handschreiben und besonders belobender Anerkennung. Auch Zeynek dadurch vorläufig „brotlos“. Es kann sich also jetzt niemand mehr sicher fühlen. Von allen Armeekommandanten bei Kriegsbeginn ist nur mehr Böhm-Ermolli übrig; der hat Schwein gehabt!

Morgen kommt Enver; er bringt jedenfalls die Unterschrift des Sultans zu dem Übereinkommen betreffend die oberste Kriegsleitung.

Diplomatische Depeschen: Sonnino an Carlotti 6 9.: „Zufolge Nachrichten von beachtenswerter Seite würden die Deutschen im Falle eines Druckes der verbündeten Armeen auf die ganze Front ihre Kampffront durch Zurückgehen verkürzen, um so anderwärts circa 50.000 Mann abzutransportieren.“ (Diese Frontverkürzung taucht vielfach auch in der ausländischen Presse im Zusammenhang mit der Ernennung Hindenburg auf). Bei der Entente wird die Frage einer künftigen Vereinigung Serbiens mit Montenegro ernsthaft diskutiert.

Abendmeldungen: Bei 5. Armee normales Artilleriefeuer. An Front 11.Armee rege eigene Patrouillentätigkeit. An der Fleimstalfront schießen sich 2 neue Batterien (149 und 210 mm) gegen C.di Cupola ein. In den Dolomiten mäßiges Geschützfeuer. Ein gefangener Grenadier (Brigade Sardegna, VIII., Nordteil des Comen - Plateaus) sagte aus, dass allgemein von einem großen Angriff gesprochen werde, die Vorbereitungen jedoch noch nicht beendet seien; auf allen Kommunikationen herrsche nachts sehr starker Verkehr; besonders Transporte von Artillerie und Munition, zur Front. Feindliche Truppenlager wurden bisher hauptsächlich gegenüber der Frontstrecke S.Peter - Nova Vas festgestellt. Zwischen Görz und Salcano führen jetzt 5 Brücken über den Isonzo.

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