Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
14.09.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
14.9.1916

Diplomatische Depeschen von Wichtigkeit: Die griechische Intervention nimmt immer konkretere Formen an; es scheint sich nur mehr um die Lieferungsbedingungen von Geld und Munition durch Frankreich und England zu handeln. - Die Lage in Rumänien wird in einem Telegramm des italienischen Gesandten in Bukarest vom 7. als sehr ernst beurteilt; er ist der Meinung, dass wenn die Russen nicht sofort beträchtliche Verstärkungen schicken und wenn es den Rumänen nicht gelingt, rasch den größten Teil ihrer Kräfte an die bulgarische Front zu bringen, Rumänien dasselbe Schicksal wie Belgien, Serbien und Montenegro erleiden wird. Ein sofortiger Wechsel des Chefs des Generalstabes Iliescu sei unerlässlich; dieser sei Schuld und Vertreter des Feldzugplanes.

Mittagsresümee: Gestern Nachmittag an der ganzen Front der 5. Armee bedeutend gesteigertes Artilleriefeuer gegen unsere Stellungen und die rückwärtigen Räume; besonders im Abschnitt der Karsthochfläche. Nachtsüber zahlreiche Feuerüberfälle. Seit Morgengrauen sehr heftiges Artillerie - und Minenfeuer gegen den Plateauabschnitt. Namentlich auf die Standorte der höheren Kommandos, die teilweise verlegt werden mussten. Lebhaftes Geplänkel, sonst noch kein Infanteriekampf.

Nachmittags Fliegerangriff auf Triest, geringer Schaden. Nachts eigener Fliegerangriff auf Grado. - Bei Heeresgruppe hält erhöhte Artillerietätigkeit gegen den Fassaner Kamm an. Die Stärke der italienischen Truppen im Abschnitt Pellegrinotal - Montalon kann 38 - 41 Bataillone betragen.

Mittags Drahtnachrichten-Abteilung Pless: „Höchstgestellte Schweizer Persönlichkeit erfuhr aus guter Nachrichtenquelle, dass italienische Generaloffensive für 15. und 16. September bevorsteht.“ Wird an alle Stellen weitergegeben.

Die 10. Armee hat 3 Bataillone (bei Tarvis und Dellach) bereitgestellt. Da sie aber für den Winter noch eine Verstärkung fordert, wurde ihr gesagt, dass ihr Kräfteverhältnis ohnedies besser als an allen übrigen Verteidigungsfronten ist, und das AOK. ihre Verstärkung nicht in Aussicht zu nehmen vermag; vielmehr wird erwartet, dass sich das AK gegen Angriffe bisherigen Stiles auch weiterhin durch rechtzeitiges Zusammenziehen von Truppen im bedrohten Abschnitt selbst zu helfen wissen wird.

Gesamtverluste in der ersten Augusthälfte:

Nordost 89.000 (darunter 44.000 Vermisste)

Südwest 42.000 (darunter gegen 12.000 Vermisste),

Südost 3.700 (meist Kranke);

Summe 134.000, dazu, noch 3.000 Offiziere = 137.000;

das ist sehr viel für 1/2 Monat; soviel wie die Ersätze für einen ganzen betragen…

Abendresümee: 5. Armee: An der Isonzofront wurde die erwartete Offensive der Italiener durch äußerste Steigerung des Artillerie,- und Minenwerferfeuers gegen Hochfläche von Comen und einen darauf folgenden Infanterieangriff gegen die Mitte dieses Abschnittes (Lokvica - N.Vas) eingeleitet. Auch die Front nördlich des Wippachtales bis westlich Gargaro und der Raum von Plava standen unter lebhaftem Artilleriefeuer, jedoch ohne dass es zu nennenswerten Infanterieaktionen kam.

Nördlich von Plava herrscht vorerst noch ziemliche Ruhe. Bei Nova Vas gelang es dem Feind, in einzelne Kompagnie Abschnitte einzudringen; Brigadereserve dort zum Gegenangriff eingesetzt.

Auffallend ist das sehr lebhafte schwere Feuer gegen Kavernen und Ortschaften, besonders gegen die - nun geräumten - Standorte der höheren Kommandos. - An Fleimstalfront Einleitungskampf im Gange; mehrere Angriffe bis zu Bataillonsstärke abgewiesen. -

(Reserven an Fleimstalfront: Heeresgruppe 2 Bataillone, Kps. 3 Bataillone gegen Fassaner Kamm vorgeschoben, Division 1 Bataillon, pro Brigade 1 - 2 Kp.) - Heeresgruppe wird abends verständigt: „Da AOK. mit Rücksicht auf allgemeine Lage und beginnenden Angriff großen Stiles gegen Isonzofront nicht in der Lage sein wird, der Heeresgruppe zur Abwehr des gleichfalls zu erwartenden stärkeren Angriffes in der wichtigen Richtung der Fleimstalfront Verstärkungen zuzuführen, ist zu melden, wie für eine eventuell nötige Stützung letzterer Front durch Bereitstellung von Truppen des eigenen Bereiches vorgesorgt wurde oder noch vorgesorgt werden kann.“

5. AK. wird zu eingehender Situationsmeldung aufgefordert.

Ein Meisterstück des Advokaten Bosco: „Erbitte wegen Zeitmangel Befehl, ob. AK für den Fall äußerster Notwendigkeit, der nach gegenwärtiger Situation nicht vorliegt, über 10.GBrig. verfügen kann.“ Antwort natürlich: Ohne nähere Begründung kann AOK. Verfügungsrecht über 10. GBrig. nicht freigeben.

Stand vom 15.8.: Nordost 425.000, Südwest 337.000, Balkan 53.000 Gewehre.

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