Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
15.09.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
15.9.1916

Auf der Karsthochfläche sind seit gestern nachmittags heftigste Kämpfe im Gange. Der erste einheitliche Massenangriff der Italiener ist gescheitert. Soweit sich bisher überblicken lässt, griffen in dem Frontstück von Wippach bis Lokvica 8 Regimenter bei Oppachiasella eine Brigade an. Nordwestlich Lokvica konnte der Gegner in Teile unserer vordersten Gräben eindringen, wo er sich hält; bei Oppachiasella sind alle Stellungen behauptet worden. Südlich Nova Vas dürfte eine italienische ITD angegriffen haben, die nur lokale Erfolge erzielen konnte.

Nördlich Wippach bis Plava hält das starke Artilleriefeuer an; keine Infanteriekämpfe. Am Fassaner Kamm vereinzelte kleinere Vorstöße des Feindes, die sämtlich abgewiesen wurden.

In Pressebericht Wahrheit gesagt; Tenor: Erster Ansturm abgewiesen. Mittags wird 10.GBrig. dem 5.AK. zur Verfügung gestellt. AOK. kann auf solche Meldungen, wie sie Bosco zu drechseln versteht, nicht anders. Es wird ihm aber gesagt: „Da sich bald deutlich aussprechen muss, wo der Feind die Entscheidung sucht, müssen nun die in ihrer Gesamtheit stark zurückgehaltenen Kräfte der Armee zur Abwehr des Angriffes ausreichen.“

Auf Nachrichten vom Herausziehen stärkerer feindlicher Kräfte vor der Front der 11. Armee wird angeordnet, dass damit das Abziehen eigener Truppen Schritt zu halten haben wird.

Komme erst abends wieder zu einigen Notizen: Bei Saloniki haben die Serben den Bulgaren 16 Geschütze abgenommen; sie bemerkten, dass die Bulgaren ihre Front verkürzen wollten und stießen da hinein. - Bei Hatzig geht es nicht weiter; der Einsatz der deutschen Kräfte scheint dort nicht besonders zu sein (Gebirge!). Dies alles aber nur vom Hörensagen.

Abendresümee: Die Schlacht auf der Karsthochfläche dauert fort. Das feindliche Geschützfeuer war wieder im Abschnitt vom steilen andauernd bis Nova Vas am heftigsten. Auch neuerliche starke Angriffe setzten hier ein; der Infanteriekampf wurde aber auch im Abschnitt südlich Nova Vas zusehends heftiger. Feindlicherseits mochten gestern 3 - 4 Divisionen in vorderster Linie beteiligt gewesen sein; heute scheint der Kampf von ebenso vielen, vielleicht frischen Kräften geführt zu werden. Eigene starke Reserven (je eine Brigade) wurden nach Skrbina Reifenberg vorgezogen. Die Kampffront blieb im Allgemeinen unverändert. Nördlich der Wippach war nur gegen den Raum unmittelbar östlich von Görz stärkeres Artilleriefeuer gerichtet; südlich des Rosenthales ist ein Infanterieangriff im Gange. Im Rosental wurden farbige Italiener beobachtet. - 10.Armee: Die feindliche Tätigkeit im Flitscher Abschnitt hat zugenommen; neue Geschütze schießen sich ein. Sonst keine auffallende Gefechtstätigkeit.

Heeresgruppe: Ununterbrochen lebhaftes Artilleriefeuer gegen den Abschnitt der Fleimstalfront Cauriolscharte - Valmaggione, vereinzelte Angriffe bis zu Bataillonsstärke wurden abgewiesen. Im Übrigen nur geringe Kampftätigkeit. - Feind: Gefangenenaussagen lassen vermuten, dass sich die italienische Offensive noch ausbreiten wird; an der Isonzofront zumindestens nach Norden bis zum M.Santo, vielleicht bis Tolmein. Auch im Raum von Flitsch scheint ein Angriff bevorzustehen. - Der bisherige Verlauf der Kämpfe an der Fassaner Front macht mehr den Eindruck, als würde es sich dort vornehmlich darum handeln, stärkere Kräfte von uns auf sich zu ziehen. - Eigene Reserven: XV.Korps bei Lubina 2 Bataillone; XVII. östlich Britof 3 Baon.; als Armeereserve die 44. ITD (11 Baon.) bei Ternova - Lokve; hinter dem XVI. Korps standen 5 Baon. (32.I.B.) der 16.Division, die aber heute nach Skrbina vorgezogen wurden. VII.: 2 Baon. Fajti hrib; zur Verfügung gestellt und nach und nach vorgezogen die ganze 20.LITD.; dann die vom AOK. mittags freigegebene 10.GBrig. vorgezogen nach Reifenberg. - 9.ITD. 3 Baon. am Nordflügel bei Kvrite, 3 Baon. am südlichen Flügel bei Medeazza – Mavhinge. Schließlich 4 Baon. bei Gabrovica. - Morgen früh wird angefragt, in welchem Zustand sich die HIR 4 und 32 (vom Balkan gekommen, in Retablierung wegen Unterernährung und Folgen der Malaria u.s.w.) befinden und wo; dann ob das AK. diese Truppen, wenn es die Lage erfordern sollte, einzusetzen gedenkt.

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