Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
19.09.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
19.9.1916

Recht ruhige Inspektionsnacht. Früh 8 Uhr Orientierung des Marschalls in Wien, Hofburg.

Bei Heeresgruppe Linsingen Brücke bei Zarecze genommen, 1500 Russen gefangen. Vorrückung bei Hatszeg schreitet fort.

Bei Parajd mussten unsere Truppen weichen. - An der mazedonischen Front gelang es den Franzosen bei Florina die Bulgaren auf die Höhen nördlich der Stadt zurückzudrängen. Der Hauptangriff Sarrails richtet sich nun gegen die 1. bulgarische Armee, vor welcher der Feind (6 serbische, französische, 1/2 russische ITD) etwa 60.000 Gewehre stark ist, denen aber die Bulgaren, von schwerer Artillerie abgesehen, annähernd gleiche Kräfte entgegensetzen können.

Diplomatische Depeschen: Russischer Ministerrat hat sich für die Veröffentlichung eines Aktes, welcher Polen die Selbstverwaltung verspricht, nur bedingungsweise ausgesprochen; die konkrete Festlegung des Inhaltes soll erst zu einer späteren Zeit mit Zustimmung des Reichsrates und der Duma erfolgen; die Verkündigung erst dann, wenn die russischen Truppen polnischen Boden betreten haben. Dies sickerte in polnischen Kreisen durch, dort große Enttäuschung. - Die Frage einer Vereinigung Montenegros mit Serbien wird nach wie vor lebhaft diskutiert. Italien will Niki unbedingt auf dem Thron erhalten, Montenegro territoriale Erwerbungen verschaffen, Cattaro und den Lovčen behalten!

Mittagsresümee: Auf der Karsthochfläche ist der gestrige - 5. - Schlachttag im Allgemeinen ruhiger verlaufen. Zu einem einheitlichen feindlichen Angriff kam es nicht, jedoch sind mehrere vereinzelte Angriffe und Angriffsversuche gescheitert. Das starke italienische Artilleriefeuer gegen die eigenen Stellungen und die rückwärtigen Räume, das sich bei lokalen Angriffen jedes Mal zum Trommelfeuer steigert, hält an der ganzen Kampffront an. - Beim Feind sind Ablösungen der vordersten Truppen im Gange. Auch bei uns werden die am meisten hergenommenen Truppen aus der Front gezogen, um sie zu retablieren.

Im Flitscher Becken nachts mehrere „Angriffe“ (wahrscheinlich Patrouillen) abgeschlagen. An der Fleimstalfront lebhafte Artillerietätigkeit. Der erwartete Feindangriff hat heute nicht begonnen, da heftiger Schneesturm jede Beobachtung unmöglich machte. - Feind: Perugia, im August am Isonzo vermutet, vor III.Korps festgestellt. Benevento, die im Raum Görz kämpfte, ist an der karnischen Front; dagegen soll Bersaglieri 12 aus der Zone Carnia an die Isonzofront verschoben worden sein.

Stand. Abschnitt III b am 17.9. abends, nach Heranziehung aller Marschformationen 19.000 Mann.

In der Dobrudscha schwere Kämpfe. Rumänen führen über die Cernavodabrücke Verstärkung heran; alle Viertelstunden 1 Zug. Bei unseren Panikeurn natürlich schon wieder große Angst. Szurdukpass von uns besetzt; Rumänen gehen dort zurück. Schlag Falkenhayns dürfte bald kommen: anfänglich 3 deutsche Divisionen, unsere 51. und das Kavallerie-Korps.

Abends: Auf der Karsthochfläche wurde die Gefechtstätigkeit gegen Mittag wieder lebhafter. Auf unseren Stellungen und hinter diesen liegt starkes Artillerie - und Minenfeuer.

Vor Oppachiasella und der Höhe südöstlich des Doberdòsees feindliche Ansammlungen; auf der Höhe auch Handgranatenkämpfe. An der übrigen Armeefront nur geringe Gefechtstätigkeit; im Nordabschnitt, dann bei 10. Armee und Heeresgruppe wegen ungünstiger Witterung fast vollständige Ruhe. - In den 4tägigen Kämpfen auf der Karsthochfläche waren mindestens 20 Brigaden, - eine KD und 15 Bersaglieribataillone eingesetzt, die nach übereinstimmenden Wahrnehmungen außerordentliche Verluste erlitten haben. Es scheint, dass der Feind Verbände, die am Isonzo in der Schlacht stark hergenommen wurden, gegen intakte Truppen der Kärntner Front austauscht.

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