Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
26.09.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
26.9.1916

Heute früh kommt Kless zurück. Stimmung im Hinterland soll sehr pessimistisch sein, das hört man übrigens von allen Seiten. Kless sprach in Wien den General Schmid (aus dem Landesbeschreibungsbüro), der die letzte Schlacht im Görzischen als Brigadier mitmachte und nun ganz schauderhafte Dinge erzählt. Es sei ein neuer Krieg. Gegen die technische Organisation des Kampfes der Italiener (Artilleriefeuer bis zu den Divisionskommandos, sodass in diesem Raum niemand gehen kann; vorzüglich geleitetes Minenwerferfeuer auf die vorderen Linien) komme man nicht auf. Unsere Verluste seien schauderhaft gewesen; die Brigade hätte nur 800 Mann aus der Schlacht zurückgebracht. Bosco lüge; alle lügen. Empört sei man über die Nennung von Truppenkörpern im Pressebericht, die es nicht verdienen, empört auch über die unzulängliche Ausrüstung mit besonderen Kampfmitteln! Fälle von Subordinationsverletzung seien nicht selten.

Bespreche die Minenwerferangelegenheit mit Pflug, der ohnedies das Möglichste tut; vielleicht werden wir durch einen speziellen Befehl noch näher Klarheit über Zahl und Verwendungsart der feindlichen Minenwerfer schaffen.

Bratianu schreit fortgesetzt um Hilfe. „Fällt Bukarest, so ist Rumänien verloren. Rumänien kann nicht gleichzeitigen Angriffen auf die Süd - und Nordfront standhalten. Das rumänische Heer besitzt eine mindere Ausrüstung und befindet sich auch in moralischer Hinsicht in ungünstigerer Lage, weil es sich gegen kriegserprobte Truppen schlagen muss.“

Mittagsresümee: Gestern gegen Südteil der Comen-Hochfläche immer lebhafteres und intensiveres Artillerie- und Minenfeuer. Auch während der Nacht stärkere Gefechtstätigkeit. Am Cimone wurden die Klagerufe der verschütteten Italiener noch heute früh, also nach 71 Stunden gehört. Der Wortlaut der in dieser Sache durch Parlamentär gewechselten Noten wird im heutigen Pressebericht veröffentlicht.

Der Szurdukpass ist wieder verloren gegangen. Falkenhayn nimmt aber keine Verstärkung der dortigen Gruppe durch deutsche Truppen in Aussicht, weil alles für die entscheidende Operation bei Hermannstadt angesetzt bleiben muss. Wie ich hörte, soll nun unsere 2.Gebirgsbrigade dorthin kommen.

Heute Chef dem Erzherzog Karl entgegen gefahren, der eine Botschaft von Wien bringt.

Mein Referat hat Metzger dem Chef zum Lesen gegeben; wegen der materiellen Vorbereitung für alle Fälle in Tirol wird er mit Höfer sprechen. - Metzger heute Stellvertreter des Chefs des Generalstabes geworden.

Abends Fahrt nach Wien auf 3 tägigen Urlaub.

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