Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
02.10.1916
Wählen Sie aus:
Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
2.10.1916

Wie aus unseren diplomatischen Depeschen hervorgeht, setzt Italien dem Eintritt Griechenlands in den Krieg beharrlich Widerstand entgegen. Das griechische Heer wird sehr gering eingeschätzt (Mängel der Ausrüstung, minderwertige Trains, schwacher und schlechter Offizierskader, viele deutschfreundliche Offiziere). - Es wird den Italienern aber nichts helfen; denn England wird auf die 3 Armeekorps nicht verzichten.

Ein interessanter Bericht des Generalstabshauptmannes Latscher über die Suez Expedition lässt erkennen, dass sie mit einem vollständigen Fiasko endete. Unsere Artillerie scheint sich aber vorzüglich bewährt zu haben. Ansehen der Deutschen und Türken bei den Arabern hat sehr gelitten.

Nach unserem gestrigen Abendresümee: Am Fassaner Kamm starkes, anhaltendes Feuer gegen Colbricon piccolo. Der Verbindungsoffizier des italienischen Oberkommandos bei XVIII. Korps meldete heute vormittags, dass die atmosphärischen Verhältnisse die Wiederaufnahme der Operationen der Gruppe Ferrari (Fassaner Front) gestatten. - Mittags: Bei 5. Armee flaute die feindliche Artillerietätigkeit während der Nacht, namentlich im nördlichen Teil der Armeefront, wieder einigermaßen ab. Lebhaftes Artillerie - und Minenwerferfeuer richtete der Feind aber gegen den Raum östlich Oppachiasella. Sonst nichts los. Von 10.ITD begannen Kommandos, Kavallerie und Trains gestern abzurollen.

Falkenhayn hat für seine 9. Armee um 1 Korpskommando und 1 Divisionskommando gebeten (für die Truppen, die das Gebirge bei und westlich Hermannstadt absperren werden). Wir machen das XXI.KK. und das LSch.Div.Kdo. frei, da die LSch.Div. ohnedies nur mehr eine Brigade stark ist.

Heute sehr schwerer Angriff im Westen (an der Somme auf die 22 km Front und im Osten, speziell gegen Linsingen. Alles abgewiesen!

Die Gesamtübersicht über die seit Feldzugsbeginn ins Feld Abgegangenen weist an 112.000 Gagisten 4,430.000 Mann aus (dabei sind die Genesenen sofort gerechnet, als sie ins Feld abgingen).

Abendresümee: Bei 5. Armee mäßige Gefechtstätigkeit, nur im südlichen Abschnitt wirkte schwere Artillerie heftig gegen die rückwärtigen Räume. Sehr lebhafte Tätigkeit der feindlichen Flieger. - 10.Armee: Im Fella- und Raibler Abschnitt lebhaftere Tätigkeit der feindlichen Artillerie und Flieger.

Tarvis aus 15 cm Kalibern beschossen. - Heeresgruppe: An Fleimstalfront andauernd äußerst heftiges Geschützfeuer gegen Ceremane und Collbricon picc.; gegen letzteren begann Nachmittag ein Angriff. Gleichzeitig hält feindliche Artillerie unsere Stellungen südöstlich Dossaccio nieder. Eigene Gruppierung: Bei VII. 3 Divisionsabschnitte (17., 28., 20.ITD) nebeneinander gebildet. 44.ITD ganz aufgeteilt: 1 Regiment bei XVII, 2 bei Comen (VII.), 1 bei Gruppe Schenk. Truppen der 10. ITD an der Bahn versammelt. (Caldonazzo - Levico).

Rumänien: Bei Rahovo scheint 1 rumänische Brigade bis Division übergegangen zu sein. Rechter Flügel unserer 1.Armee (deutsche 89. und unsere 71. Division) haben eine aufs Dach bekommen; Meldung klingt nicht gut. Von Falkenhayn bis abends keine Meldung.

Antwortete heute auf Brief Pohls (58.ITD): Sagte ihm, dass es dem AOK fernliege, jemandem die Schuld an den Görzer Ereignissen aufzubürden; Pohls Brief hebe ich mir auf; er ist ein interessantes geschichtliches Dokument. Auch eine Studie von Szahlender (20.HITD) über Angriffe am Doberdo Plateau anfangs August ist sehr interessant. Wenn man nur zu alledem Zeit hätte! - Heute überdies Inspektion!

X
Tablet drehen