Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
17.10.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
17.10.1916

In aller Herrgottsfrühe zeigt mir Kageneck schon einen Brief Rohrscheidts über die letzte Pasubio Affäre. Rohrscheidt sah sich das Ganze vom M.Muggio an und behauptet, dass unsere Artillerie der italienischen an Zahl der Geschütze und speziell an Munition gar nicht gewachsen sei. Unser Feuer wäre nur ein sehr langsames gewesen, während die Italiener trommelten. Auch beim HGK sei alles darüber entrüstet, dass unsere Heeresleitung mit der Munitionserzeugung nicht weiterkomme. Mittags lässt mich auch noch Cramon in derselben Sache rufen; ich kann beiden aber nur im Einvernehmen mit Pflug erklären, dass genug Munition in Tirol vorhanden ist und dass es daher in diesem Falle wie in vielen anderen nur an der Disponierung gefehlt habe. Ich habe den Eindruck, dass Ludendorff nun einen starken Druck auf uns auch in dieser Angelegenheit üben will; vielleicht zielt das Ganze auf Pflug, vielleicht auf einen Größeren.

An der Front nach Morgenmeldungen nichts los. In Kärnten und Tirol starke Niederschläge, auf den Höhen bis zu 1200 m Neuschnee; jedoch Tendenz zur Ausheiterung.

Die Frage meiner Einrückung zum Truppendienst wird immer brennender. Auch Kless möchte die Sache bis Weihnachten hinter sich bringen. So kommen wir überein, dass ich zuerst gehe und zwar bis 15.11. und sobald als möglich. Ich entscheide mich für den nördlichen Kriegsschauplatz und zwar fürs Gebirge, für die Karpathen. Immer noch besser wie unten, wo ich eigentlich mit allen Leuten verfeindet bin. Viel ist nicht frei: Eine „Gruppe Scholz“, bestehend aus drei Landsturm Bataillonen bei der 7. Armee in der Gegend von Kimpolung und das IR. 8 bei der 4. Armee. Ich wähle das erstere. Metzger stimmt zu. Natürlich erzählt man mir allerlei Schaudergeschichten. Slameczka meint, von den 3 Bataillonen dieser Gruppe seien 2 nichts wert; Busek glaubt, dass dort ein großer russischer Angriff in den nächsten Tagen kommen werde, dem wir nichts entgegenzusetzen haben. Sehr heimlich ist diese Sache ja nicht; aber ich habe mich einmal entschieden und da hol‘s der Teufel!

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