Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
24.10.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
24.10.1916

Vormittags Besichtigung der Stellungen des rechten Abschnittes (Baon. 23). Beginne am rechten Flügel der 1.Kompagnie und gehe, durch Nebel begünstigt, bis zum linken, wo ein Verbindungsgraben gegen 1.Kp./24. anschließt. In diesem Abschnitt vielfach noch sehr mindere Deckung. Werde Pionierkompagnie hier einsetzen; Arbeit wird morgen beginnen. Dann gehe ich mit Hauptmann Pohl, der den Bataillons Kommandanten vertritt, den ganzen Bataillons Abschnitt bis zum rechten Flügel (unter. der Orada); auch zu einer Feldwache (Nr.2) vor der Mitte des Bataillons. Russen überall 600 – 1000X entfernt. Während meiner Begehung hie und da einzelne Infanterieschüsse. Avisiere heute draußen den Hauptmann Pohl, dass in ungefähr einer Woche (nach Fertigstellung des Bades) ein Zug seines Bataillons zur Retablierung zum Gruppenkommando herunterkommen wird. Diesen Zug will ich jede Woche wechseln und mir so doch eine kleine Reserve schaffen. Vielleicht lässt sie sich später auf 2 Züge erhöhen. Die Besetzungsdichte ist allerdings auch bei Einsatz aller Gewehre recht gering; dafür aber auch die Annäherung des Feindes in den meisten Teilen sehr schwierig. Habe draußen viel mit den Leuten gesprochen. Soweit man überhaupt in die Seele der Menschen schauen kann, finde ich die Stimmung trotz aller Friedens und Urlaubssehnsucht nicht schlecht. Man muss aber fortwährend zureden, für die Leute sorgen, dann wieder energisch sein, damit Zucht, Ordnung und Wachsamkeit nicht leiden. Leicht ist es gewiss nicht, eine solche Gesellschaft in schwierigen Lagen zu führen! - Morgen also beginnt die Durchführung meiner ersten Befehle: Arbeit der Pionier Kompagnie im linken Flügel Abschnitt von 23; Herstellung einer zweiten festeren Brücke hinter meiner Front; Bau einer neuen Baracke für das Kommando in der Absicht, eventuell volle Deckung zu finden, zugleich aber für einen Zug gute Unterkünfte zu schaffen. - Abends teilt mir Oberst Raday [tatsächlich: Radey] mit, dass er morgen 8 Uhr früh herauskommt.

Vom Brigadekommando Aufklärung „mit allen Mitteln“ befohlen, da Unklarheit über Stärke und Zusammensetzung der Russen vor unserer Front herrscht. – „Alle Mittel“ sind bei mir immer nur Patrouillen, da ich einen Angriff nicht riskieren kann und will - ohne ein wichtigeres Ziel und gründliche Vorbereitung. Heute nachts wird also je 1 Patrouille in jedem Bataillonsabschnitt die Sache versuchen; vielleicht bringen wir wenigstens einen Russen ein.

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