Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
06.11.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
6.11.1916

Früh wieder ein Begräbnis. - Dann gehe ich mit Brigadier auf den Botosul. Zeige ihm die begonnenen 5 Stützpunkte und lege weiters mit einem Nachbar, einem Hauptmann Bataillonskommandant von Jg 13, den Anschluss fest. Die Verteidigung des Botosul ist denkbar ungünstig organisiert; über den Gipfel läuft jetzt nicht nur die Gruppe, sondern auch zugleich die Divisionsgrenze. Wie mir Raday sagte, werden wir wahrscheinlich vom I.Korps an das XI. überstellt werden. (Kommandant Habermann), dann wird dort sogar die Korpsgrenze laufen. Dieser wichtige Berg sollte aber jedenfalls in seiner Gänze von einem Kommandanten verteidigt werden; am besten, man gäbe der Gruppe noch ein standesschwaches Landsturmbataillon, dann könnte sie ihren Flügel ausdehnen; oder aber, man schränke die Ausdehnung des Bataillons 24 etwas ein und überlasse den Botosul der Jägergruppe. ½ 5 Uhr nachmittags spreche ich mit Szent Királlyi über diese Verhältnisse sowie über dringende Materialanforderungen (wir haben zum Beispiel keine Nägel, keine Klammern u.s.w.!); da erzählt er mir, er sei jetzt recht verstimmt, weil wir die gestern genommene Höhe heute wieder verloren haben. Das starke Artilleriefeuer, das wir am Botosul hörten, war das Trommelfeuer dieses Angriffes. Es hat angeblich in höchster Intensität ½ Stunde gedauert, dann ging die russische Infanterie zum Angriff vor und nahm die gestern verlorene Stellung zurück. Südlich davon hält sich noch ein Bataillon von uns in den eroberten Gräben; es wird jetzt nachts ebenfalls zurückgenommen werden, wenn es die feindliche Gegenwirkung erlaubt. Soviel erfuhr ich von Szent Királlyi.

Dienstlich erfährt man hier nie, was rechts und links von einem los ist. Links von mir hat die Besatzung des Abschnittes während meines kurzen Hierseins (heute 14 Tage) zweimal gewechselt. (H. 20, Lst. 307, Jg.-Gruppe). - Das ist sicherlich nicht gut, wird aber wohl seine höheren Gründe haben. Heute „Eröffnung“ des Bades. Die Leute sagen alle, ihnen ist nun leichter. Die Läuse weg, frische Wäsche, gute Schuhe, ein paar Tage Nachtruhe, und wieder etwas Exerzierdisziplin: Ich halte das für außerordentlich wichtig und würde, wenn ich länger hier bliebe, im Winter noch 2 Züge herunternehmen und vorne immer zur Feldwacheaufstellung übergehen. Dies wird man besonders können, wenn die Straße, die heute bis zum HP von 24 geht, bis zur Kampffront führt. - General Schnehen ist, wie mir Szent Királlyi mitteilte, selbst zur 59.ITD gefahren, um sich dort über die Lage zu informieren. Gegen 6 Uhr teilt mir Szent Királlyi noch mit, Schnehen habe die Situation unverändert gefunden. Er wollte morgen herauskommen, tut es nun aber nicht, der Lage wegen. An der Front soll erhöhte Aufmerksamkeit herrschen. Das ist bei uns auch eine schwere Sache. Jede Verschärfung des Dienstes nimmt die Kräfte bei dem schwachen Stand der Truppen außerordentlich in Anspruch. Ich trachte mir daher durch Patrouillierungen in den Gräben, erhöhte Visitierungstätigkeit u.s.w. zu helfen. Jedenfalls wird von rückwärts eine Menge befohlen und verlangt, weil man die wirklichen Verhältnisse nicht kennt und vor allem nicht den Bleistift in die Hand nimmt und rechnet… - Heute abends lasse ich hier alarmieren. Das ist auch sehr wichtig; natürlich muss man es das erste Mal vorbereiten und bei der Überanstrengung der Mannschaft auch derart arrangieren, dass sie nicht in Essen und Nachtruhe gestört wird. Also nach 7 Uhr. - Alarm dauerte 20 Minuten. Bin zufrieden. Lasse dies auch den Leuten sagen und erkläre den Offizieren Sinn und Bedeutung der Übung.

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