Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
16.11.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
16.11.1916

An die Isonzofront wurden - wie mir Kless erzählt, unter großen Widerständen aller mit Ausnahme Metzgers - sehr beträchtliche Verstärkungen herangeführt, und zwar die 14.ITD, die 1. Landsturm Infanteriebrigade und Marschformationen aus Tirol. Überdies sind jetzt im Anrollen die 48. ITD (im Austausch gegen die 20.HITD), die 9. und 16. Feldartillerie Brigade, dann das FHR 24 und das s.FHR 24, alles in allem circa 110 Geschütze. - Der Kräfteverbrauch in der 9. Schlacht und die jetzigen Kräfteverhältnisse eigenerseits gehen aus folgender Zusammenstellung hervor: Vor der Schlacht (nach der Schlacht) und in der Front 84.000 (69.000), Armeereserven 21.000 (19.000) Summe 105.000 (88.000) Feuergewehre. Da der 5. Armee während der Schlacht 16.000 Gewehre zugeführt wurden, betragen die Schlacht Verluste über 32.000 Mann. Nach vollendetem Zuschub (ca. 20.11.) dürfte der Gesamtstand (hauptsächlich durch Einreihung von Marschformationen) am Südflügel der 5. Armee, das heißt südlich von Salcano, auf 97.000 Gewehre steigen.

Aus den Korrespondenzen während meiner Abwesenheit mochte ich folgendes nachtragen: Am 25. Oktober wurde Hindenburg ersucht, zu erwägen, ob mit Rücksicht auf den als bevorstehend erachteten Angriff auf 5. Armee und III.Korps und angesichts des Abflauens des russischen Angriffes in Wolhynien nicht österreich-ungarische Infanterie in der Stärke einer ITD aus dem Bereiche Obost freigemacht und sogleich zur 5. Armee verschoben werden könnte. Am 27.0ktober wurde hiefür die 14.ITD aus dem Raum von Zloczów zur Verfügung gestellt. Conrad beschäftigte sich zu dieser Zeit eingehend mit den Verhältnissen bei unserem III.Korps, gegen welches damals ein Angriff unmittelbar bevorzustehen schien. Am 31.10. wurde das AK. um Beurteilung der Lage gefragt. Es hielt damals einen großen Angriff für unmittelbar bevorstehend. Die italienische Artillerie- und Minenvorbereitung hatte schon am 26.10. eingesetzt, wurde aber am 29.10. durch einen Wettersturz unterbrochen. Am 1.November bekam das 5.AK. für den äußersten Fall das Verfügungsrecht über die 20.HITD. Am 2.11. wurde von Hindenburg eine weitere Verstärkung um mindestens eine Brigade erbeten. Am 3.11. wurde von AOK auf die Notwendigkeit zähester Verteidigung jeden Schrittes Bodens hingewiesen; unter der in einer Situationsmeldung erwähnten Zurücknahme einzelner vorspringender Teile dürfte es sich nur um lokale Korrekturen handeln. Der 14.ITD werde die 1.Lst.IBrig., 6.000 Gewehre stark, folgen. Zur Erhöhung der Gefechtskraft dieser Brigade wurden am 4.November noch je 1 Bataillon von Heeresgruppe und 10.Armee zudirigiert. Weiters mussten die übrigen Teile der Südwest Front Ersatzmannschaften für die sehr verbrauchte 28. und 44. ITD. abgeben. Am selben Tage (4.November) wurde bei Hindenburg der Austausch von standesschwacher ITD. der 5. Armee gegen vollwertige der Nordost Front beantragt. Nach einigen Verhandlungen führte die angeregte Austauschaktion zum Austausch der 20.HITD durch die 48.ITD., die am 19. November einzutreffen beginnen wird. Am 9.November schrieb Conrad (auszugsweise): Die Italiener setzen alles daran, an der Isonzofront einen entscheidenden Erfolg zu erzielen, das heißt durchzubrechen und konzentrieren dazu alle Kräfte und Mittel. Wir müssen dasselbe tun. Laut Referat der I-Gruppe wurden bisher an Truppen von Nordost die 14.ITD., 1 Lst.Br.; von HGK und 10.Armee je 1 Bataillon, dann 9.000 Mann Marschformationen, zusammen 26.300 Mann zugeschoben. Die 5. Armee hat noch 23.000 Mann Marschformationen. Überdies waren damals 94 MG und 68 Geschütze zudisponiert. Jedenfalls kann ich nur sagen, dass Kless Außerordentliches geleistet hat, um die Kampfkraft der 5. Armee wieder hinaufzubringen. - Heute liegen Überläufer-Aussagen vor, dass die Artillerievorbereitung am Südflügel morgen wieder beginnen soll.

 

Kräfteverteilung

An der Front keine besonderen Ereignisse. Östlich Görz wiederholt feindliche Gegenangriffe auf die von uns gewonnenen Stellungen.

Abends erzählt mir Kless, Lorx habe ihm gesagt, dass man mich als Kandidaten für den Operationsbürochef ernstlich nannte. Schneider und ich kämen in Betracht. Die Älteren würde man eigentlich gerne abschieben. Nun, man muss die Ereignisse an sich herantreten lassen. - Heute Inspektion; habe sie durch Tausch übernommen, damit ich morgen doch eine Nacht schlafen kann, bevor ich als Kurier, das heißt zu Mitzchen fahre.

Chef fährt heute abends nach Wien zur Audienz. Erzherzog Friedrich ist in Tirol, jetzt bei 11. Armee.

In der Walachei gute Fortschritte; heute 2000 Gefangene.

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