Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
25.11.1916
Wählen Sie aus:
Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
25.11.1916

Auch heute nach Morgen- und Abendmeldung bei der 5. Armee nur normale Artillerietätigkeit. Lebhafte Tätigkeit der feindlichen Flieger mit mehrfachen Luftkämpfen. - Aus der heute eingetroffenen Karte mit der Lage der 5. Armee am 23. geht hervor, dass hinter der Front Salcano - bis zum Meer an Reserve stehen: 19 Bataillone Korps-, 30 Bataillone Armeereserve. Unter letzteren bei Vojscica das HIR 1; entgegen allen Befehlen des AOKs. Boroević ist wirklich ein boshafter Mensch; er will um jeden Preis verhindern, dass man ihm irgendetwas wegnimmt.

Die Folgen sind ihm gleichgültig.

Wie ich höre, ist heute Exzellenz Krauss in Audienz. Natürlich tauchen die alten Kombinationen wieder auf.

Merkwürdig, dass hier alle die Südwestfront wieder hergestellt haben wollen!

Nachmittags waren die Artilleriekämpfe auf der Karsthochfläche etwas lebhafter. Die feindliche Artillerietätigkeit machte wieder den Eindruck eines systematischen Einschießens. Die feindlichen schweren Geschütze wirkten erneut mit Gasgranaten. Sehr rege Fliegertätigkeit.

Abends Nachricht, dass Conrad Marschall geworden ist, Erzherzog Friedrich das Großkreuz des Theresienordens bekommen hat. Das Füllhorn der Gnade des neuen Kaisers strömt also in voller Fülle seine Gaben aus.

Diplomatische Depeschen: 18.11. England hat einen Vorschlag zur Veranstaltung einer großen politischen und militärischen Reunion in Petersburg gemacht. Die Depesche ist in einem neuen Schlüssel abgefasst und daher nicht ganz deutlich entchiffriert. Es scheint sich aber um eine großzügige Beschaffung von Kriegsmaterial für Russland zu handeln.

23.11.: Nikolaj Nikolajewitsch wurde zum Zaren berufen, um sein Gutachten über die von Alexejew geplante große Offensive Russlands gegen die Türkei (!) abzugeben. - 22.11.: Das rumänische Parlament ist für den 27. wieder einberufen. Bratianu will keine Erörterung der politischen und militärischen Lage zulassen, um Angriffe gegen die Entente, welche - wie er behauptet - ihre Verpflichtungen nicht eingehalten hat, zu verhindern.

Durch die Ernennung Conrads zum Marschall erachte ich die Stellung des Oberkommandos nun wieder für gesichert. Der neue Kaiser soll übrigens auch in der Audienz Conrad sein vollstes Vertrauen ausgesprochen haben.

X
Tablet drehen