Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
29.11.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
29.11.1916

Früh erzählt Kageneck, der in Begleitung des Deutschen Kaisers von Wien zurückkam, der Deutsche Kaiser habe sich über eine Nachricht geäußert, dass von Porro bei den Pariser Konferenzen verlangt wurde, die Italiener möchten endlich mit der Schießerei aufhören und sich die Munition auf das Frühjahr sparen.

In Rumänien leisten die Deutschen wieder Ungeheures im Marschieren und Operieren. Pitesci ist genommen, Bukarest wird bald im Geschützertragen sein und aus dem letzten Loch pfeifen.

Morgen abends tritt eine neue Gliederung ein: Die 9. Armee mit Ausnahme der Gruppe Gerock, tritt zur Heeresgruppe Mackensen; Erzherzog Josef wird demnach die Gruppe Gerock und die 1. und 7. Armee befehligen. Bei letzterer haben die Russen an mehreren Stellen angegriffen, ohne indessen einen wesentlichen Erfolg zu erzielen.

Gestern nachmittags und auch heute lebhaftere feindliche Artillerietätigkeit im südlichen Abschnitt der 5.Armee; gestern vornehmlich gegen die rückwärtigen Räume, heute gegen den Frontteil südlich Biglia, dann in erhöhter Stärke gegen die Front bei Hudilog und südöstlich Nova Vas. Sichtiges Wetter, rege feindliche Fliegertätigkeit. - Über die Führung des Artillerie- und Minenwerferkampfes äußerte sich die 5. Armee, er werde solange keine wesentliche Änderung erfahren können, als die Überlegenheit des Gegners an schwerer Artillerie und Minenwerfer besteht. Diese Überlegenheit im Hauptkampfraum lässt ein Niederkämpfen der feindlichen Artillerie sehr fraglich erscheinen. Der eigenen Artillerie wird deshalb auch weiters vornehmlich die Aufgabe zufallen, das Vorbrechen der feindlichen Infanterie durch flankierende Wirkung gegen die wahrscheinlichen Einbruchsräume zu verhindern; dementsprechend wurde sie auch gruppiert. Die Bekämpfung der zahlreichen feindlichen Minenwerfer durch Steilfeuergeschütze wird angestrebt. Die eigenen Minenwerfer hätten eine so geringe Porté, dass sie - weil unmittelbar hinter der ersten Linie stehend, dem feindlichen Trommelfeuer ausgesetzt sind. Dieses Verhältnis würde sich erst nach Einstellung der neuen Luftminenwerfer bessern. Dem AK. wurde gesagt: „Zweifellos sind die Italiener, namentlich an der Angriffsfront, auch an Artillerie und Minenwerfern noch immer überlegen. Die 5. Armee ist jedoch durch die Zuschübe dieses Monates, besonders an schwersten Geschützen, sehr gestärkt worden und hat auch genügend Munition, um das Massenfeuer des Feindes früher und kräftiger als in den letzten Schlachten erwidern und die festgestellten Batterien erfolgreich bekämpfen zu können. AOK rechnet mit Bestimmtheit darauf, dass die volle Ausnützung dieser Feuerkraft unserer Front unbedingt Festigkeit verleihen wird. Mit der Maßnahme zur Bekämpfung der feindlichen Minenwerfer einverstanden. Es trifft aber nicht zu, dass unsere Minenwerfer durchwegs eine so kleine Porté haben, dass sie unmittelbar hinter der ersten Linie dem feindlichen Trommelfeuer ausgesetzt sind; beträgt doch die Reichweite der neuen 22 cm und 12 cm Luftminenwerfer, die der neuen Granatwerfer über 800 m. In Kampfperioden sind Tätigkeit und Wirkung der feindlichen und der eigenen Artillerie und Minenwerfer in jeder Situationsmeldung klar zu charakterisieren.“ Notiere diesen Befehl, weil er einen Versuch bedeutet, zu einer moderneren und intensiveren Artillerieverwendung überzugehen und die Artillerieführung zu beeinflussen. Vor allem aber sollen die ewigen Ausreden Boroević's niedergeschlagen werden.

Auf dem rumänischen Kriegsschauplatz Compolong genommen. Zeichen der Auflösung des rumänischen Heeres. Wenn es so weitergeht, können übermorgen vielleicht schon die ersten Artilleriegeschosse nach Bukarest fallen.

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