Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
14.12.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
14.12.1916

Nach der heutigen Morgenzeitung zu urteilen, haben die Friedensschritte im feindlichen Ausland, namentlich in England und Italien, nur die Wirkung eines Ansporns für die Kriegsparteien gehabt. - Kageneck ist anscheinend auch schon umgestimmt und verschnappt sich, indem er zugibt, dass die Hauptursache des Friedensangebotes die Besorgnis sei, dass die deutsche Sozialdemokratie sonst vielleicht nicht mehr mitgehen würde. Von den deutschen Blättern beurteilen die linksstehenden die Aktion am besten; je mehr rechts, desto mehr wird der unbedingten „Festigkeit“ das Wort geredet. Und ich glaube, diese Leute haben Recht; man hätte überhaupt nicht „anbandeln“ sollen, bevor man nicht den vollen Sieg in der Tasche hat.

Bei 5. Armee sind große Ablösungen im Gange. 28. wird durch 48., 17. durch 44.ITD. abgelöst, die 1.Lst.IBrig. wurde dem XXIII. Korps zu Ablösungszweck zur Verfügung gestellt. Heute bittet Boroević aber um die 41.HITD., um sie dem XXIII.Korps, die 1.Lst.IBrig. aber dem XVI.Korps zur Auslösung von 3 Regimentern verschiedener Divisionen zuweisen zu können. Dies wird nicht bewilligt. Es wird vielmehr angeordnet, dass die 41.HITD zur Verfügung des AOK. in ihrem Versammlungsraum zu verbleiben habe. Das AK. hat auch ohne diese Division genügend Kräfte, um unter der äußerst wichtigen Aufrechterhaltung der Divisionsverbände und bei Bedachtnahme auf den vermutlich nahen Angriffsbeginn für ausreichende Ablösung, Retablierung und Disponierung der Truppen zu sorgen. Dies wird Boroević auch gesagt. - Die technische Situationsmeldung vom 10.12. lässt erkennen, dass der Stellungsbau nur schwer (wahrscheinlich auch mit Widerwillen) vorwärts kommt. Wahrscheinlich denkt alles schon an eine Offensive. (Gestern schrieb mir Pohl zum Beispiel Ideen über einen Angriff aus dem Tolmeiner Brückenkopf!) - Wir sagen daher: „Die technische Ausgestaltung der Stellungen muss trotz allen Schwierigkeiten allseits mit umso größerer Energie betrieben werden, als die 5. Armee auch weiterhin mit der unveränderten Aufgabe reiner Abwehr zu rechnen hat.“ - An Front nichts Neues. Sturm und Regen dauern an. Großer Wetterschaden und Verluste durch Lawinen. Die Details zeichne ich wegen Zeitmangel nicht auf. - Wichtig ist, dass Überläufer und Gefangene an der Karstfront aussagten, dass der Feind mit seinem Angriff, der zuerst für den 5., dann für den 10. geplant war und wegen Ungunst des Wetters verschoben wurde, sogleich beginnen will, wenn bessere Witterung eintritt.

Der Kaiser fährt an die Südwestfront und zwar nach Adelsberg, Villach und Bozen. Zuerst nach Pola; ab Wien heute 4 Uhr Nachmittag, zurück 18.12. 7 Uhr vorm.

Die Nachtmeldung der 5. Armee sagt, dass nahezu an der ganzen Front heute Nachmittag das Artilleriefeuer lebhafter wurde. Besonders gegen die Räume Hudilog, Korite und Fajti hrib wirkte der Feind mit allen Kalibern. Sollte es also doch morgen losgehen? Vielleicht sogar der Witterung zum Trotz, die noch immer schlecht ist?

Unbestimmte Nachrichten über Losgehen Griechenlands.

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