Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
16.12.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
16.12.1916

Bei Verdun sollen die Franzosen in einem überraschenden Angriff Gelände gewonnen und 7.000 Gefangene gemacht haben. - Über die deutschen Absichten hört man, dass im Falle der Nichtannahme des Friedensvorschlages durch die Entente, Deutschland seine Unterseeboote, deren es circa 100 in Reserve haben soll, loslassen will. Die deutschen Neuformationen sollen an der holländischen und dänischen Grenze stehen. Es herrscht aber ziemliche Besorgnis vor einem Eingreifen Amerikas, das unter dem Vorwand eines Schutzes gegen Mexiko bedeutende Streitkräfte neu aufgestellt haben soll.

Mittagsresümee: Bei 5. Armee nachmittags und nachts beiderseits mäßiges - und stellenweise auch Minenwerferfeuer gegen die Karsthochfläche. - Anhaltend Regen, in den höheren Lagen Schneefall; nachts starke Gewitter. - Tagesdurchschnitt der Verluste in der 2. Dezemberwoche 30 Tote, 136 Verwundete, 406 Kranke, 5 Vermisste. - Bei 10.Armee dauern Schneefälle und Schneestürme fort. - In Tirol allmählich Aufheiterung und Temperaturabnahme. Heute ist es auf den Höhen fast überall klar und kalt, in den Tälern dichter Bodennebel, Lawinengefahr vermindert.

Nachmittagsmeldung Klepsch bestätigt, dass die Deutschen bei Verdun eine ziemliche Schlappe erlitten haben; Geländeverluste etwa 2 [k]m in die Tiefe; Ursachen noch nicht aufgeklärt. Feind an 3 Stellen eingebrochen. Ich vermute: Müdigkeit der Truppe und besonders starke Artilleriewirkung.

Abends „Frauen Befehl“. (Hinsichtlich Mitnahme der Familien gebietet der Takt vorerst hierauf zu verzichten; ob und wann dies seinerzeit möglich sein wird, wird sich in der Folge ergeben!!). - Dann das Gerücht, dass Briand ermordet worden sein soll (stammt aus Berlin).

Heute noch Inspektion. Kaiser hat (wegen der Eisenbahn Unterbrechungen durch Lawinen u.s.w.) die Reise nach Bozen aufgegeben und fährt nach Adelsberg zurück, wohin ich morgen früh zu melden habe.

5. Armee meldet schon wieder nichts über die im Gange begriffenen Verschiebungen; daher neuerliche Nase.

Resümee abends: 5. Armee, bei noch immer trübem, regnerischen Wetter nur mäßige Artillerie- und Minenwerfertätigkeit. Voraussage stellt Besserung des Wetters in Aussicht. Infanterie der 41.LITD. vollständig eingetroffen; von Artillerie rollen noch FHR und. 2 schwere Batterien an. - Bei 10. Armee hat Schneefall aufgehört. Freimachungsarbeiten schreiten fort. Schneehöhen bis 6 m. - In Tirol stellenweise mäßiges Artilleriefeuer; schönes, klares Wetter.

Zur Aufnahme des deutschen Friedensangebotes: Bei der 2. russischen GD. wurde das Angebot den Soldaten bekanntgegeben. Es wird als Zeichen der Schwäche ausgelegt; jetzt müsse Russland erst recht weiterkämpfen.

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