Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
27.01.1917
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
27.1.1917

Chef mit Kaiser von Pless zurückgekehrt. Vormittags Gottesdienst anlässlich des Namenstages des Deutschen Kaisers, bin aber nicht kommandiert. Mittags sagt mir Metzger, in Pless sei die Lage vollkommen so, wie ich sie gemeldet habe. Das heißt es wurde kein bindender Entschluss gefasst, es seien jedoch alle Vorbereitungen so zu treffen, als ob der Entschluss zum Angriff gefasst worden wäre. Das heißt: Die Materialzuschübe haben stattzufinden. In Pless bestehen ernste Sorgen wegen dem Westen; 8 neue englische Divisionen seien im Antransport, ungeheuere Mengen an Kriegsmaterial aufgestapelt. Der verschärfte U - Bootkrieg wird am 1.Februar beginnen. Mit Klärung der Haltung der Neutralen wird sich auch ergeben, wieviel von den jetzt an jenen Grenzen bereitgehaltenen deutschen Kräften frei wird. Für den Angriff gegen Italien würden anfänglich 13 deutsche Divisionen gestellt werden; ist die Angriffskraft der Feinde im Westen verbraucht, so werden natürlich auch mehr verfügbar. Wegen Auslösung der 3 k.u.k. Divisionen an der Ostfront wird Ludendorff Hofmann kommen lassen, um zu erfahren, wieviele Kräfte man dafür aus dem Bereich von ObOst entnehmen kann. Wegen Vermehrung der Artillerie an der Isonzofront muss man jetzt erneuert vorsorgen. Die Sache darf nicht einschlafen! - Habe heute Inspektion und will dies und die anderen wichtigen Dinge erledigen. Wegen Artillerie sage ich in einem Konzept an die Deutschen, dass wir jetzt je ein leichtes Geschütz auf 53 und überdies je ein schweres auf 114 m haben. Unsere Artilleriestärke hätte wohl ausgereicht, wenn die Italiener auch diesmal wieder nach kürzerer, 1 - 2 monatiger Pause losgegangen wären, nun aber ist es nach der Gesamtlage und nach einigen Nachrichten der letzten Zeit nicht ausgeschlossen, dass sich die Westmächte zu einer mehr oder weniger gleichzeitigen Offensive, etwa für Ende Februar oder anfangs März entschlossen haben. In diesem Falle bleiben uns an der empfindlichsten Stelle der Südwestfront noch einige Wochen zur Vorbereitung der Abwehr. Dabei kommt es hauptsächlich auf schwere Artillerie an. Daher die Bitte, jene schweren Batterien der Ostfront, die zur späteren Versammlung von Angriffsartillerie im Südwesten in Aussicht genommen waren, schon jetzt durch deutsche Batterien auslösen zu lassen, damit sie zur 5. Armee verschoben werden können. - Abends Besprechung mit der „Eisenbahn“ (Schwenzner). Fordere vor allem größte Ordnung und Ruhe auf den Bahnen. Die von mir angenommene bescheidene Leistungsfähigkeit muss durch weit vorausblickende Massnahmen sorgfältig vorbereitet werden. Wir dürfen im Südwesten keine „Bahnsau“ aufheben, namentlich wenn die Deutschen kommen. - Konzept der ersten Direktiven an das HGK, Vorbereitung einer Offensive. „Unter gewissen Voraussetzungen, die von der Entwicklung der Gesamtlage abhängen, könnte der Entschluss gefasst werden, Italien erneuert anzugreifen. In diesem Falle würde wieder ein Stoß mit sehr starken Kräften, frühestens in der ersten Maihälfte, aus Südtirol geführt werden. Demgemäß werden die bereits eingeleiteten Materialzuschübe zur Heeresgruppe fortdauern. Etwa vom 10.Februar an dürften täglich ungefähr 8 - 10 Material - und außerdem einige Artillerie - und Munitionszüge einrollen. Die Gruppierung des gesamten Materiales und alle sonstigen Vorbereitungen, besonders aber die Kommunikationsherstellungen und Verbesserungen sind unter dem Gesichtspunkt einzuleiten, dass der Angriff im Raum zwischen den südlichen Vorbergen der Fassaner Alpen und dem Astico zu führen sein wird. Dem AOK ist über alle Vorbereitungen fortlaufend zu berichten. Ihre Unauffälligkeit und Geheimhaltung ist bei der erhöhten Aufmerksamkeit des Gegners für die Tiroler Front noch wichtiger als im Vorjahr. Die Kenntnis dieser Direktiven, namentlich aber des beabsichtigten Angriffsraumes, ist sowohl beim HGK als auch beim 11. AK. auf das Äußerste zu beschränken. Der Chef des FEW wird gleichfalls möglichst unauffällig - alles veranlassen, um die volle Leistungsfähigkeit der Bahn sicherzustellen.“

Bei 7. Armee sind die Russen bei Mestecanesci eingedrungen. Der berühmte Tunnel konnte von uns nicht mehr gesprengt werden, weil die Sprengdetachements überrumpelt wurden.

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