Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
31.01.1917
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
31.1.1917

Heute schon vormittags den gewissen Reiserummel, der noch durch Dienerwechsel und Mitzchens Besuch erhöht wird.

Von Cramon Anfrage der deutschen Nachrichten Abteilung, wie lange voraussichtlich die Witterungsverhältnisse eine größere Offensive der Italiener gegen Tirol unmöglich machen. Die Beurteilung soll zur richtigen Bewertung der zahlreichen Agenten Meldungen über Truppenverschiebungen und Ziehung entsprechender Schlüsse als Grundlage dienen. Antwort sehr vorsichtig: Im stark gegliederten Hochgebirge (Tiroler Westfront, Fassaner Alpen, Dolomiten) stoßen Bewegung und Versorgung der Truppen auf solche Schwierigkeiten, dass mit feindlichen Operationen erst nach der Schneeschmelze zu rechnen ist. Bei dauernd schönem kalten Winterwetter sind auch in diesen Gebieten Unternehmungen möglich. - Auf den Hochflächen hingegen schließt der Winter Operationen nicht aus. Einige Wochen schönes, kaltes Wetter können den Schnee so tragfähig machen, dass Truppenbewegungen durchführbar sind. Bei dem zumeist plötzlichen Witterungswechsel ist es aber gewagt, Gebirgsoperationen größeren Stiles für einen bestimmten Zeitpunkt im Winter vorzubereiten. Tauwetter und Niederschläge (es genügt 1m Neuschnee) können jede Bewegungsmöglichkeit aufheben. So unwahrscheinlich eine größere Winter Offensive der Italiener gegen Tirol nach der operativen Lage ist: Die Witterungsverhältnisse würden ihr an der Südtiroler Front keine unüberwindlichen Schwierigkeiten entgegenstellen. Anfang Mai ist dort der Schnee in der Regel kein Hindernis mehr.

Abends Abfahrt zur 5. Armee. Über meine Erlebnisse dort, vom 31.1. bis 7.11. siehe das besondere Tagebuch, das übrigens nicht viel enthält, weil ich draussen zum Schreiben nicht Zeit und Ruhe fand.

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