19.2.1917

Tagebucheintrag von
Karl Schneller

Erklärung

19.2.1917

Vormittags frage ich bei Metzger, wie es mit der Frage der deutschen Verstärkungen steht. Er sagt mir, Cramon habe gestern tatsächlich beim Chef die eine Division angeboten. Der Chef hatte den Eindruck, dass die Deutschen im allgemeinen große Angst haben und nichts Positives unternehmen wollen. Metzger wird aber noch heute eine Darlegung der allgemeinen Lage und unserer Auffassung verfassen, die darin gipfelt, dass bald eine Entscheidung getroffen werden muß, ob etwas Positives beabsichtigt ist oder nicht. - Diese Entscheidung wäre vor allem wegen der gebotenen Sparsamkeit sehr notwendig. Wegen der einen deutschen Division erklärte der Chef, dass er auf sie nur dann reflektieren würde, wenn sie die Vorhut stärkerer Kräfte für einen positiven Zweck sei. Anderenfalls sei es erwünscht, dass diese Division wieder eine österreichisch ungarische an der Ostfront auslöse; denn es würde keinen guten Eindruck auf unsere Truppen machen, die bisher brav gehalten haben, wenn sich jetzt eine einzige deutsche Division zeigen würde. Auch die Wirkung auf Cadorna dürfte keine erschütternde sein. - An der Front normale Gefechtstätigkeit; nur in einzelnen Abschnitten der Gebirgsfront rühren sich die Italiener etwas mehr. Vermutlich geht im Pellegrino - Abschnitt in den nächsten Tagen eine kleinere Unternehmung los. Nach Gefangenenaussagen sollen die Winterurlaube bis Ende Februar offen sein; für den Monat März wurden der Mannschaft überdies Anbauurlaube in Aussicht gestellt. Man kann also mit immer größerer Sicherheit an dem „Radiotermin“ festhalten. Abends zeigt mir Metzger seine Zuschrift an die OKL, die in der präzisen Frage gipfelt, ob zunächst mit der geplanten Offensive aus Tirol noch zu rechnen sei oder aber ob wir uns an allen Fronten nur auf die Abwehr zu beschränken haben werden. (Dem Sinne nach). Der Zuschrift wird eine Darstellung der Kräfteverhältnisse beiliegen, die äußerst interessant ist und die ich daher notiere.

Auf den Spuren der Wahrheit