Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
20.02.1917
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
20.2.1917

Nun rückt die Qu. Abt. mit der Verpflegslage heraus: Nach den vorliegenden Mitteilungen der Zentralstellen des Hinterlandes und den gepflogenen sonstigen Erhebungen ergibt sich folgende Verpflegslage bei der Armee im Feld:

a) Bei Einbeziehung der Ergebnisse der rumänischen Front kann die Mannesverpflegung bis zur nächsten Ernte zur Not beigestellt werden, wobei aber die gegenwärtig verminderte Verpflegsportion des Mannes keineswegs erhöht werden kann. Das Ansammeln größerer Reservevorräte für Zuschübe für eine Offensive aus Tirol, ist undurchführbar

b) Die Futtervorräte sind so gering, dass beim gegenwärtigen Verpflegsstand an Pferden die jetzige durchschnittliche Futtergebühr von 3.5 kg Hartfutter im günstigsten Falle auf die Hälfte herabgesetzt werden musste. Es ist daher eine durchgreifende Verminderung der Pferdestände bei der Armee im Feld unerlässlich. Dies ist auf folgende Weise möglich:

1) Zurücknahme aller bei der Armee im Feld nicht unbedingt notwendigen Formationen.

2) Überprüfung des Standes aller Formationen hinsichtlich der Pferde vom Gesichtspunkte einer der allgemeinen Lage auf den einzelnen Kriegsschauplätzen angepassten behelfsmäßigen Organisation.

3) Einschränkung aller Neuaufstellungen, hierunter auch jener der Staffeln auf das äußerste Mindestmaß. Die Verlegung der neuen Staffeln in den Armeebereich dürfte erst erfolgen, bis auch die nötigen Verpflegsmengen sichergestellt sind; mit den dem K.M. zur Verfügung stehenden Futtermitteln ist einstweilen diese Beistellung in absehbarer Zeit nicht möglich. Die Verminderung der Pferdestände auf Grund einer behelfsmäßigen Organisation könnte einer eigenen Kommission übertragen werden.“

Zu dieser Sache liefere ich auftragsgemäß meine Bemerkung, die darin gipfelt, derartige Anschauungen als Pessimismus und unhaltbar anzukreiden. Metzger sagt mir auch abends, so schlimm stünde die Sache ja nicht, ähnliche Krisen hätten auch voriges Jahr schon bestanden.

In der Zuschrift an Hindenburg lautet die bewusste Frage (samt vorhergehenden Sätzen): „Dem beschlossenen allgemeinen April Angriff unserer Feinde sind wir also an dieser Stelle nicht in der Lage zuvorzukommen. Die allgemeinen Einleitungen materieller Natur für die besprochene Offensive gegen Italien sind im Gange. Ihre Fortsetzung, die Verminderung der Mannschaftssätze, Verwertung der Pferde, der Einsatz der Artillerie, die Zuweisung von Munition und von Material aller Art in den nächsten Monaten muss ich von der Antwort abhängig machen, die ich hiemit bei EE auf die Frage erbitte: Wird an der Absicht der besprochenen Frühjahrsoffensive gegen Italien, für welche die Zuschübe im März intensiv beginnen müssten, festgehalten oder muss die OKL das Ziel für die Frühjahrskämpfe an allen Fronten zunächst auf die Abwehr beschränken? EE. werde ich für baldigste Antwort dankbar sein.“

 

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