Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
05.03.1917
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
5.3.1917

Schon gestern hatte ich wegen der Kämpfe nördlich des Pellegrino Tales nach der unbestimmten Fassung der Meldung kein gutes Gefühl. Und tatsächlich ging eine Vorstellung vor der Costabella unter Verlust von etwa 50 Gefangenen und einem MG. verloren. Bei Roth ist das immer so; auch wenn er ganz genau weiß, wann und wo der Angriff kommt. -

Mittags kommt schon der Antrag der 5. Armee wegen einheitlicher Leitung auf dem Karstplateau; und siehe da: Das Armeekommando will ganz dasselbe, wie es vorgeschlagen war: Wurm und Körner! Für das XVI. Korps aber Kraličiek, der dafür schon wegen seiner geringen Widerstandsfähigkeit kaum in Betracht kommt. Natürlich wird man „oben“ denken, dass „gepackelt wurde“; ich hoffe aber über diesen Verdacht im Verkehr mit Boroević erhaben zu sein…

Nachmittags sehe ich Conrad im Auto zur Audienz fahren. Ich habe über den Fall viel nachgedacht und komme immer wieder zum Ergebnis, er hätte keinen neuen Posten annehmen sollen. Nun wird absichtlich in der ganzen deutschen Presse namentlich, von der Wichtigkeit seiner Aufgabe geschrieben und vielleicht ist er zur Untätigkeit verurteilt. Oder vielleicht nicht? Wir verglichen ihn ja oft mit der Katze, die immer wieder auf die Füße fällt.

Nachmittags im „Neuen Wiener Journal“ ein auffallender Bericht aus ungarischen Quellen, stammend „aus dem Standort der Armee Boroević“. Hauptschlager: Dass die italienische Offensive unmittelbar bevorsteht. Nach gründlicher Überlegung finde ich die Sache eigentlich nicht schlecht. Höchstens etwas Panik im Hinterland; die Italiener sollen nur glauben, dass wir jetzt ihren Angriff erwarten und daher bis an die Zähne gerüstet sind.

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