Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
17.03.1917
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
17.3.1917

Heute vormittags kommt Waldstätten mit Fischer zurück. Letzterer sagt mir, die Leute, mit denen er gesprochen habe, vor allem Körner und Janečka hätten gesagt, ein Aufkommen gegenüber der italienischen Überlegenheit sei ganz unmöglich; man brauche Kanonen, Munition, Truppen und wieder Truppen, Munition und Kanonen. Schreibe mir dies absichtlich genau auf, um es so ganz klar festzuhalten. Kurz darauf sagt mir nämlich Waldstätten,

1) man sei mit ihm und Fischer außerordentlich liebenswürdig gewesen, Boroević habe geäußert, er freue sich immer, wenn Generalstabsoffiziere des AOK zur Armee (das heißt nach Adelsberg) das glaube ich! kommen.

2) Sowohl beim AK., als auch beim Kommando des Abschnittes 3 bestehe die vollste Zuversicht. Körner sei sogar der Ansicht, mit den jetzt in der Front stehenden 7 ITDn allein auskommen zu können.

3) Waldstätten tut es schon leid, dass wir eine weitere Division bekommen, die an der russischen Front viel notwendiger wäre. Ich entgegne mit meinem alten Wahlspruch, Zuversicht unserer höheren Kommandos sei kein reeller Grund. Die Zuversicht der Obersten Führung liege in den Reserven; und die nächste Schlacht wird zeigen, dass wir alle Kräfte, auch die noch kommende Division notwendig haben werden. - Übrigens merkwürdig genug, wenn Waldstätten und Fischer über die Ansichten Körners etwas ganz Entgegengesetztes berichten! Da scheint die Information doch nicht sehr gründlich gewesen zu sein, oder der eine oder der andere spricht nicht die Wahrheit (mit der man es ja bei uns überhaupt nicht so genau nimmt).

Von der Südwestfront kommt heute ein Ansuchen um Verstärkung um 1 - 2 ITD (vielleicht schon veranlasst durch die Nachrichten aus Russland? oder durch ein von mir fallen gelassenes Wort gegen Konopicky?). In der Begründung ist zu lesen: „Wenngleich das 5.AK., wie aus seinem Schlagfertigkeitsbericht und den mir persönlich entwickelten Darlegungen des Armeekommandanten hervorgeht, in Zuversicht (!) den kommenden Ereignissen entgegensieht, muss darauf hingewiesen werden, dass sich das nummerische Kräfteverhältnis der Infanterie im südlichen Teil der Angriffsfront stark zu Gunsten des Feindes verschoben hat. (Eine bekannte Weisheit). - Nach Berechnung des Kommandos der SWF stehen unserem XVI., VII. und XXIII. Korps mit 66.000 Gewehren italienischerseits die 3. Armee und die Zone Görz mit insgesamt 180.000 Gewehren gegenüber Kräfteverhältnis somit 1:3; mit AK und AOK Reserven, zusammen gegen 30.000 (?) Gewehre, italienischerseits 60.000 Gewehre Reserve., ergibt 2:5. Dabei die neu aufgestellten Brigaden nicht gerechnet; ebenso nicht gerechnet die Verwendung der Territorial Milizbataillone in erster Linie (80 Bataillone = 400.000 Feuergewehre). „Das Kommando der SWF wird nichts unterlassen, gegebenenfalls aus allen Teilen der Front die nach der Lage augenblicklich entbehrlichen Reserven - wiewohl sie keinen wesentlichen Kräftezuschuss bedeuten, heranzuführen‚ hält es aber doch für notwendig, die Verstärkung der 5. Armee um 1 - 2 ITD zu erbitten. Eine solche Verstärkung würde ferner die Retablierung der in erster Linie stehenden Divisionen begünstigen und es ermöglichen, auch unmittelbar nach längerer Kampfperiode dringende Aushilfen an andere Abschnitte der SWF geben zu können. - Die Zuinstradierung dieser Armeekörper wäre Ende des Monates erwünscht.“

Fast der ganze Abend vergeht mit dem Einzeichnen aller Befestigungen in eine Generalkarte, die der Kaiser bis morgen haben will. Überhaupt sind wir jetzt mehr ein Informations- als ein Operationsbüro.

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