Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
02.04.1917
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
2.4.1917

Vormittags besucht mich Kageneck, der heute mit nach Homburg fährt. Er kommt wieder auf das alte Thema der Offensive gegen Italien zu sprechen. Nach ihm müsste man natürlich wissen, „wie in Russland der Hase läuft“. Ja, wenn man wüsste, wie die Hasen laufen, so wäre das Kriegführen sehr einfach. Ich gehe auf sein Gequatsch nicht näher ein, betone aber immer wieder, dass wir die Brigade für Tirol brauchen. - Waldstätten, dem ich das gestern erwähnte Konzept heute früh vorlege, streicht den Passus über den Raum von Tolmein und sagt mir dazu 1) es gehe nicht an, dass man jetzt dorthin Artillerie schiebe, weil Metzger dort ist; 2) nun wisse er, warum die 5. Armee so böse auf uns ist: Weil wir fortwährend in den Wirkungskreis des AKs eingriffen. Gegen die erstere, ganz unglaubliche Verdächtigung verwahre ich mich auf das Entschiedenste; in Punkt 2) kann ich nur sagen, dass die Kriegserfahrung diese Methode als die richtige (nämlich bei gewissen Kommandanten) gelehrt habe und dass bisher der Erfolg da war.

Nachmittags Abfahrt des Chefs nach Laxenburg, von dort aus nach Homburg. Mit dem Chef der jeweilig getreue Kundmann; dann von den Deutschen Cramon und Kageneck.

Über die russische Revolution habe ich bisher nahezu nichts geschrieben. Daraus folgt nicht, dass diese gewaltige Umwälzung auf mich nicht ebenso gewaltigen Eindruck machte. Ob sie wohl auf andere Länder übergreifen wird? Die Dispositionen dazu sind überall vorhanden. Heute lese ich („Streng Geheim“) ein Manifest des Rates der Arbeiter und Soldaten Delegierten in Russland „an das Proletariat der ganzen Welt, das darin aufgefordert wird, das Joch des autokratischen Regimes abzuschütteln und sich zu weigern, weiterhin das Werkzeug der Eroberung in den Händen der Könige, der Großgrundbesitzer und der Finanzleute zu sein.“ (!) Das ist natürlich „Streng Geheim“.

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