Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
10.04.1917
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
10.4.1917

Dienstag nach Ostern. Komme heute früh vom „Urlaub“ (1½ Tage) zurück, und höre gleich eine Fülle von Neuigkeiten. Krobatin wird Kommandant der 10. Armee! Er hat einmal kurze Zeit ein Artillerieregiment kommandiert und seither weder die Front gesehen noch mit operativen Dingen je etwas zu tun gehabt. Bei uns geht aber alles, Gestern ist der Kaiser mit Chef, Waldstätten und dem allzeit getreuen Kundmann, dann mit einigem Hofanhang zur 5. Armee gefahren, angeblich um dort einen neuen Kriegsminister auszusuchen Vielleicht gar Boroevič?! - Nun, dann könnte ich ja an der küstenländischen Front unterkommen?! Die Reise ist natürlich eine große und zwecklose Hetzjagd: Sesana, dann XVI. und XVII Korps, endlich Marburg, morgen nachmittags zurück. Nach einer Bemerkung des Majors Fleck bei Mittagessen, die „vorbereitenden Charakter“ zu haben schien, geht es in der Schlacht bei Arras nicht auf das Beste. Der Feind sei dort auf 20 km Breite eingedrungen.

Von der „neuen Operationsabteilung“ Oberstleutnant Tombor und Major Perčević eingerückt; von letzterem höre ich, dass auch mein Nachfolger schon abgereist ist. Es wird also ernst.

Auch nachmittags lauten die Nachrichten über Arras nicht günstig. Im Pressebericht wird gesagt, dass 2 deutsche Divisionen erhebliche Verluste erlitten. Ich bin aber überzeugt, dass es der deutschen Führung bald wieder gelingen wird, eine neue Front herzustellen, wenn nicht die alte zurückzugewinnen. Ja ich gehe weiter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hindenburg = Ludendorff, als sie den großzügigen Rückzugentschluss fassten, nicht einen ganz bestimmten positiven Zweck vor Augen hatten. Irgendwo, so vermute ich, wird plötzlich (das heißt mit der unter so großen Verhältnissen möglichen Plötzlichkeit) eine deutsche Gegenoffensive einsetzen.

Nachmittags die Verständigung, dass der Südwestfront die 26.LwIBrig. zugeführt werden wird. Diese Brigade kommt von Woyrsch, hat also einen weiten Weg. Hoffentlich erreiche ich es, dass die Brigade zur Heeresgruppe Conrad kommt, für die sie ja angefordert war.

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