Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
05.08.1918
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
5.8.1918

Nachts schlafe ich fast gar nicht. Jene Äußerung lässt mir keine Ruhe. Auch mache ich mir im Innersten Vorwürfe, dass ich selbst nicht genug hinausdränge. Andererseits wieder fasst mich die alte Wut gegen alles, was Militär und Krieg ist, und gegen den Undank, den ich in diesem Krieg erlebte. Kurz, ich schlafe schlecht, umso schlechter, als man auch fortwährend die nächtliche Schießerei hört. Höchste Zeit, dass ich bald etwas wenigstens ausspannen kann. - Tagwache 4 Uhr, Frühstück 5h, Abfahrt 515. Dann sehr scharfe Tour. 6 Uhr schon sind wir am Maggio, 8 Uhr am Majo. Dann herunter zum Bataillonskommando (nach gründlicher Besichtigung des ganzen Majo und gegen Osten bis zur Laupelmer Feldwache); nun wollen wir auf 993. Daran hindert uns aber das feindliche Feuer, anscheinend 15 cm, wenn nicht schwerer. Es pfeift tüchtig um uns, die Sprengstücke fegen in die Bäume. Wir warten ein wenig, dann noch ein Versuch, und Exzellenz kehrt selbst um. Hierauf Besichtigung des Vanjizuges, Marsch über Laghi bis zur Collegio-Feldwache, dann über das neue Regimentskommando TKJ 3 (Szamwald) auf den Laghiweg, den wir trotz der großen Leistung in weniger als 2 Stunden bezwingen. 6 Uhr sind wir schon wieder daheim. Ich nicht einmal besonders müde; ich halte ja sehr viel aus. Schrecklich ist mir nur die Lebensgefahr. Ich habe doch mein Mitzchen und mein Werk, und habe vom Leben doch noch so wenig gehabt. - Trotz aller Arbeit und trotz ehrlichstem Bemühen. Nun aber genug für diesen Tag. Schließlich ist er im Krieg nur einer wie andere mehr. Der deutsche Rückzug dauert fort. Wenn man die Ergebnisse des bisherigen Frühjahrs- und Sommerfeldzuges, und die daran geknüpften Hoffnungen vergleicht, so muten die Erklärungen Ludendorffs und Hindenburgs fast wie Akte der Verzweiflung an.

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