Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
26.10.1918
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
26.10.1918

Es wird ½1 Uhr früh bis ich wegkomme. In Levico erfahre ich, dass die ganze Bewegung vorgestern beim IR 25 der 27.ID begonnen hat. Dieses ließ melden, dass es nicht weiter kämpfen, sondern in die Heimat abmarschieren will. Man besorgte gleich, dass auch andere Regimenter mithalten werden und kam bald darauf, dass von den in Reserve stehenden 35ern Relais zu den Frontregimentern führen, sowie dass auch die 38.HID nach Siebenbürgen zurück will. Gestern wurde mit den Truppen anscheinend ohne Ergebnis verhandelt; der Korpskommandant, FMLt. Molnar hat das Gefühl der vollen Unsicherheit der Front; man könne nicht garantieren, dass nicht mit 35 auch die anderen Regimenter die Front verlassen würden. Heute begann eine Schießerei mit MG und ein Handgranatenwerfer beim Regiment 35 und bei den Trains, sodass sich Erzherzog Josef, der hinaus fuhr, nicht getraute, mit der Truppe zu sprechen. Er gewann aber im Gespräch mit den Kommandanten den ungünstigsten Eindruck, verfügte die Ablösung der beiden Divisionen und soll dem AOK. sehr pessimistisch berichtet und die Erwirkung eines sofortigen Waffenstillstandes unter allen Bedingungen erbeten haben. Von Levico fahre ich nach Trient, wo ich um ½ 4 Uhr früh ankomme. Ich sehe dort sogleich einen Befehl ein, der dem KK. die unverzügliche Abgabe von 2 KJg.B. auftragt; wecke Djurič auf und berichte ihm unter Übergabe einer Skizze über die Lage. Warne neuerdings vor überhasteten Bewegungen und unvorsichtigen Telefongesprächen. Gebe auch der Ansicht Ausdruck, dass eine Ablösung solcher Divisionen keinen Zweck habe, da in der jetzigen Lage sicherlich die neuen Truppen angesteckt werden; diese wären unbedingt in eine rückwärtige Stellung zu bringen; man müsse diesbezüglich rasch einen radikalen Entschluss fassen.

11 Uhr vormittags Besprechung der Lage mit Exzellenz Elmar, Fleischmann und Matt. Sturmkompagnie 2/Kjg wird herunter genommen, damit wir hier wieder eine starke verlässliche Kraft haben. Befehl für Verschiebungen von 111 und 4.KJ. hinaus gegeben. Kommandant auch angewiesen, jetzt nicht zu viel in der Front herumzugehen, damit Verbindung nicht verloren geht. - Heute von allen Seiten (das heißt 10. und 11. AK.) Befehle und Mitteilungen über die kommenden Truppenbewegungen, für das 5. Kriegsjahr eine recht schwere Geburt. - Zeitungen bis 28. ganz eingestellt; nur die Generalstabsabteilung des KK. bezieht ihr Exemplar. Ganz verboten sind die ungarischen Zeitungen; sie werden vernichtet. Von nun an täglich 2 Male ein Stimmungsbericht vorzulegen. Meldungen von der HG. Boroević machen heute nicht mehr den festen Eindruck wie gestern.

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