Der Termin für den Besuch des Thronfolgerpaares in Sarajevo war von Feldzeugmeister Oskar Potiorek, Landeschef Bosniens und der Herzegowina, in argloser und unsensibler Weise auf den 28. Juni festgelegt worden: den Veitstag (Vidovdan), den die Serben zur Erinnerung an die Schlacht auf dem Amselfeld (1389) alljährlich als nationales Hochfest begingen, 1914 sogar als 525-Jahr-Jubiläum.
So konnte der Besuch des Thronfolgers und seiner Gemahlin Herzogin Sophie von Hohenberg auch als antislawische Provokation empfunden werden. Letztlich aber war die Wahl des Besuchstermins nicht ausschlaggebend. Vielmehr nutzte eine radikale Minderheit junger serbischer Nationalisten die Gelegenheit zu einem Anschlag. Im Nachhinein betrachtet waren die seitens der Hauptstadt Sarajevo und des Landeschefs getroffenen Sicherheitsvorkehrungen durchaus unzureichend. Es hatte zwar im Vorfeld Warnungen gegeben, die aber bei genauer Betrachtung über das übliche Ausmaß nicht hinausgegangen waren. Wie den zahlreichen zeitgenössischen Äußerungen zu entnehmen ist, war das Gelingen des folgenschweren Anschlags durch eine Kette widriger Umstände und einer Reihe grober Fehleinschätzungen ermöglicht worden.
Geplant und ausgeführt wurde die Bluttat von einigen 18- und 19jährigen enthusiastischen, nationalistisch gesinnten Schülern und Studenten, die der proserbischen Jugendorganisation Mlada Bosna (Junges Bosnien) angehörten. Die Hauptattentäter waren Gavrilo Princip (*1894), Nedjeljko Čabrinović (*1895) und Trifko Grabež (*1895).
Das Attentat verlief in zwei Phasen: In einer aus sechs Fahrzeugen bestehenden Autokolonne fuhr der „hohe Besuch“ durch die Stadt. Auf dem Weg zum ersten Halt, dem Rathaus, wurde das am Appelkai im Konvoi fahrende „Automobil“ des Grafen Harrach, in welchem das Thronfolgerpaar saß, von einem der Attentäter, Nedjeljko Čabrinović, mit einer Bombe beworfen. Die Bombe verfehlte jedoch ihr Ziel bzw. richtete nur geringen Schaden an. Lediglich der dahinter fahrende Wagen wurde beschädigt und einer der Insassen verwundet.
Nach dem Empfang im Rathaus durch den Bürgermeister von Sarajevo beriet man über die Weiterfahrt und entschied sich schließlich für eine geänderte Route: nicht durch die Altstadt, sondern wieder den Appelkai entlang. Die Fahrer der Wagen waren jedoch über die Routenänderung nicht ausreichend informiert und folgten zunächst der alten Route. Feldzeugmeister Potiorek bemerkte den Irrtum und ließ reversieren. Dabei kam das Fahrzeug des Thronfolgers für kurze Zeit zum Stillstand. Diesen Augenblick nutzend feuerte Gavrilo Princip aus einer Browningpistole zwei tödliche Schüsse auf das Thronfolgerpaar ab. Franz Ferdinand traf ein Schuss in den Hals und verwundete ihn schwer, Herzogin Sophie wurde in den Unterleib getroffen und starb vermutlich sofort an inneren Verletzungen. Gavrilo Princip sagte dazu später aus, er habe mit dem zweiten Schuss nicht die Herzogin – eine Tschechin – sondern den Landeschef Potiorek treffen wollen.
Man brachte den schwer verwundeten Erzherzog in den Konak, den Amtssitz des Landeschefs Potiorek. Ärztliche Hilfe war zur Stelle, doch wenig später erlag auch der Thronfolger seinen Wunden.
Das Attentat wurde in zahlreichen Berichten in unterschiedlicher Ausführlichkeit beschrieben. Das Kriegsarchiv verwahrt unter anderem den Augenzeugenbericht des Oberst Dr. Carl von Bardolff, Flügeladjutant und Vorstand der Militärkanzlei des Thronfolgers: Unmittelbar nach dem Attentat telegraphierte Oberst Bardolff, in knappen Worten an die Militärkanzlei Seiner Majestät nach Bad Ischl. Später folgte sein ausführlicher Bericht, der in hektographierter Form mehreren staatlichen Stellen übermittelt wurde.
Die sterblichen Überreste von Franz Ferdinand und Sophie wurden am 2. Juli nach Wien gebracht, am 3. Juli in der Hofburgkapelle öffentlich aufgebahrt und eingesegnet, dann nach Artstetten (Niederösterreich) überführt und dort am 4. Juli 1914 nach nochmaliger Einsegnung in der auf Initiative Franz Ferdinands errichteten Familiengruft beigesetzt. Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv verwahrt dazu eine beglaubigte Kopie des von der k. u. k. Hof- und Burgpfarre ausgestellten Totenscheines, der die Details dieser Vorgänge dokumentiert.

Bardolff meldet das Attentat auf das Thronfolgerpaar
Bardolff meldet das Attentat auf das Thronfolgerpaar
KA, MKSM 68-3/1/1 ex 1914
[Telegramm:]
An die militaerkanzlei ischl
Telegramm aus sarajevo 28/6/1914
seine kaiserliche hoheit erzherzog franz ferdinand und
herzogin heute vormittags einem ruchlosen toedlichen atentat
bei rundfahrt durch sarajevo zum opfer gefallen = oberst bardolf
[Bericht:]
Während der programmäßigen Rundfahrt der Höchsten Herrschaften durch Sarajevo, bei welcher Höchstderen Automobil jenem des Bürgermeisters und Regierungskommissärs nachfuhr, erfolgte auf dem Appelkai kurz vor dem Rathaus das erste Attentat.
Um etwa 10 h 25 vormittags hörte man eine schwache flintenschußähnliche, kurz darauf eine kanonenschußartige Detonation.
Wie sich später herausstellte, war das erste Geräusch, durch die Entzündung der Kapsel der Bombe hervorgerufen, welche wegfliegende Kapsel Ihre Hoheit am Halse leicht streifte. Die auf das Automobil der Höchsten Herrschaften geschleuderte Bombe, fiel nach eigener Aussage derselben auf das umgeschlagene Autodach und kollerte von dort auf die linke Straßenseite, wo sie links seitwärts der Hinterräder des nachfolgenden zweiten Automobils explodierte.
Auf diesem befanden sich neben dem Chauffeur der freiwillige Automobilist Alexander Graf Boos-Waldeck, im Wagen saßen Gräfin Lanjus, Obersthofmeister Baron Rumerskirch und Oberstleutnant von Merizzi. Durch die Explosion der Bombe wurde dieses Auto sehr stark beschädigt und Oberstleutnant von Merizzi am Hinterkopf verletzt. Die Wunde blutete sehr stark. Auch Graf Boos erlitt leichte Verletzungen am Körper, ein Sprengstück durchschlug die Kappe.
Im dritten Automobil, geführt vom Chauffeur des Oberleutnants in der Reserve Egger, saßen vorne dieser, im Fond Oberst Dr. Bardolff, Major Höger und Regierungsrat Hofarzt Dr. Fischer. Die Explosion reichte bis zu diesem Auto. Es wurde dem Oberleutnant Egger die Kappe aufgerissen, und die Glaswand durchlöchert.
Die Höchsten Herrschaften, welche unversehrt waren (bis auf den erwähnten Hautritzer Ihrer Hoheit), hielten ihr Auto an, drehten sich auf ihren Sitzen um und schickten den Grafen Harrach zurück um sich zu erkundigen ob etwas geschehen sei.
Während der Obersthofmeister das momentan gebrauchsunfähige Auto [des Grafen] Boos verließ und nach vorne lief, fuhr das erwähnte dritte Auto dem beschädigten vor um an das Auto der Höchsten Herrschaften anzuschließen. Aus diesem dritten Auto war mittlerweile Regierungsrat Dr. Fischer sowohl vom Obersthofmeister wie vom Flügeladjutanten beordert worden, sich um den verwundeten Oberstleutnant zu bemühen. Dieser wurde zuerst in eine nächstgelegene Arztenswohnung und dann ins Spital gebracht. Diese Verfügung wurde auch Seiner kaiserlichen Hoheit gemeldet und von Höchstselben bewilligt. Dem dritten Auto waren auch die übrigen nachgefahren.
Die Insassen des Autos Boos benützten das Auto des Leutnants in der Reserve Grein.
Nachdem Seiner kaiserlichen Hoheit ganz kurz über die Verletzungen des Oberstleutnants von Merizzi Meldung erstattet war, wurde ohne Verzug die ganz kurze Fahrt zum Rathaus fortgesetzt; während derselben wurde der Attentäter am anderen Ufer der Miljacka verhaftet.
Der Aufenthalt im Rathaus verlief vollständig programmäßig. Während Ihre Hoheit im ersten Stock die türkischen Frauen empfing, sprach Seine kaiserliche Hoheit über das Attentat und stellte dann an den Landeschef die Frage, ob die Fahrt fortgesetzt werden soll oder ob nicht und ob das jetzt so fortgehen werde mit den Bomben oder nicht. Feldzeugmeister Potiorek erklärte, er sei der Überzeugung, dass nichts mehr geschehen werde, es gebe nur zwei Dinge: entweder direkt in den Konak, oder unter Vermeidung der Stadt um sie zu straffen ins Museum zu fahren. Er stellte auch an den soeben eintretenden
Regierungsrat die Frage, ob man die Fahrt fortsetzen könne, die dieser gleichfalls bejahte. Seine kaiserliche Hoheit erklärten darauf in dezidiertester Weise, er wolle vorerst unbedingt den Oberstleutnant von Merizzi im Garnisonsspital besuchen und dann ins Museum fahren. Der Obersthofmeister frug nun, wo dieses Spital sei, ob es ohne Passierung der Stadt erreichbar ist, was ihm von Potiorek bejaht wurde, indem er erklärte, dass man gerade aus über den Appelkai fahren könne.
Darauf wurde resümierend vom Flügeladjutanten konstatiert, also der Höchste Entschluß ist mit Vermeidung der Stadt über den Appelkai ins Garnisonsspital und dann ins Museum zu fahren. Ihre Hoheit änderte hierauf Ihr ursprüngliches Programm vom Rathause direkt in den Konak zu kommen und bat Seine kaiserliche Hoheit, die Fahrt mitmachen zu dürfen. Dieser Bitte wurde ohne Einwendung stattgegeben und darauf wurden die Autos in derselben Reihenfolge bestiegen. Nur das Automobil des Grafen Boos, der mittlerweile verbunden wurde, wurde durch das Automobil des Leutnants in der Reserve Grain in der Reihenfolge ersetzt.
Der vorausfahrende Bürgermeister mit dem Regierungskommissär schlugen trotz des entgegengesetzten Beschlusses den Weg durch die Franz-Josephstraße ein.
Kaum hatte das Mobil der Höchsten Herrschaften, in welchem außer dem Chauffeur der Landeschef Feldzeugmeister Potiorek und Graf Harrach – welcher auf dem Trittbrette links von Seiner kaiserlichen Hoheit stand – sich befanden, gleichfalls irrigerweise um die Ecke Appelkai – Franz Josephstraße gebogen, als von halbrechts der Fahrtrichtung rasch nacheinander mindestens drei Revolverschüsse fielen, von denen einer Ihre Hoheit rechts im Unterleibe, einer Seine kaiserliche Hoheit am Halse traf.
Einen Moment vorher, knapp über der Ecke, rief Feldzeugmeister Potiorek „Was ist denn das, wir fahren doch falsch, wir sollen doch über den Appelkai“ – worauf das Auto bremste.
Ihre Hoheit fiel mit dem ersten Schuß bewusstlos mit dem Gesicht auf den Schoß Seiner kaiserlichen Hoheit, während Seine kaiserliche Hoheit, aus dessen Munde sich bald nach der Verwundung Ströme von Blutes ergossen, erst nach einigen Minuten das Bewusstsein verlor.
Das Automobil reversierte unverzüglich über die Lateinerbrücke und fuhr in den Konak, welcher nach zwei Minuten erreicht war.
Sofort nach den Schüssen sprangen die Herren des Gefolges aus dem Wagen und eilten auf die Unfallstätte. Auf das Automobil der Höchsten Herrschaften sprangen der Obersthofmeister, der Flügeladjutant und Major Höger um die beim ersten Anblick anscheinend unverletzten Höchsten Herrschaften zu decken. Der erste Eindruck war, dass Ihre Hoheit ohnmächtig und dem Herrn Erzherzog überhaupt nichts geschehen sei. Nur Graf Harrach, dem nach dem zweiten Schuß ein dünner Blutstrahl ins Gesicht gespritzt war, wusste, dass Seine kaiserliche Hoheit verletzt ist.
Als die Herren Seine kaiserliche Hoheit bluten sahen, lief Major von Hüttenbrenner aus eigenem Antriebe um Aerzte, während Baron Morsey sich an der Festnahme des Attentäters beteiligte und Rittmeister Baron Ehrbach die Gräfin Lanjus schützte.
Bei der Ankunft im Konak war bereits ärztliche Hilfe zur Stelle, und zwar waren vom Major von Hüttenbrenner Oberstabsarzt Dr. Wolfgang und Regimentsarzt Dr. Payer herbeigeholt worden.
Über Initiative des Majors Höger wurden Oberstabsarzt Dr. Arnstein und Regimentsarzt Dr. Pollaco des Garnisonsspitals sowie Regimentsarzt Dr. Hochmann telephonisch herbeigerufen. Auch Regimentsarzt Dr. Fischer hatte sich mit ihnen im Konak eingefunden.
Bei der Ankunft daselbst war Seine kaiserliche Hoheit in tiefster Bewußtlosigkeit, die Atmung ganz oberflächlich, die Pupillen reagierten ganz schwach, das Herz schlug leise, der Puls war kaum tastbar. Aus der Halswunde und dem Munde floß Blut.
Nach zirka 10 Minuten – zirka 11 Uhr vormittags – trat der Tod ein. Der Herr Erzherzog starb umringt von den Herren seines Gefolges welche sich bemühten ihm Hilfe zu leisten.
Bei Ihrer Hoheit, um welche sich die Gräfin Lanjus und einer der Ärzte bemühten, war der Tod bei der Ankunft im Konak bereits eingetreten. Sie wurde vom Obersthofmeister und dem Flügeladjutanten aus dem Wagen gehoben und beide Höchsten Herrschaften durch das Gefolge und Personen aus dem Konak in den ersten Stock getragen.
Der sofort herbeigerufene Geistliche spendete die letzte Oelung. Mittlerweile war Exzellenz Erzbischof Stadler mit der Geistlichkeit erschienen und verrichteten Gebete.
Die provisorische Aufbahrung der Leichen der Höchsten Herrschaften erfolgte auf zwei Betten im Konak bis zu Eintreffen weiterer Befehle.
Bardolff meldet das Attentat auf das Thronfolgerpaar
KA, MKSM 68-3/1/1 ex 1914
[Telegramm:]
An die militaerkanzlei ischl
Telegramm aus sarajevo 28/6/1914
seine kaiserliche hoheit erzherzog franz ferdinand und
herzogin heute vormittags einem ruchlosen toedlichen atentat
bei rundfahrt durch sarajevo zum opfer gefallen = oberst bardolf
[Bericht:]
Während der programmäßigen Rundfahrt der Höchsten Herrschaften durch Sarajevo, bei welcher Höchstderen Automobil jenem des Bürgermeisters und Regierungskommissärs nachfuhr, erfolgte auf dem Appelkai kurz vor dem Rathaus das erste Attentat.
Um etwa 10 h 25 vormittags hörte man eine schwache flintenschußähnliche, kurz darauf eine kanonenschußartige Detonation.
Wie sich später herausstellte, war das erste Geräusch, durch die Entzündung der Kapsel der Bombe hervorgerufen, welche wegfliegende Kapsel Ihre Hoheit am Halse leicht streifte. Die auf das Automobil der Höchsten Herrschaften geschleuderte Bombe, fiel nach eigener Aussage derselben auf das umgeschlagene Autodach und kollerte von dort auf die linke Straßenseite, wo sie links seitwärts der Hinterräder des nachfolgenden zweiten Automobils explodierte.
Auf diesem befanden sich neben dem Chauffeur der freiwillige Automobilist Alexander Graf Boos-Waldeck, im Wagen saßen Gräfin Lanjus, Obersthofmeister Baron Rumerskirch und Oberstleutnant von Merizzi. Durch die Explosion der Bombe wurde dieses Auto sehr stark beschädigt und Oberstleutnant von Merizzi am Hinterkopf verletzt. Die Wunde blutete sehr stark. Auch Graf Boos erlitt leichte Verletzungen am Körper, ein Sprengstück durchschlug die Kappe.
Im dritten Automobil, geführt vom Chauffeur des Oberleutnants in der Reserve Egger, saßen vorne dieser, im Fond Oberst Dr. Bardolff, Major Höger und Regierungsrat Hofarzt Dr. Fischer. Die Explosion reichte bis zu diesem Auto. Es wurde dem Oberleutnant Egger die Kappe aufgerissen, und die Glaswand durchlöchert.
Die Höchsten Herrschaften, welche unversehrt waren (bis auf den erwähnten Hautritzer Ihrer Hoheit), hielten ihr Auto an, drehten sich auf ihren Sitzen um und schickten den Grafen Harrach zurück um sich zu erkundigen ob etwas geschehen sei.
Während der Obersthofmeister das momentan gebrauchsunfähige Auto [des Grafen] Boos verließ und nach vorne lief, fuhr das erwähnte dritte Auto dem beschädigten vor um an das Auto der Höchsten Herrschaften anzuschließen. Aus diesem dritten Auto war mittlerweile Regierungsrat Dr. Fischer sowohl vom Obersthofmeister wie vom Flügeladjutanten beordert worden, sich um den verwundeten Oberstleutnant zu bemühen. Dieser wurde zuerst in eine nächstgelegene Arztenswohnung und dann ins Spital gebracht. Diese Verfügung wurde auch Seiner kaiserlichen Hoheit gemeldet und von Höchstselben bewilligt. Dem dritten Auto waren auch die übrigen nachgefahren.
Die Insassen des Autos Boos benützten das Auto des Leutnants in der Reserve Grein.
Nachdem Seiner kaiserlichen Hoheit ganz kurz über die Verletzungen des Oberstleutnants von Merizzi Meldung erstattet war, wurde ohne Verzug die ganz kurze Fahrt zum Rathaus fortgesetzt; während derselben wurde der Attentäter am anderen Ufer der Miljacka verhaftet.
Der Aufenthalt im Rathaus verlief vollständig programmäßig. Während Ihre Hoheit im ersten Stock die türkischen Frauen empfing, sprach Seine kaiserliche Hoheit über das Attentat und stellte dann an den Landeschef die Frage, ob die Fahrt fortgesetzt werden soll oder ob nicht und ob das jetzt so fortgehen werde mit den Bomben oder nicht. Feldzeugmeister Potiorek erklärte, er sei der Überzeugung, dass nichts mehr geschehen werde, es gebe nur zwei Dinge: entweder direkt in den Konak, oder unter Vermeidung der Stadt um sie zu straffen ins Museum zu fahren. Er stellte auch an den soeben eintretenden
Regierungsrat die Frage, ob man die Fahrt fortsetzen könne, die dieser gleichfalls bejahte. Seine kaiserliche Hoheit erklärten darauf in dezidiertester Weise, er wolle vorerst unbedingt den Oberstleutnant von Merizzi im Garnisonsspital besuchen und dann ins Museum fahren. Der Obersthofmeister frug nun, wo dieses Spital sei, ob es ohne Passierung der Stadt erreichbar ist, was ihm von Potiorek bejaht wurde, indem er erklärte, dass man gerade aus über den Appelkai fahren könne.
Darauf wurde resümierend vom Flügeladjutanten konstatiert, also der Höchste Entschluß ist mit Vermeidung der Stadt über den Appelkai ins Garnisonsspital und dann ins Museum zu fahren. Ihre Hoheit änderte hierauf Ihr ursprüngliches Programm vom Rathause direkt in den Konak zu kommen und bat Seine kaiserliche Hoheit, die Fahrt mitmachen zu dürfen. Dieser Bitte wurde ohne Einwendung stattgegeben und darauf wurden die Autos in derselben Reihenfolge bestiegen. Nur das Automobil des Grafen Boos, der mittlerweile verbunden wurde, wurde durch das Automobil des Leutnants in der Reserve Grain in der Reihenfolge ersetzt.
Der vorausfahrende Bürgermeister mit dem Regierungskommissär schlugen trotz des entgegengesetzten Beschlusses den Weg durch die Franz-Josephstraße ein.
Kaum hatte das Mobil der Höchsten Herrschaften, in welchem außer dem Chauffeur der Landeschef Feldzeugmeister Potiorek und Graf Harrach – welcher auf dem Trittbrette links von Seiner kaiserlichen Hoheit stand – sich befanden, gleichfalls irrigerweise um die Ecke Appelkai – Franz Josephstraße gebogen, als von halbrechts der Fahrtrichtung rasch nacheinander mindestens drei Revolverschüsse fielen, von denen einer Ihre Hoheit rechts im Unterleibe, einer Seine kaiserliche Hoheit am Halse traf.
Einen Moment vorher, knapp über der Ecke, rief Feldzeugmeister Potiorek „Was ist denn das, wir fahren doch falsch, wir sollen doch über den Appelkai“ – worauf das Auto bremste.
Ihre Hoheit fiel mit dem ersten Schuß bewusstlos mit dem Gesicht auf den Schoß Seiner kaiserlichen Hoheit, während Seine kaiserliche Hoheit, aus dessen Munde sich bald nach der Verwundung Ströme von Blutes ergossen, erst nach einigen Minuten das Bewusstsein verlor.
Das Automobil reversierte unverzüglich über die Lateinerbrücke und fuhr in den Konak, welcher nach zwei Minuten erreicht war.
Sofort nach den Schüssen sprangen die Herren des Gefolges aus dem Wagen und eilten auf die Unfallstätte. Auf das Automobil der Höchsten Herrschaften sprangen der Obersthofmeister, der Flügeladjutant und Major Höger um die beim ersten Anblick anscheinend unverletzten Höchsten Herrschaften zu decken. Der erste Eindruck war, dass Ihre Hoheit ohnmächtig und dem Herrn Erzherzog überhaupt nichts geschehen sei. Nur Graf Harrach, dem nach dem zweiten Schuß ein dünner Blutstrahl ins Gesicht gespritzt war, wusste, dass Seine kaiserliche Hoheit verletzt ist.
Als die Herren Seine kaiserliche Hoheit bluten sahen, lief Major von Hüttenbrenner aus eigenem Antriebe um Aerzte, während Baron Morsey sich an der Festnahme des Attentäters beteiligte und Rittmeister Baron Ehrbach die Gräfin Lanjus schützte.
Bei der Ankunft im Konak war bereits ärztliche Hilfe zur Stelle, und zwar waren vom Major von Hüttenbrenner Oberstabsarzt Dr. Wolfgang und Regimentsarzt Dr. Payer herbeigeholt worden.
Über Initiative des Majors Höger wurden Oberstabsarzt Dr. Arnstein und Regimentsarzt Dr. Pollaco des Garnisonsspitals sowie Regimentsarzt Dr. Hochmann telephonisch herbeigerufen. Auch Regimentsarzt Dr. Fischer hatte sich mit ihnen im Konak eingefunden.
Bei der Ankunft daselbst war Seine kaiserliche Hoheit in tiefster Bewußtlosigkeit, die Atmung ganz oberflächlich, die Pupillen reagierten ganz schwach, das Herz schlug leise, der Puls war kaum tastbar. Aus der Halswunde und dem Munde floß Blut.
Nach zirka 10 Minuten – zirka 11 Uhr vormittags – trat der Tod ein. Der Herr Erzherzog starb umringt von den Herren seines Gefolges welche sich bemühten ihm Hilfe zu leisten.
Bei Ihrer Hoheit, um welche sich die Gräfin Lanjus und einer der Ärzte bemühten, war der Tod bei der Ankunft im Konak bereits eingetreten. Sie wurde vom Obersthofmeister und dem Flügeladjutanten aus dem Wagen gehoben und beide Höchsten Herrschaften durch das Gefolge und Personen aus dem Konak in den ersten Stock getragen.
Der sofort herbeigerufene Geistliche spendete die letzte Oelung. Mittlerweile war Exzellenz Erzbischof Stadler mit der Geistlichkeit erschienen und verrichteten Gebete.
Die provisorische Aufbahrung der Leichen der Höchsten Herrschaften erfolgte auf zwei Betten im Konak bis zu Eintreffen weiterer Befehle.
Bardolff meldet das Attentat auf das Thronfolgerpaar
KA, MKSM 68-3/1/1 ex 1914
[Telegramm:]
An die militaerkanzlei ischl
Telegramm aus sarajevo 28/6/1914
seine kaiserliche hoheit erzherzog franz ferdinand und
herzogin heute vormittags einem ruchlosen toedlichen atentat
bei rundfahrt durch sarajevo zum opfer gefallen = oberst bardolf
[Bericht:]
Während der programmäßigen Rundfahrt der Höchsten Herrschaften durch Sarajevo, bei welcher Höchstderen Automobil jenem des Bürgermeisters und Regierungskommissärs nachfuhr, erfolgte auf dem Appelkai kurz vor dem Rathaus das erste Attentat.
Um etwa 10 h 25 vormittags hörte man eine schwache flintenschußähnliche, kurz darauf eine kanonenschußartige Detonation.
Wie sich später herausstellte, war das erste Geräusch, durch die Entzündung der Kapsel der Bombe hervorgerufen, welche wegfliegende Kapsel Ihre Hoheit am Halse leicht streifte. Die auf das Automobil der Höchsten Herrschaften geschleuderte Bombe, fiel nach eigener Aussage derselben auf das umgeschlagene Autodach und kollerte von dort auf die linke Straßenseite, wo sie links seitwärts der Hinterräder des nachfolgenden zweiten Automobils explodierte.
Auf diesem befanden sich neben dem Chauffeur der freiwillige Automobilist Alexander Graf Boos-Waldeck, im Wagen saßen Gräfin Lanjus, Obersthofmeister Baron Rumerskirch und Oberstleutnant von Merizzi. Durch die Explosion der Bombe wurde dieses Auto sehr stark beschädigt und Oberstleutnant von Merizzi am Hinterkopf verletzt. Die Wunde blutete sehr stark. Auch Graf Boos erlitt leichte Verletzungen am Körper, ein Sprengstück durchschlug die Kappe.
Im dritten Automobil, geführt vom Chauffeur des Oberleutnants in der Reserve Egger, saßen vorne dieser, im Fond Oberst Dr. Bardolff, Major Höger und Regierungsrat Hofarzt Dr. Fischer. Die Explosion reichte bis zu diesem Auto. Es wurde dem Oberleutnant Egger die Kappe aufgerissen, und die Glaswand durchlöchert.
Die Höchsten Herrschaften, welche unversehrt waren (bis auf den erwähnten Hautritzer Ihrer Hoheit), hielten ihr Auto an, drehten sich auf ihren Sitzen um und schickten den Grafen Harrach zurück um sich zu erkundigen ob etwas geschehen sei.
Während der Obersthofmeister das momentan gebrauchsunfähige Auto [des Grafen] Boos verließ und nach vorne lief, fuhr das erwähnte dritte Auto dem beschädigten vor um an das Auto der Höchsten Herrschaften anzuschließen. Aus diesem dritten Auto war mittlerweile Regierungsrat Dr. Fischer sowohl vom Obersthofmeister wie vom Flügeladjutanten beordert worden, sich um den verwundeten Oberstleutnant zu bemühen. Dieser wurde zuerst in eine nächstgelegene Arztenswohnung und dann ins Spital gebracht. Diese Verfügung wurde auch Seiner kaiserlichen Hoheit gemeldet und von Höchstselben bewilligt. Dem dritten Auto waren auch die übrigen nachgefahren.
Die Insassen des Autos Boos benützten das Auto des Leutnants in der Reserve Grein.
Nachdem Seiner kaiserlichen Hoheit ganz kurz über die Verletzungen des Oberstleutnants von Merizzi Meldung erstattet war, wurde ohne Verzug die ganz kurze Fahrt zum Rathaus fortgesetzt; während derselben wurde der Attentäter am anderen Ufer der Miljacka verhaftet.
Der Aufenthalt im Rathaus verlief vollständig programmäßig. Während Ihre Hoheit im ersten Stock die türkischen Frauen empfing, sprach Seine kaiserliche Hoheit über das Attentat und stellte dann an den Landeschef die Frage, ob die Fahrt fortgesetzt werden soll oder ob nicht und ob das jetzt so fortgehen werde mit den Bomben oder nicht. Feldzeugmeister Potiorek erklärte, er sei der Überzeugung, dass nichts mehr geschehen werde, es gebe nur zwei Dinge: entweder direkt in den Konak, oder unter Vermeidung der Stadt um sie zu straffen ins Museum zu fahren. Er stellte auch an den soeben eintretenden
Regierungsrat die Frage, ob man die Fahrt fortsetzen könne, die dieser gleichfalls bejahte. Seine kaiserliche Hoheit erklärten darauf in dezidiertester Weise, er wolle vorerst unbedingt den Oberstleutnant von Merizzi im Garnisonsspital besuchen und dann ins Museum fahren. Der Obersthofmeister frug nun, wo dieses Spital sei, ob es ohne Passierung der Stadt erreichbar ist, was ihm von Potiorek bejaht wurde, indem er erklärte, dass man gerade aus über den Appelkai fahren könne.
Darauf wurde resümierend vom Flügeladjutanten konstatiert, also der Höchste Entschluß ist mit Vermeidung der Stadt über den Appelkai ins Garnisonsspital und dann ins Museum zu fahren. Ihre Hoheit änderte hierauf Ihr ursprüngliches Programm vom Rathause direkt in den Konak zu kommen und bat Seine kaiserliche Hoheit, die Fahrt mitmachen zu dürfen. Dieser Bitte wurde ohne Einwendung stattgegeben und darauf wurden die Autos in derselben Reihenfolge bestiegen. Nur das Automobil des Grafen Boos, der mittlerweile verbunden wurde, wurde durch das Automobil des Leutnants in der Reserve Grain in der Reihenfolge ersetzt.
Der vorausfahrende Bürgermeister mit dem Regierungskommissär schlugen trotz des entgegengesetzten Beschlusses den Weg durch die Franz-Josephstraße ein.
Kaum hatte das Mobil der Höchsten Herrschaften, in welchem außer dem Chauffeur der Landeschef Feldzeugmeister Potiorek und Graf Harrach – welcher auf dem Trittbrette links von Seiner kaiserlichen Hoheit stand – sich befanden, gleichfalls irrigerweise um die Ecke Appelkai – Franz Josephstraße gebogen, als von halbrechts der Fahrtrichtung rasch nacheinander mindestens drei Revolverschüsse fielen, von denen einer Ihre Hoheit rechts im Unterleibe, einer Seine kaiserliche Hoheit am Halse traf.
Einen Moment vorher, knapp über der Ecke, rief Feldzeugmeister Potiorek „Was ist denn das, wir fahren doch falsch, wir sollen doch über den Appelkai“ – worauf das Auto bremste.
Ihre Hoheit fiel mit dem ersten Schuß bewusstlos mit dem Gesicht auf den Schoß Seiner kaiserlichen Hoheit, während Seine kaiserliche Hoheit, aus dessen Munde sich bald nach der Verwundung Ströme von Blutes ergossen, erst nach einigen Minuten das Bewusstsein verlor.
Das Automobil reversierte unverzüglich über die Lateinerbrücke und fuhr in den Konak, welcher nach zwei Minuten erreicht war.
Sofort nach den Schüssen sprangen die Herren des Gefolges aus dem Wagen und eilten auf die Unfallstätte. Auf das Automobil der Höchsten Herrschaften sprangen der Obersthofmeister, der Flügeladjutant und Major Höger um die beim ersten Anblick anscheinend unverletzten Höchsten Herrschaften zu decken. Der erste Eindruck war, dass Ihre Hoheit ohnmächtig und dem Herrn Erzherzog überhaupt nichts geschehen sei. Nur Graf Harrach, dem nach dem zweiten Schuß ein dünner Blutstrahl ins Gesicht gespritzt war, wusste, dass Seine kaiserliche Hoheit verletzt ist.
Als die Herren Seine kaiserliche Hoheit bluten sahen, lief Major von Hüttenbrenner aus eigenem Antriebe um Aerzte, während Baron Morsey sich an der Festnahme des Attentäters beteiligte und Rittmeister Baron Ehrbach die Gräfin Lanjus schützte.
Bei der Ankunft im Konak war bereits ärztliche Hilfe zur Stelle, und zwar waren vom Major von Hüttenbrenner Oberstabsarzt Dr. Wolfgang und Regimentsarzt Dr. Payer herbeigeholt worden.
Über Initiative des Majors Höger wurden Oberstabsarzt Dr. Arnstein und Regimentsarzt Dr. Pollaco des Garnisonsspitals sowie Regimentsarzt Dr. Hochmann telephonisch herbeigerufen. Auch Regimentsarzt Dr. Fischer hatte sich mit ihnen im Konak eingefunden.
Bei der Ankunft daselbst war Seine kaiserliche Hoheit in tiefster Bewußtlosigkeit, die Atmung ganz oberflächlich, die Pupillen reagierten ganz schwach, das Herz schlug leise, der Puls war kaum tastbar. Aus der Halswunde und dem Munde floß Blut.
Nach zirka 10 Minuten – zirka 11 Uhr vormittags – trat der Tod ein. Der Herr Erzherzog starb umringt von den Herren seines Gefolges welche sich bemühten ihm Hilfe zu leisten.
Bei Ihrer Hoheit, um welche sich die Gräfin Lanjus und einer der Ärzte bemühten, war der Tod bei der Ankunft im Konak bereits eingetreten. Sie wurde vom Obersthofmeister und dem Flügeladjutanten aus dem Wagen gehoben und beide Höchsten Herrschaften durch das Gefolge und Personen aus dem Konak in den ersten Stock getragen.
Der sofort herbeigerufene Geistliche spendete die letzte Oelung. Mittlerweile war Exzellenz Erzbischof Stadler mit der Geistlichkeit erschienen und verrichteten Gebete.
Die provisorische Aufbahrung der Leichen der Höchsten Herrschaften erfolgte auf zwei Betten im Konak bis zu Eintreffen weiterer Befehle.
Bardolff meldet das Attentat auf das Thronfolgerpaar
KA, MKSM 68-3/1/1 ex 1914
[Telegramm:]
An die militaerkanzlei ischl
Telegramm aus sarajevo 28/6/1914
seine kaiserliche hoheit erzherzog franz ferdinand und
herzogin heute vormittags einem ruchlosen toedlichen atentat
bei rundfahrt durch sarajevo zum opfer gefallen = oberst bardolf
[Bericht:]
Während der programmäßigen Rundfahrt der Höchsten Herrschaften durch Sarajevo, bei welcher Höchstderen Automobil jenem des Bürgermeisters und Regierungskommissärs nachfuhr, erfolgte auf dem Appelkai kurz vor dem Rathaus das erste Attentat.
Um etwa 10 h 25 vormittags hörte man eine schwache flintenschußähnliche, kurz darauf eine kanonenschußartige Detonation.
Wie sich später herausstellte, war das erste Geräusch, durch die Entzündung der Kapsel der Bombe hervorgerufen, welche wegfliegende Kapsel Ihre Hoheit am Halse leicht streifte. Die auf das Automobil der Höchsten Herrschaften geschleuderte Bombe, fiel nach eigener Aussage derselben auf das umgeschlagene Autodach und kollerte von dort auf die linke Straßenseite, wo sie links seitwärts der Hinterräder des nachfolgenden zweiten Automobils explodierte.
Auf diesem befanden sich neben dem Chauffeur der freiwillige Automobilist Alexander Graf Boos-Waldeck, im Wagen saßen Gräfin Lanjus, Obersthofmeister Baron Rumerskirch und Oberstleutnant von Merizzi. Durch die Explosion der Bombe wurde dieses Auto sehr stark beschädigt und Oberstleutnant von Merizzi am Hinterkopf verletzt. Die Wunde blutete sehr stark. Auch Graf Boos erlitt leichte Verletzungen am Körper, ein Sprengstück durchschlug die Kappe.
Im dritten Automobil, geführt vom Chauffeur des Oberleutnants in der Reserve Egger, saßen vorne dieser, im Fond Oberst Dr. Bardolff, Major Höger und Regierungsrat Hofarzt Dr. Fischer. Die Explosion reichte bis zu diesem Auto. Es wurde dem Oberleutnant Egger die Kappe aufgerissen, und die Glaswand durchlöchert.
Die Höchsten Herrschaften, welche unversehrt waren (bis auf den erwähnten Hautritzer Ihrer Hoheit), hielten ihr Auto an, drehten sich auf ihren Sitzen um und schickten den Grafen Harrach zurück um sich zu erkundigen ob etwas geschehen sei.
Während der Obersthofmeister das momentan gebrauchsunfähige Auto [des Grafen] Boos verließ und nach vorne lief, fuhr das erwähnte dritte Auto dem beschädigten vor um an das Auto der Höchsten Herrschaften anzuschließen. Aus diesem dritten Auto war mittlerweile Regierungsrat Dr. Fischer sowohl vom Obersthofmeister wie vom Flügeladjutanten beordert worden, sich um den verwundeten Oberstleutnant zu bemühen. Dieser wurde zuerst in eine nächstgelegene Arztenswohnung und dann ins Spital gebracht. Diese Verfügung wurde auch Seiner kaiserlichen Hoheit gemeldet und von Höchstselben bewilligt. Dem dritten Auto waren auch die übrigen nachgefahren.
Die Insassen des Autos Boos benützten das Auto des Leutnants in der Reserve Grein.
Nachdem Seiner kaiserlichen Hoheit ganz kurz über die Verletzungen des Oberstleutnants von Merizzi Meldung erstattet war, wurde ohne Verzug die ganz kurze Fahrt zum Rathaus fortgesetzt; während derselben wurde der Attentäter am anderen Ufer der Miljacka verhaftet.
Der Aufenthalt im Rathaus verlief vollständig programmäßig. Während Ihre Hoheit im ersten Stock die türkischen Frauen empfing, sprach Seine kaiserliche Hoheit über das Attentat und stellte dann an den Landeschef die Frage, ob die Fahrt fortgesetzt werden soll oder ob nicht und ob das jetzt so fortgehen werde mit den Bomben oder nicht. Feldzeugmeister Potiorek erklärte, er sei der Überzeugung, dass nichts mehr geschehen werde, es gebe nur zwei Dinge: entweder direkt in den Konak, oder unter Vermeidung der Stadt um sie zu straffen ins Museum zu fahren. Er stellte auch an den soeben eintretenden
Regierungsrat die Frage, ob man die Fahrt fortsetzen könne, die dieser gleichfalls bejahte. Seine kaiserliche Hoheit erklärten darauf in dezidiertester Weise, er wolle vorerst unbedingt den Oberstleutnant von Merizzi im Garnisonsspital besuchen und dann ins Museum fahren. Der Obersthofmeister frug nun, wo dieses Spital sei, ob es ohne Passierung der Stadt erreichbar ist, was ihm von Potiorek bejaht wurde, indem er erklärte, dass man gerade aus über den Appelkai fahren könne.
Darauf wurde resümierend vom Flügeladjutanten konstatiert, also der Höchste Entschluß ist mit Vermeidung der Stadt über den Appelkai ins Garnisonsspital und dann ins Museum zu fahren. Ihre Hoheit änderte hierauf Ihr ursprüngliches Programm vom Rathause direkt in den Konak zu kommen und bat Seine kaiserliche Hoheit, die Fahrt mitmachen zu dürfen. Dieser Bitte wurde ohne Einwendung stattgegeben und darauf wurden die Autos in derselben Reihenfolge bestiegen. Nur das Automobil des Grafen Boos, der mittlerweile verbunden wurde, wurde durch das Automobil des Leutnants in der Reserve Grain in der Reihenfolge ersetzt.
Der vorausfahrende Bürgermeister mit dem Regierungskommissär schlugen trotz des entgegengesetzten Beschlusses den Weg durch die Franz-Josephstraße ein.
Kaum hatte das Mobil der Höchsten Herrschaften, in welchem außer dem Chauffeur der Landeschef Feldzeugmeister Potiorek und Graf Harrach – welcher auf dem Trittbrette links von Seiner kaiserlichen Hoheit stand – sich befanden, gleichfalls irrigerweise um die Ecke Appelkai – Franz Josephstraße gebogen, als von halbrechts der Fahrtrichtung rasch nacheinander mindestens drei Revolverschüsse fielen, von denen einer Ihre Hoheit rechts im Unterleibe, einer Seine kaiserliche Hoheit am Halse traf.
Einen Moment vorher, knapp über der Ecke, rief Feldzeugmeister Potiorek „Was ist denn das, wir fahren doch falsch, wir sollen doch über den Appelkai“ – worauf das Auto bremste.
Ihre Hoheit fiel mit dem ersten Schuß bewusstlos mit dem Gesicht auf den Schoß Seiner kaiserlichen Hoheit, während Seine kaiserliche Hoheit, aus dessen Munde sich bald nach der Verwundung Ströme von Blutes ergossen, erst nach einigen Minuten das Bewusstsein verlor.
Das Automobil reversierte unverzüglich über die Lateinerbrücke und fuhr in den Konak, welcher nach zwei Minuten erreicht war.
Sofort nach den Schüssen sprangen die Herren des Gefolges aus dem Wagen und eilten auf die Unfallstätte. Auf das Automobil der Höchsten Herrschaften sprangen der Obersthofmeister, der Flügeladjutant und Major Höger um die beim ersten Anblick anscheinend unverletzten Höchsten Herrschaften zu decken. Der erste Eindruck war, dass Ihre Hoheit ohnmächtig und dem Herrn Erzherzog überhaupt nichts geschehen sei. Nur Graf Harrach, dem nach dem zweiten Schuß ein dünner Blutstrahl ins Gesicht gespritzt war, wusste, dass Seine kaiserliche Hoheit verletzt ist.
Als die Herren Seine kaiserliche Hoheit bluten sahen, lief Major von Hüttenbrenner aus eigenem Antriebe um Aerzte, während Baron Morsey sich an der Festnahme des Attentäters beteiligte und Rittmeister Baron Ehrbach die Gräfin Lanjus schützte.
Bei der Ankunft im Konak war bereits ärztliche Hilfe zur Stelle, und zwar waren vom Major von Hüttenbrenner Oberstabsarzt Dr. Wolfgang und Regimentsarzt Dr. Payer herbeigeholt worden.
Über Initiative des Majors Höger wurden Oberstabsarzt Dr. Arnstein und Regimentsarzt Dr. Pollaco des Garnisonsspitals sowie Regimentsarzt Dr. Hochmann telephonisch herbeigerufen. Auch Regimentsarzt Dr. Fischer hatte sich mit ihnen im Konak eingefunden.
Bei der Ankunft daselbst war Seine kaiserliche Hoheit in tiefster Bewußtlosigkeit, die Atmung ganz oberflächlich, die Pupillen reagierten ganz schwach, das Herz schlug leise, der Puls war kaum tastbar. Aus der Halswunde und dem Munde floß Blut.
Nach zirka 10 Minuten – zirka 11 Uhr vormittags – trat der Tod ein. Der Herr Erzherzog starb umringt von den Herren seines Gefolges welche sich bemühten ihm Hilfe zu leisten.
Bei Ihrer Hoheit, um welche sich die Gräfin Lanjus und einer der Ärzte bemühten, war der Tod bei der Ankunft im Konak bereits eingetreten. Sie wurde vom Obersthofmeister und dem Flügeladjutanten aus dem Wagen gehoben und beide Höchsten Herrschaften durch das Gefolge und Personen aus dem Konak in den ersten Stock getragen.
Der sofort herbeigerufene Geistliche spendete die letzte Oelung. Mittlerweile war Exzellenz Erzbischof Stadler mit der Geistlichkeit erschienen und verrichteten Gebete.
Die provisorische Aufbahrung der Leichen der Höchsten Herrschaften erfolgte auf zwei Betten im Konak bis zu Eintreffen weiterer Befehle.